Nordrhein-Westfalen, Berlin, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Bayern investieren einen siebenstelligen Betrag in lokale Games-Projekte.
Etwas weniger als 1,2 Millionen Euro haben die regionalen Games-Förderer aus München, Berlin, Hannover, Düsseldorf und Stuttgart in den vergangenen drei Monaten an knapp 30 Videospiel-Neubauprojekte überwiesen. Das hat eine GamesWirtschaft-Analyse der aktuellen Förderbescheide ergeben.
Zur Einordnung: Diese 1,2 Millionen Euro entsprechen ungefähr der Summe, die alleine der Filmförderfonds in „Fack Ju Göhte 2“ investiert hat. Oder in die Verfilmung des Hörspiel-Klassikers „Benjamin Blümchen“ mit Uwe Ochsenknecht und Heike Makatsch.
Der Unterschied: Die Rückzahlung des Geldes ist bei Filmprojekten dieser Größenordnung alleine durch die Kinotickets so gut wie garantiert, die Bluray- und TV-Auswertung noch gar nicht einkalkuliert. Umgekehrt gilt: Weniger als 1 Prozent der geförderten Games-Projekte spielt die Kosten wieder ein. Andererseits: Wenn es richtig gut läuft, entstehen dauerhaft neue Studios, die neue Aufträge an Land ziehen und das Gelernte dann in Folgeprojekt einfließen lassen. Parade-Beispiel: Mimimi Productions („Shadow Tactics“).
Games-Förderung: Bayern und Berlin-Brandenburg fördern am großzügigsten
Die größten Schecks kommen auch in der Frühlings-/Sommer-Saison vom FilmFörderFonds Bayern und vom Medienboard Berlin-Brandenburg: Mit Summen zwischen 400.000 und 500.000 Euro stellen sie den Löwenanteil der bundesdeutschen Förderung.
Zwei Titel – „Can’t Drive This“ vom Nürnberger Studio Pixel Maniacs und „Backdrop“ von Intulo UG aus Hildesheim – wurden mit jeweils über 100.000 Euro unterstützt und sind daher neu in unserer Liste der höchstgeförderten Projekte.
Beträge dieser Größenordnung sind eher die Ausnahme. Gerade in der Konzept-Phase sind die ausgeschütteten Summen noch überschaubar – 15.000 Euro hier, 20.000 Euro da. Vielfach zieht die Konzept- und Prototypen-Förderung weitere Gelder nach sich. So ist zu erwarten, dass die U-Boot Game UG nach erfolgreichem Abschluss des Prototypen zur „Das Boot“-TV-Serien-Adaption auch die Produktion vom Filmförderfonds Bayern mitfinanzieren lässt.
Games-Förderung: Mountainbikes, Piraten und Virtual Reality
Wer sich Handelsregistereinträge und Websites ansieht, stößt auch in dieser Förderrunde auf alte Bekannte. So fördert zum Beispiel Nordmedia das bereits erwähnte Projekt „Backdrop“ – einen Mix aus „Videospiel, Rollenspiel- und Theater-Elementen“. Zu den Team-Mitgliedern zählen neben der Antrag-stellenden Intulo UG aus Hildesheim auch Seckin Ölmez (Mosaic Studios), Franz Stradal (einst Projektleiter von „Sacred“) und Jan Wagner (Cliffhanger Productions).
Im Herbst 2016 wurde das dazugehörige Kickstarter-Projekt nach wenigen Wochen abgebrochen, da das Finanzierungsziel von 175.000 Euro nicht mehr zu erreichen war. „Backdrop“ gehört zu den vielen ungewöhnlichen Spielideen, die ohne staatliche Unterstützung kaum eine Chance auf Umsetzung hätten. In den Förderlisten finden sich weiterhin auffallend viele Virtual-Reality-Konzepte, Kinder-Apps und Plattform-Puzzler. Faktisch zum Erliegen gekommen ist indes die Entwicklung klassischer Browsergames.
International größte Aufmerksamkeit erlangt hat bislang das originelle PC-Mountainbike-Geschicklichkeitsspiel „Lonely Mountains: Downhill„, das in Berlin von einem Drei-Mann-Studio namens Megagon Industries entwickelt wird. Das Medienboard Berlin-Brandenburg beteiligt sich mit 50.000 Euro an der Fertigstellung des Spiels.
Weitere Informationen zum Thema Games-Förderung finden Sie in diesen Beiträgen:
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