Start Politik DAK-Studie: Mediensucht steigt infolge der Pandemie

DAK-Studie: Mediensucht steigt infolge der Pandemie

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DAK und Forscher warnen vor Mediensucht unter Kinder und Jugendlichen (Foto: DAK-Gesundheit / iStock)
DAK und Forscher warnen vor Mediensucht unter Kinder und Jugendlichen (Foto: DAK-Gesundheit / iStock)

Der starke Anstieg von Mediensucht unter Deutschlands Kindern und Jugendlichen hält auch nach Ende der Lockdowns an, wie eine DAK-Studie zeigt.

4,1 Prozent der 10- bis 17Jährigen in Deutschland – also rund 220.000 Jungen und Mädchen – zeigen einen krankhaften Umgang mit Computerspielen. Das sind 52 Prozent mehr als noch 2019. Das geht aus einer  Untersuchung von Wissenschaftlern des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) hervor, die heute von der Krankenkasse DAK vorgestellt wurde.

Der Anstieg der Mediensucht steht im direkten Zusammenhang mit längeren Nutzungszeiten: An Werktagen hat sich die durchschnittliche Games-Spielzeit gegenüber 2019 auf 109 Minuten erhöht – also fast zwei Stunden. Im Vergleich zur Vor-Corona-Phase ergibt sich ein Anstieg von 31 Prozent: Damals lag der Wert bei 83 Minuten.

Dazu beigetragen haben die anhaltenden Einschränkungen von Kontakt- und Freizeitmöglichkeiten im Zuge der Corona-Pandemie. Die Höchstwerte hatten die Wissenschaftler im April 2020 gemessen, also zu Beginn der Lockdowns. An den Wochenenden ist die Computerspiele-Nutzung seitdem um 10 Prozent gesunken – von 195 Minuten auf inzwischen 175 Minuten.

„Der Anstieg der Abhängigkeit bei Computerspielen von mehr als 50 Prozent ist alarmierend“, mahnt DAK-Vorstands-Chef Andreas Storm. Die Gesundheitspolitik müsse die zunehmende Mediensucht junger Menschen stärker in den Fokus nehmen. Außerdem brauche es eine „breite Präventionsoffensive“, um die Medienkompetenz von Kindern und Eltern weiter zu stärken. So empfiehlt die DAK unter anderem die Formulierung klarer Regeln und Eltern-Kind-Vereinbarungen, wann und wie lange Games genutzt werden können.

Die Suchtkommission der kinder- und jugendpsychatrischen Fachverbände geht sogar noch weiter: Vor Schulbeginn sollten Kinder demnach überhaupt keine digitalen Medien zum Spielen und Lernen nutzen – frühestens ab der 5. Klasse sollte Kindern ein eigenes Smartphone zur Verfügung gestellt werden; ein eigener PC sei demnach erst ab 12 Jahren sinnvoll.

Parallel zu Computer-, Konsolen- und Smartphone-Spielen ist auch die pathologische Nutzung von Social-Media-Angeboten angestiegen – von 3,2 Prozent auf 4,6 Prozent. Die Experten beziffern die Zahl der Betroffenen mit fast 250.000 Jugendlichen – der Anteil männlicher Jugendliche liegt mehr als doppelt so hoch im Vergleich zu den Mädchen. Insbesondere bei den 10- bis 14jährigen habe die digitale Mediennutzung stark zugenommen.

„Gerade für Kinder und Jugendliche mit bereits davor riskanter Mediennutzung waren die Lockdowns ein erheblicher gesundheitlicher Gefährdungsfaktor, der den Übergang in eine pathologische Mediennutzung quasi katalysiert hat“, hat Dr. Thomas Fischbach beobachtet, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte. „Es ist zu befürchten, dass sich diese Fehlentwicklung auch nach Ende der Pandemie nicht einfach wird vollständig rückabwickeln lassen, zumal Eltern ihren Einfluss über klare Medienregeln in der Familie der Situation nicht angepasst haben.“

Für die Studie werden bundesweit 1.200 Familien regelmäßig nach ihrem Mediennutzungs-Verhalten befragt.