Start Politik Altmeiers Startup-Beirat: Gerlinger tritt zurück

Altmeiers Startup-Beirat: Gerlinger tritt zurück

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Christoph Gerlinger ist Geschäftsführer der SGT German Private Equity (Foto: SGT German Private Equity GmbH & Co. KGaA)
Christoph Gerlinger ist Geschäftsführer der SGT German Private Equity (Foto: SGT German Private Equity GmbH & Co. KGaA)

Ein Berater-Gremium des Wirtschaftsministeriums fordert die „Disziplinierung der Presse“ mit Blick auf Startup-Börsengänge.

„In einem persönlichen Gespräch habe ich den Rücktritt von Herrn Gerlinger angenommen. Für seine ehrenamtliche Arbeit im Beirat habe ich ihm gedankt.“

Damit zieht Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) die Konsequenzen aus einem Positionspapier zum Thema „Börsengänge deutscher Startups“, das bis heute Vormittag auf der Website des Ministeriums zu finden war. Mit „Herr Gerlinger“ ist Christoph Gerlinger gemeint, der dem Beirat Junge Digitale Wirtschaft angehört und als Chef der SGT German Private Equity GmbH (zuvor German Startup Groups) an Startups wie Delivery Hero oder Mister Spex beteiligt war.

In besagtem Positionspapier fordert der Beirat Junge Digitale Wirtschaft unter anderem die „Gewährleistung einer ausgewogenen Berichterstattung über Börsengänge durch Erlasse von Regeln zur Vermeidung einseitig diffamierender Artikel, die sich als regelrechtes IPO- und New-Economy-Bashing unter Finanzredakteuren verbreitet“ hätten.

Die Presse solle verpflichtet werden, auch über kleine Börsengänge zu berichten. Zudem müsse es eine „Disziplinierung der Presse zu sachlicher, richtiger und vollständiger Information“ geben. Für Internetforen wird eine Offenlegung von Klarnamen gefordert – gleichzeitig müssten Blogger für Falschbehauptungen haften.

Nicht nur Altmeier sieht in diesen Formulierungen einen Angriff auf die Meinungs- und Pressefreiheit: In der Startup-Szene, im Ministerium und selbst innerhalb des Beirats hat das Papier daher hohe Wellen geschlagen, die nun zum Rücktritt von Investor Gerlinger geführt haben. Der Beirat selbst erklärt den Fauxpas damit, dass dem Wirtschaftsministerium versehentlich eine „veraltete Entwurfsfassung“ übermittelt worden sei. Gerlinger hat in einer Stellungnahme die Verantwortung übernommen und sich bei Journalisten entschuldigt.

In der deutschen Games-Industrie ist Gerlinger kein Unbekannter: Von 1999 bis 2001 war er Finanzchef bei der börsennotierten CDV Software Entertainment AG (Blitzkrieg, Cossacks, Lula 3D), danach General Manager bei Atari Deutschland (heute: Bandai Namco Entertainment). 2005 hat er gemeinsam mit Dirk Weyel den Online-Games-Anbieter Frogster Interactive AG (Runes of Magic) gegründet, der 2011 komplett von der Karlsruher Gameforge AG übernommen wurde.

Der Beirat Junge Digitale Wirtschaft setzt sich aus 29 Gründern und Investoren zusammen, darunter Eckart Diepenhorst (Free Now), Johannes Reck (Getyourguide), Christian Vollmann (Nebenan.de) und Lea-Sophie Cramer (Amorelie).