Start Meinung Vom Umgang mit Fehlern (Fröhlich am Freitag)

Vom Umgang mit Fehlern (Fröhlich am Freitag)

0
Der Bund stockt die Computerspiele-Förderung auf (Foto: Fröhlich)
Der Bund stockt die Computerspiele-Förderung auf (Foto: Fröhlich)

Wo gehobelt wird, fallen Späne – und wo publiziert wird, passieren Fehler. Entscheidend ist der Umgang mit Bugs und Irrtümern.

Verehrte GamesWirtschaft-Leser,

am vergangenen Freitag ist mir ein bedauerlicher Bock unterlaufen – was eben passiert, wenn ein Text vor dem ersten Kaffee in die Tastatur gehackt und veröffentlicht wird.

Eine fehlinterpretierte Pressemitteilung zu den Beratungen des Haushaltsausschusses im Bundestag führte dazu, dass in einem Beitrag geschrieben stand, Deutschlands Spiele-Entwickler würden statt budgetierter 50 Millionen Euro künftig mit jährlich 85 Millionen Euro subventioniert. Tatsächlich wurde der Förderzeitraum schlichtweg bis 2026 verlängert, wodurch das ohnehin schon üppige Budget in Summe wächst – nämlich um 85 Millionen Euro. Insgesamt, nicht pro Jahr.

Grundsätzlich erfreulich, aber eben ein feiner Unterschied.

Fröhlich am Freitag - die wöchentliche Kolumne bei GamesWirtschaft
Fröhlich am Freitag – die wöchentliche Kolumne bei GamesWirtschaft

Weil mich ein aufmerksamer Frühaufsteher eines Abgeordneten-Büros kontaktierte, war die Meldung nur vergleichsweise kurz auf dem Markt, ehe sie korrigiert werden konnte. Doch die vermeintliche Sensation hatte sich natürlich schon in der Branche herumgesprochen. Der Industrie-Verband war so freundlich, das Versehen via Twitter drei Stunden später dahingehend liebevoll einzuordnen, dass bei den Meldungen des Vormittags „einiges durcheinander“ gegangen sei.

Nun ist es die schnelllebige Games-Industrie ja ohnehin gewohnt, mit kleinen und großen Bugs mehr oder minder souverän umzugehen: Kaum ein Computerspiel kommt ohne Day-One-Patch aus – wer seine Konsole oder den PC einschaltet, muss immer damit rechnen, dass das Lieblingsspiel zunächst einige Gigabyte an ‚Verbesserungen‘ aus der Leitung zieht. Und bei Smartphone-Spielen geschieht die Fehlerbereinigung ohnehin längst diskret im Hintergrund – nur die fortlaufende Versionsnummer ist Zeuge.

Regelmäßig ein tröstlicher Gedanke ist es auch, dass selbst den Ministerien und Weltkonzernen trotz mannigfaltiger Freigabeschleifen und gigantischer Apparate gelegentlich Fehler unterlaufen. Meist bekommt davon außerhalb von Redaktionsstuben niemand was mit. Faktisch täglich kommt es vor, dass beispielsweise Pressemitteilungen, Statistiken oder Termine hektisch einkassiert werden – Motto: „Wir bitten Sie, die aktualisierte Fassung zu verwenden.“

Bei aller Sorgfalt werden auch in der täglichen redaktionellen Praxis weiterhin Irrtümer und Fehler vorkommen, ohne dass sie dadurch gleich das Kriterium für böswillige Fake-News erfüllen. Meist handelt es sich um gewöhnliche Vertipper, überholtes Bild- und Datenmaterial oder Zahlendreher. Also nichts, was sich nicht binnen Sekunden berichtigen ließe – Alltag eben. Bei gröberen Bugs ist es mir wichtig, dass die Korrektur a) fix, b) gründlich und vor allem c) transparent erfolgt. Da bricht niemandem ein Zacken aus der Krone.

Immerhin: Wenn Menschen unseres Berufsstands irren, hat dies üblicherweise keine existenziellen Folgen. Man kann von Glück sagen, dass Journalisten weder Kernkraftwerke noch Gefäß-Chirurgie betreiben.

Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen

Petra Fröhlich
Chefredakteurin GamesWirtschaft


Immer freitags, immer kostenlos: Jetzt GamesWirtschaft-Newsletter abonnieren!