Die Bürger in Bayern und Hessen wählen im Oktober neue Landtage – das Thema Games spielt im Wahlkampf maximal eine Nebenrolle. 

Fröhlich am Freitag 38/2018: Die wöchentliche Kolumne aus der Chefredaktion

Verehrte GamesWirtschaft-Leser,

falls Sie jüngst Zeuge (oder gar Teilnehmer) einer durchschnittlichen Wohnungsbesichtigung in einer großen oder mittelgroßen Stadt Deutschlands waren, kennen Sie eines der Top-Themen der derzeit laufenden Landtags-Wahlkämpfe aus eigener Anschauung. Bereits für Unterkünfte in lediglich okayen Lagen mit halbwegs zumutbarer Infrastruktur bewerben sich Dutzende, oft Hunderte verzweifelter Wohnungssuchender.

Wie beim Battle Royale gilt: 100 treten an – einer bleibt übrig.

Insbesondere in Metropolen wie München und Frankfurt sind die Zustände geradezu abenteuerlich. Wer eine halbwegs bezahlbare Bleibe gefunden hat, geht mit mulmigem Gefühl zum Briefkasten, weil er ein Schreiben des Vermieters fürchtet, das sinngemäß damit beginnt, dass man – leider, leider – gezwungen sei, zum nächsten Ersten die Miete nach oben zu jazzen. Und ja, schon wieder.

Der Mangel an Wohnraum trifft alle Bevölkerungsschichten: junge Familien genauso wie Alleinerziehende, Berufseinsteiger, Rentner, Studenten und Arbeiter und Angestellte mit Durchschnittseinkommen.

Sehr konkrete Alltagsprobleme wie diese werden – ebenso wie Pflege, Bildung, Rente – in der öffentlichen Debatte durch das Thema Asyl und Migration überlagert. Plus natürlich die spannende Frage, für welchen Charmebolzen sich die RTL-Bachelorette entscheidet und ob einer der VOX-Löwen in löffelbaren Keksteig investiert.

Vor diesem Hintergrund wird es 9 von 10 Wahlberechtigten vermutlich von Herzen egal sein, wie es im Land ums Thema Games bestellt ist. Sprich: Ob ein Spiele-Entwickler nun 5.000, 50.000 oder 500.000 Euro vom Staat erhält. Und ob ein eSport-Verein Spendenquittungen ausstellen darf oder nicht. Und erst recht wird es vielen gleichgültig sein, wenn ein Politiker vormittags die hiesigen Games-Entwickler als technologisch-kreativen Leuchtturm adelt – und nachmittags das Kfz-Gewerbe, einen Dübelhersteller oder eben die Keksteig-verarbeitende Industrie.

Trotzdem: Wer zwischen den Zeilen unserer Landtagswahl-Umfrage lesen kann, bekommt ein gutes Gefühl für den Geist, der durch die Parteizentralen wabert. Die bayerischen Politiker haben bereits Stellung bezogen – die hessischen Kandidaten folgen in der kommenden Woche.

Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen

Petra Fröhlich
Chefredakteurin GamesWirtschaft

Alle bisherigen Folgen von „Fröhlich am Freitag“ finden Sie in unserer Rubrik „Meinung“.


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