
Allen Showcases zum Trotz: Formate wie die Gamescom haben gerade für Indie-Studios weiterhin große Bedeutung. Warum, erklärt Home of Indies-Macherin Christiane Gehrke.
Gamescom-Besucher, die sich für Spiele-Perlen abseits der Blockbuster interessieren, sind in der Indie Area in Halle 10.2 genau richtig: Allein auf den 440 Quadratmetern der Home of Indies wird sich auch in diesem Jahr problemlos ein kompletter Messe-Tag verbringen lassen– Entwickler aus allen Erdteilen sind an fünf Messetagen persönlich vor Ort und freuen sich über Feedback der Kundschaft.
Organisiert und vermarktet wird der Gemeinschaftsstand von der Berliner Agentur Factory-C: Je nach Budget und Platzbedarf lassen sich die Gamescom-Auftritte in unterschiedlichen Größen buchen.
Wenige Wochen vor dem Start der Aufbau-Arbeiten gibt Christiane Gehrke einen Einblick in den laufenden Prozess und einen Ausblick auf die Gamescom: Gehrke ist als Senior Event Communications & Sales Manager bei Factory-C für Home of Indies verantwortlich.
Alle Informationen rund um die Gamescom 2025 vom 20. bis 24. August (Aussteller, Tickets, Spiele, Programm etc.) finden Sie bei GamesWirtschaft.
Home of Indies: „Die angespannte Lage geht auch an Indie-Studios nicht spurlos vorbei.“
GamesWirtschaft: Noch gut zwei Monate bis zur Gamescom – kannst du uns mitnehmen, wie der Home of Indies-Fahrplan in den kommenden Wochen aussieht? Welche Besonderheiten und Neuerungen gibt es diesem Jahr?
Christiane Gehrke: Bei uns laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. In den vergangenen Wochen lag der Fokus vor allem auf der Abstimmung mit den ausstellenden Indies. Jetzt starten wir in die heiße Phase: Es geht an die Gestaltung der einzelnen Booths und die konkreten Messevorbereitungen.
Auf die Studios warten in diesem Jahr einige spannende Neuerungen. Zum einen gibt es den Media-Briefing-Bereich, in dem die Indies in entspannter Atmosphäre mit Journalistinnen und Journalisten ins Gespräch kommen können.
Zum anderen steht den Studios MeetToMatch zur Verfügung, was perfekt ist, um zusätzliches Networking zu betreiben. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle an Birnchen Interactive, die MeetToMatch für Home of Indies sponsern – Eis übrigens auch.
Diese Meetings können in einem deutlich ruhigeren Bereich in Halle 2.2 stattfinden, direkt in der Games Industry Business Lounge (GIBL), die ebenfalls von uns, also Factory-C, organisiert wird.
Außerdem bieten wir in diesem Jahr eine exklusive Chill-out-Area für Indies und ihre Gäste, inklusive Erfrischungsgetränken. Eines meiner persönlichen Highlights ist unser Spotlight-Podest. Hier können Indies kleine Aktionen, Talks oder spontane Show-Acts in Szene setzen.
Bewährtes bleibt erhalten, darunter der erwähnte Meeting-Space im Fachbesucherbereich für Business-Termine oder unser Streaming-Booth, wo Content Creator die Spiele der Indies direkt vom Stand aus streamen.

Die Branche geht durch eine harte Zeit. Inwieweit ist die Unwucht bei Indie-Entwicklern spürbar?
Die angespannte Lage geht auch an Indie-Studios nicht spurlos vorbei. Publisher und Investoren agieren deutlich zurückhaltender, in Sachen Förderung gab es viel Hin und Her, außerdem machen sich die allgemein steigenden Preise natürlich bemerkbar.
Je nach Plattform kommen Probleme wie mangelnde Sichtbarkeit hinzu. Zu viel Content, zu wenig Spielerinnen und Spieler, die überhaupt Notiz von einem nehmen. Die Indies arbeiten mit Herzblut an ihren Projekten, manchmal über Jahre. Und sie wünschen sich nichts mehr, als ihre Spiele endlich einem großen Publikum zu präsentieren.
Mit Home of Indies wollen wir ihnen die Möglichkeit geben, ohne komplizierten Bewerbungsprozess einen Stand in der berühmten Halle 10.2 zu buchen, die so viele Spielefans anlockt wie kaum ein anderer Standort auf dem Messegelände der Gamescom.
Wie blickst du auf die Entwicklung der Gamescom? Wo gibt es Luft nach oben – also Aspekte (ggf. Kleinigkeiten), die das Leben der Aussteller adhoc verbessern würden?
Die Gamescom ist und bleibt die wichtigste Messe für die Gamesbranche. Und es ist tatsächlich so, dass sich die Abläufe Jahr für Jahr verbessern. Das Sales-Team, mit dem ich im regen Austausch stehe, macht super Arbeit.
Luft nach oben gibt es bei Messen dieser Größenordnung immer, insbesondere bei den vielen kleinen Dingen, die während des Events einen Unterschied machen. Sei es ein schnellerer Einlass, stabile Strom- und Internetversorgung oder auch kurzfristiger Support bei technischen Fragen. Da geht noch was!
Aktuell jagt ein Showcase und Livestream den nächsten – die daraus resultierenden Wishlist-Einträge haben sich als wichtige ‚Währung‘ etabliert. Was versprechen sich kleine und große Indie-Studios konkret vom Investment in einen physischen Auftritt?
Das stimmt. Für Indies ist es wichtig, ihre Spiele frühzeitig sichtbar zu machen und beispielsweise über Streams und digitale Events die Zahl der Wishlists zu erhöhen. Das ist allerdings nicht zu vergleichen mit einer echten Hands-on-Erfahrung.
Bei Veranstaltungen wie der Gamescom können Besucher die Spiele selbst ausprobieren, sich mit den Entwicklern austauschen und ehrliches, direktes Feedback geben. Der Wert eines Wishlistings nach so einer Begegnung ist ungleich höher als bei einem vagen Interesse nach einer digitalen Trailershow, da es doch viel wahrscheinlicher ist, dass das Spiel am Ende wirklich gekauft wird.
Was ich immer wieder erlebe: Die Studios profitieren enorm von der persönlichen Rückmeldung zu ihrem Spiel. Trotz aller Anstrengung gehen viele im Anschluss wie auf Wolken, weil sie sich in ihrer Arbeit so bestätigt fühlen. Diese Erfahrung gibt Kraft für die weitere Entwicklung und stärkt die Teams unglaublich.
Home of Indies ist in den vergangenen Jahren stramm gewachsen. Was hast du dir mit Blick auf die Weiterentwicklung des Formats vorgenommen?
Wir sind stolz auf das, was wir seit unserem Debüt 2022 erreicht haben. Die Home of Indies-Fläche ist von anfangs 140 auf mittlerweile 440 Quadratmeter gewachsen. Für mich ist das die perfekte Größe: lebendig, abwechslungsreich, aber übersichtlich. Jedes Jahr kommen neue Studios dazu, und trotzdem geht diese besondere, vertraute Atmosphäre nicht verloren. Genau so soll es weitergehen.
Mit jeder Gamescom nehmen wir neue Learnings mit und verbessern unsere Abläufe. Wir möchten den Ausstellern möglichst viel Support bieten, zum Beispiel mit MeetToMatch, einem eigenen Media-Briefing-Bereich direkt in Halle 10.2, und vielen Aktionen am Stand, die für Aufmerksamkeit sorgen und sehr individuell genutzt werden können.
Unser Ziel ist es, den Indies eine Messepräsenz zu bieten, die professionell, funktional und so komfortabel wie möglich ist. Gleichzeitig sorgen wir mit unserem Standkonzept und der Gestaltung der Booths dafür, dass die Besucherinnen und Besucher der Messe neugierig werden und am Stand hängenbleiben. So tragen wir unseren kleinen Teil dazu bei, dass die Studios und ihre Spiele die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen.
Leider für uns immer noch nicht bezahlbar. Es ist ohne Publisher fast nicht mehr möglich, in die Indie Arena Booth zu kommen und Home of Indies ist einfach jedes Jahr teurer geworden, obwohl es schon ein saftiger Preis von Anfang an war. Als die gamescom das erste Mal indies eine Registrierung angeboten hat, war der Stand all inclusive mit rund 8qm bei knapp 2000€. Ein schnapper, direkt von der gamescom ohne Zwischenagentur organisiert.
Vergleichbare Größe kostet jetzt fast 10.000€. So sehr ich Christiane mag, so schwierig ist es, wenn ein Dienstleister dazwischen ist, der selbstverständlich auch gewinnorientiert arbeitet. Aber wenn die Preise weiterhin derart steigen, sehe ich nicht, wie sich ein Stand als Indie eigenfinanziert so auf lange Sicht lohnen soll.
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