Start Wirtschaft Ubisoft-Krise: Flops, Verschiebungen, Projekt-Stopps

Ubisoft-Krise: Flops, Verschiebungen, Projekt-Stopps

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Ubisoft zählt neben Embracer Group zu den größten Spieleherstellern Europas (Abbildung: Ubisoft)
Ubisoft zählt neben Embracer Group zu den größten Spieleherstellern Europas (Abbildung: Ubisoft)

Einer der größten Spielehersteller der Welt gerät in heftige Turbulenzen: Ubisoft stellt Aktionäre und Belegschaft auf eine ruppige Phase ein.

Nach enttäuschenden Verkaufszahlen der Weihnachtsgeschäft-Neuheiten Mario + Rabbids: Sparks of Hope und Just Dance 2023 zieht Ubisoft die Reißleine: Drei bislang unangekündigte Titel werden eingestellt – und zwar zusätzlich zu jenen vier Projekten, die bereits Mitte vergangenen Jahres gestoppt wurden, darunter Ghost Recon Frontline und ein Splinter Cell Virtual-Reality-Spiel. Damit einher gehen signifikante Abschreibungen auf bereits erbrachte Entwicklungs-Leistungen.

Da es sich um ‚unangekündigte‘ Games handelt, spricht viel dafür, dass das Prince of Persia-Remake, Avatar: Frontiers of Pandora, ein Star Wars-Titel und mehrere Assassin’s Creed-Spiele nicht von den Kürzungen betroffen sind. Zu Assassin’s Creed Mirage soll es Neuigkeiten im Rahmen der E3 geben, die im Juni in Los Angeles stattfindet.

Das Piraten-Abenteuer Skull and Bones, an dem auch Ubisoft Berlin mitwirkt, wird zum mittlerweile sechsten Mal verschoben – auf einen nicht näher definierten Termin im nächsten Geschäftsjahr. Bislang galt als sicher, dass das Spiel im März erscheint.

Bereits im Vorjahr blieben das Action-Spiel Far Cry 6, der Fun-/Extremsport-Titel Rider’s Republic und der Online-Shooter Rainbow Six Extraction unter den Erwartungen. Free2Play-Projekte wie das Battle-Royale-Experiment Hyper Scape wurden vorzeitig eingestellt.

Infolge einkassierter Umsatz- und Profit-Ziele plant der französische Publisher Kostensenkungen in Höhe von 200 Millionen Euro und den Verkauf von Marken, die nicht dem Kerngeschäft zuzurechnen sind. Für das laufende Geschäftsjahr, das im März endet, geht Ubisoft von einem Verlust in Höhe von mehr als einer halben Milliarde Euro aus.

An der Börse sorgen die Meldungen aus Paris für erhebliche Verunsicherung: Die Ubisoft-Aktie bricht an diesem Donnerstagmorgen regelrecht ein und verliert zwischenzeitlich fast ein Viertel ihres Wertes. Die Marktkapitalisierung liegt nur noch bei 2,5 Milliarden Euro.

In einem Brandbrief an die Belegschaft fordert Ubisoft-CEO Yves Guillemot nun vollen Einsatz und Effizienz von seinen Teams: „Jetzt liegt es an euch, dieses Line-Up pünktlich und auf dem erwarteten Qualitäts-Niveau abzuliefern – und allen zu zeigen, was wir können.“

Dass das Weihnachtsgeschäft schlechter als erwartet gelaufen sei, macht Guillemot auch an externen Umständen fest: So gäbe es abseits geringerer Verbraucher-Ausgaben einen Trend hin zu „Mega-Brands“ (gemeint sind Blockbuster-Marken wie Call of Duty, GTA oder FIFA) und zu „everlasting live games“ – also Dauerbrennern wie Fortnite oder League of Legends, die Zeit und Budget der Gamer blocken.

Ubisoft ist auch für den Games-Standort Deutschland von großer Bedeutung: Mit rund 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an den Standorten Berlin, Düsseldorf und Mainz gilt das Unternehmen laut GamesWirtschaft-Erhebungen derzeit als größter Arbeitgeber der deutschen Videospiele-Industrie.