
Bei Ubisoft Blue Byte verwahrt man sich mit Nachdruck gegen Vorwürfe der Dienstleistungs-Gewerkschaft Ver.di im Umgang mit dem frisch gegründeten Betriebsrat.
Mehr als 35 Jahre ist Ubisoft Blue Byte als Deutschlands größter und ältester Computerspiele-Entwickler ohne Arbeitnehmervertretung ausgekommen. Das hat sich in den vergangenen Monaten geändert. Im Sommer 2024 konstituierte sich ein Betriebsrat im Hauptquartier in Düsseldorf – in Mainz und Berlin sind die Vorbereitungen in vollem Gange (Details).
Die frischgebackenen Düsseldorfer Betriebsräte sehen sich derzeit einer ersten Bewährungsprobe ausgesetzt – nämlich entlang der laufenden Verhandlungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmern im Nachgang zum angekündigten Abbau von 65 der 390 Stellen.
Offizielle Begründung für diese „gezielten Umstrukturierungen“: Projekte priorisieren, Kosten senken, langfristige Stabilität sicherstellen. Von außen betrachtet gab es bislang wenig Anlass, an der ‚Stabilität‘ der drei deutschen Ubisoft-Studios zu zweifeln – Ergebnis nach Steuern in der Saison 2022/23: rund 6,9 Mio. €.
Dass die Umsatz-Erwartungen mehr als deutlich übertroffen wurden, liegt am sogenannten Co-Development: Knapp die Hälfte der Einnahmen von zuletzt 73 Mio. € stammen aus der Mitwirkung an internationalen Gemeinschafts-Projekten wie Rainbow Six: Siege, Skull and Bones, Avatar: Frontiers of Pandora oder Beyond Good And Evil 2 (ja, immer noch).
Weitere 21 Mio. € entfallen auf das ‚Lead-Development‘, also Eigen-Marken wie Die Siedler und insbesondere Anno. Für die Finanzierung von Anno 1800-Erweiterungen und das XXL-Projekt Anno 117: Pax Romana hat der Bund in Summe 8,2 Mio. € zugesagt – Wirtschaftsminister Habeck (Grüne) überreichte persönlich den Förder-Scheck.
Ubisoft Düsseldorf: Unruhe im Siedler-Studio
Dass bei wichtigen Entscheidungen neuerdings Vertreter des neunköpfigen Betriebsrats am Tisch sitzen, ist für ein Traditions-Studio wie Ubisoft Blue Byte eine vergleichsweise frische und ungewohnte Erfahrung. Von Unternehmens-Seite heißt es auf GamesWirtschaft-Anfrage, man lege seit jeher Wert auf einen offenen und konstruktiven Dialog mit den Teams: „Wir respektieren das gesetzlich geschützte Recht einen Betriebsrat zu bilden, und verpflichten uns, eine konstruktive Zusammenarbeit mit den gewählten Arbeitnehmervertretern sowie mit allen Beschäftigten zu fördern.“
Diametral gegensätzlich fällt die Bewertung bei Ver.di aus: Am vergangenen Freitag hat die Landesfachgruppe IKT NRW einen Aufruf auf der Website freigeschaltet – Überschrift: „Ubis, unterstützt euren Betriebsrat – zusammen für einen guten Sozialplan!“
Darin wird beklagt, dass das das Management nicht der Verpflichtung nachgekommen sei, den Betriebsrat frühzeitig und hinreichend zu informieren – etwa mit Blick auf geleistete Überstunden. Auf den mehrfach vorgetragenen Vorschlag eines Freiwilligen-Programms – aus Sicht von Ver.di „gängige Praxis“ – habe der Arbeitgeber nicht reagiert.
Bei den Düsseldorfer Gewerkschaftlern drängt sich daher der Eindruck auf, dass Ubisoft Blue Byte „die Sache so schnell wie möglich durchdrücken“ möchte – doch der Betriebsrat lasse sich nicht überrumpeln und werde sich gemeinsam mit Ver.di „für einen akzeptablen Sozialplan“ einsetzen.

Ubisoft weist Ver.di-Vorwurf zurück
Gegen die von Ver.di erhobenen Vorwürfe verwahrt man sich bei Ubisoft Blue Byte mit aller Entschiedenheit: „Wir haben die gesetzlichen Bestimmungen vollständig eingehalten, einschließlich Fristen und der Bereitstellung der erforderlichen Informationen. Wir weisen alle Behauptungen zurück, die etwas anderes unterstellen. Wir setzen uns weiterhin für eine konstruktive Zusammenarbeit ein.“
Für Ubisoft hat zunächst oberste Priorität, den Mitarbeitern die „notwendige Klarheit zu verschaffen und gleichzeitig ein Höchstmaß an Sorgfalt und Respekt während dieses Prozesses zu gewährleisten.“ Man halte sich an die vorgeschriebenen Schritte.
Bis wann der Vorgang abgeschlossen sein soll, ist noch nicht abzusehen – zumal noch kein abschließender, ausverhandelter Zeitplan vorliegt. Dass das Studio zügig zur Ruhe kommt, ist demzufolge nicht zu erwarten.
Die Zukunft der deutschen Ubisoft-Studios
Wie geht es nun weiter an den deutschen Ubisoft-Standorten – also dort, wo über 600 Menschen an „AAA-Spielen, großen Marken und den Technologien der Zukunft“ (Eigenwerbung) arbeiten?
Mainz bleibt Mainz – allein 100 der 170 Beschäftigten kümmern sich um Anno 117: Pax Romana. Das 110köpfige Team in Berlin ist indes mit Rainbow Six Siege ausgelastet und an einem weiteren Ubisoft-Blockbuster beteiligt (heißeste und nachliegendste, wenngleich vollends unbestätigte ‚Wette‘: Far Cry 7).
Und wie sehen die Perspektiven für die mehr als 300 verbliebenen Angestellten von Ubisoft Düsseldorf aus? Schließlich ist das NRW-Stammstudio nicht nur bekannt als Heimat der Siedler, sondern auch als Virtual-Reality-Kompetenzzentrum innerhalb des Konzerns – mit Assassin’s Creed Nexus VR als prominentestem Beispiel.
Im Fokus bleibt das Co-Development für Blockbuster wie Rainbow Six Siege oder Avatar: Frontiers of Pandora, wo Düsseldorf einen „wichtigen Beitrag bei einigen der größten Ubisoft-Spielen der letzten Jahre“ geleistet habe. Daneben arbeiten die Entwickler an der konzerneigenen Snowdrop-Engine und an der Vertriebsplattform Ubisoft Connect.
Auf der Roadmap stünden außerdem „neue, spannende Projekte“ – mehr könne man zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht verraten.
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Als wer der da ein bisschen was mitbekommen hat kann ich sagen, dass das Unternehmen auf keinen Fall kooperativ ist. Mag sein, dass es das bei einigen Themen ist aber nicht wegen der Massenkündigung. Die Kollegen vom BR wirken auf mich sehr offen und kooperationsbereit man kann immer zu denen gehen, die sind gefühlt Tag und Nacht in ihrem Büro. Die wollten sich mit dem Management zusammensetzen und wurden stattdessen zur Einigungsstelle mit einem Richter geschleppt.
Und wegen Verdi: Ich als Person mag die nicht sehr, aber letztens hat Ubisoft den Sekretär von denen ausgesperrt. Der wollte kommen um für Fragen und Antworten von uns da zu sein… Weil viele Leute haben Angst. Aber das Management hat angeordnet dass er nicht ins Gebäude darf. Ich habe noch nie davon gehört, dass eine Firma so etwas macht. Ist sicher nicht ganz so legal? Ich wünschte das würde einmal wer prüfen denn das kommt mir sehr komisch vor.
Das einzige woran Ubisoft wirklich Interesse hat ist die eigenen gewinne zu stärken und alle Kosten so weit wie möglich zu drücken. Da macht das Unternehmen auch vor dem Arbeitsrecht nicht halt, getreu dem Motto wo kein Kläger, da kein Richter. Sieht man ja an der Reaktion des Betriebsrates. Ich finde verdi auch alles andere als seriös, die schießen gerne mal übers Ziel hinaus aber Ubisoft hat sich in den letzten Jahren nicht gerade mit Ruhm beklekkert und das wird auch noch eine Weile so weitergehen. Hauptsache man wird die Belegschaft los und das so günstig wie möglich, WIEDERLICH!
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