Start Wirtschaft Embracer Group: Saudi-Arabien investiert 1 Milliarde $ (Update)

Embracer Group: Saudi-Arabien investiert 1 Milliarde $ (Update)

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Lars Wingefors ist Gründer und CEO des schwedischen Publishers Embracer Group (Foto: PR)
Lars Wingefors ist Gründer und CEO des schwedischen Publishers Embracer Group (Foto: PR)

Saudi-Arabien kauft weiter im Games-Sektor zu: Der Staatsfonds erwirbt 8 Prozent der schwedischen Embracer Group für 1 Milliarde $.

Update vom 14. Juni 2022: In einem Offenen Brief an Aktionäre, Geschäftspartner und Belegschaft hat Embracer-CEO Lars Wingefors ausführlich Stellung bezogen zur überraschenden Milliarden-Beteiligung von Saudi-Arabien am schwedischen Publisher. Via der staatseigenen Savvy Gaming Group (SGG) kontrolliert das Königreich 5 Prozent der stimmberechtigten Anteile und 8 Prozent des Unternehmensanteile.

Gleich zu Beginn schreibt Wingefors: „Ich verstehe und respektiere, dass es unterschiedliche Sichtweisen auf dieses Thema gibt. Ich maße mir nicht an, die richtigen Antworten zu haben, aber ich möchte betonen, dass diese Entscheidung nicht leichtfertig getroffen wurde.“

SGG habe in Embracer investiert, um die Vision, Strategie und das Führungsteam zu unterstützen – nicht, um all dies zu ändern.

Er sei in den vergangenen Tagen gefragt werden, warum er ein Investment eines nicht-demokratischen Staates hingenommen habe. Als börsennotierte Firma seien Hunderte von Institutionen und Investoren aus der ganzen Welt an der Embracer -Gruppe beteiligt, darunter Investoren aus dem Mittleren Osten, aus Afrika und aus Asien.

Um die Unabhängigkeit des Unternehmens zu sichern, sei man stets auf der Suche nach internationalen, langfristig orientierten Kapitalgebern. Für Firmen in der Größenordnung von Embracer gäbe es diesbezüglich nur eine Handvoll potenzieller Partner – dieser Prozess würde fortgesetzt. Ohne dieses Kapital würde die Expansion deutlich langsamer voranschreiten, was wiederum Auswirkungen hätte auf das Tagesgeschäft.

Mit Blick auf einen möglichen Sitz von SGG im Aufsichtsrat verweist Wingefors auf die Zuständigkeit der Aktionäre. Der Embracer-CEO macht allerdings auch keinen Hehl daraus, dass er SGG-Chef Brian Ward für geeignet hält und ihn unterstützen würde.

Abschließend bekennt sich Wingefors zu sozialer Verantwortung, Nachhaltigkeit, Diversität, Inklusion und einem Arbeitsumfeld, in dem Angestellte mit Würde behandelt werden. Embracer-Niederlassungen arbeiten demzufolge unabhängig, teilen aber gemeinsame Standards: Es gelte eine Nulltoleranz-Politik hinsichtlich Belästigung und Diskriminierung.


Embracer Group: Saudi-Arabien investiert 1 Milliarde $

Meldung vom 8. Juni 2022: Binnen weniger Wochen kauft Saudi-Arabien erneut in Schweden ein: Nach der Komplettübernahme des Kölner E-Sport-Veranstalters ESL Gaming von Vorbesitzer Modern Times Group (MTG) überweist das Königreich eine weitere Milliarde Dollar an den börsennotierten Spielehersteller Embracer Group – mittlerweile der nach Umsatz größte europäische Publisher neben Ubisoft.

Als Vehikel dient die Savvy Gaming Group (SGG), eine Sparte des saudi-arabischen Staatsfonds PIF, der mit einer halben Billion $ ausgestattet ist. Die auf Games und E-Sport fokussierte Abteilung hat bereits Anteile an Nintendo, Electronic Arts, Activision Blizzard, Take-Two und Capcom eingesammelt. SGG kontrolliert künftig 8,1 Prozent der Embracer Group und erwirbt zu diesem Zweck 100 Millionen Aktien, die zusätzlich ausgegeben wurden.

Embracer-Gründer und -CEO Lars Wingefors hat sich nach eigenem Bekunden bei einem Besuch in Saudi-Arabien vom wirtschaftlichen Potenzial der Region überzeugt. Das Land steht gerade mit Blick auf die prekäre Menschenrechtslage in der Kritik von Organisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch: Erst im Frühjahr hatte Saudi-Arabien mehr als 80 Inhaftierte hinrichten lassen – an einem einzigen Tag.

Die zusätzlichen Mittel aus der Staats-Schatulle von Saudi-Arabien sollen für weitere Zukäufe genutzt werden. Durch Akquisitionen ist die Embracer Group in den vergangenen Jahren mit atemberaubender Geschwindigkeit gewachsen. Zum Wingefors-Imperium gehören unter anderem der Wiener Publisher THQ Nordic, der Münchener Distributor Koch Media samt den Labels Deep Silver und Prime Matter sowie mehrere Studios im deutschsprachigen Raum, darunter Black Forest Games (Offenburg), HandyGames (Giebelstadt), Grimlore (München) und Piranha Games (Essen).

Erst vor wenigen Wochen hatte Embracer die Rechte an Kultmarken wie Tomb Raider und Deus Ex vom japanischen Spielehersteller Square Enix erworben.