Start Wirtschaft Embracer senkt Gewinn-Erwartung und prüft Abspaltungen

Embracer senkt Gewinn-Erwartung und prüft Abspaltungen

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Saints Row erscheint am 23. August 2022 für PC und Konsole (Abbildung: Deep Silver)
Saints Row erscheint am 23. August 2022 für PC und Konsole (Abbildung: Deep Silver)

In den Zahlen für das 3. Quartal 2022 hat die schwedische Embracer Group eine ganze Reihe spannender Neuigkeiten versteckt.

Allein 600 der mehr als 15.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt die Embracer-Gruppe in Deutschland – hinzu kommt die Belegschaft bei THQ Nordic in Österreich. Damit zählen die Schweden zu den wichtigsten Arbeitgebern der Games-Industrie im deutschsprachigen Raum – ein Grund, warum die Branche sehr aufmerksam die Aktivitäten von Embracer-CEO Lars Wingefors verfolgt, der alleine rund 20 Prozent der Anteile kontrolliert.

Für den Zeitraum von Juli bis September 2022 meldet der börsennotierte Stockholmer Publisher ein Umsatz-Plus von 190 Prozent gegenüber Vorjahr auf 9,5 Milliarden Kronen, umgerechnet rund 880 Millionen € – angetrieben durch eine lange Liste kleiner und großer Akquisitionen von Studios und Dienstleistern. Seit April hat das Unternehmen mehr als 1,5 Milliarden € umgesetzt.

Das am 23. August 2023 veröffentlichte Action-Spiel Saints Row werde sich zwar rechnen, indes seien die Spieler-Reaktionen und Fachpresse-Wertungen schlechter ausgefallen als erwartet. Das bisher bei Plaion (ehemals Koch Media) angesiedelte Saints Row-Studio Volition firmiert künftig bei der US-Sparte Gearbox. Höheren Umsatz hatte man sich auch von Destroy All Humans! 2 – Reprobed erhofft, das bei Black Forest Games in Offenburg entwickelt wurde.

Der Goat Simulator 3 folgt wie geplant am 17. November – das Survival-Horror-Spiel Dead Island 2 soll nun allerdings erst am 28. April 2023 erscheinen. Die Wiener Studio-Tochter Purple Lamp Studios arbeitet außerdem an SpongeBob SquarePants: The Cosmic Shake.

In Summe sind bei Embracer derzeit 234 Spiele-Projekte in Arbeit – 25 davon zählen aus Unternehmens-Sicht zur AAA-, also zur Blockbuster-Liga.

Dass Embracer die Gewinnerwartungen für das Gesamtjahr 2022/23 senkt, hat unter anderem mit den so wörtlich „gemischten Reaktionen“ auf einige größere PC- und Konsolen-Neuheiten der vergangenen Monate, mit Verschiebungen, der eingetrübten Konjunktur und einer erwarteten rückläufigen Entwicklung des Gesamtmarkts zu tun. Wingefors kündigt eine Überprüfung des Geschäftsbetriebs an – denkbar sind Abspaltungen von Unternehmensteilen oder Börsengänge von Töchtern.

Der Embracer-Aktienkurs ist analog zu anderen Games- und Tech-Aktien zuletzt deutlich unter die Räder gekommen: Seit Jahresbeginn hat das Papier knapp die Hälfte seines Werts verloren.

Ein spannendes Detail verbirgt sich gleich in einem Nebensatz auf Seite 2: Demnach will der Konzern den gigantischen ‚Back catalog‘ an Spielen und Marken gezielter auswerten und monetarisieren – wörtlich ist von einem „transformative partnership and licensing deal“ die Rede, an dem Embracer mit mehreren Industriepartnern arbeitet. In diesem Paket enthalten sei eine große Zahl an Games, die in den den kommenden sechs Jahren erscheinen sollen.

Das Management erhofft sich von diesem Deal eine Senkung der Risiken und einen stabileren Cashflow. Die Formulierung könnte beispielsweise auf eine intensivierte Zusammenarbeit mit Microsofts Xbox Game Pass hindeuten.

Die größten Arbeitgeber der deutschen Games-Industrie (Stand: 18. August 2022)
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