Die Virtuelle Bundesliga auf Basis von FIFA 17 war offenbar nur der Anfang: Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat gleich mehrere Marken mit eSport-Bezug angemeldet.

[no_toc]Wie der Spielerecht-Blog Gameslaw berichtet, hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) seit Juni 2016 eine ganze Reihe von Marken angemeldet, darunter „eBundesliga“, „iBundesliga“, „DFL Esport Bundesliga“ und „DFL Virtuelle Bundesliga“. Markenschutz dieser Art dient dazu, um Konkurrenten daran zu hindern, gleich oder ähnlich lautende Angebote zu etablieren.

eSports in der Bundesliga: Nur Schalke und Wolfsburg treten bislang mit eigenen Teams an.
eSports in der Bundesliga: Nur Schalke und Wolfsburg treten bislang mit eigenen Teams an.

Bemerkenswert ist dabei die schier endlose Liste an Branchen und Dienstleistungen, für die vorsichtshalber der Schutz beantragt wurde – vom Baby-Lätzchen über Wurfspeere bis hin zur Durchführung von Schönheitswettbewerben (kein Scherz). Im Mittelpunkt stehen natürlich alle nur vorstellbaren analogen und digitalen Medien, also TV- und Hörfunkproduktionen, Internet-Angebote und Veranstaltungen aller Art, also inklusive eSport-Turnieren.

Der Zeitpunkt überrascht, weil die DFL seit mittlerweile fünf Saisons die Virtuelle Bundesliga zusammen mit Electronic Arts veranstaltet, die sich allerdings an Amateurspieler richtet.

Hauptsponsor der Virtuellen Bundesliga ist der Uhrenhersteller TAG Heuer. Der Sieger kassiert diesmal 15.000 der insgesamt 25.000 Euro Preisgeld. Pro Monat qualifiziert sich der Online-Ranglisten-Erste, je einer für Xbox One und PlayStation 4; hinzu kommen ab Anfang 2017 die Qualifikanten aus Offline-Turnieren. Am Ende kämpfen 16 Spieler um Titel und Preisgeld.

Profi-eSportler wie die des FC Schalke 04 oder VfL Wolfsburg treten hingegen in internationalen Formaten wie dem FIFA Interactive World Cup an, der mit 1,3 Millionen Euro dotiert ist.

Gameslaw-Blogger Scheyhing: DFL wird alle Rechtsmittel ausschöpfen

Michael Scheyhing betreibt den Blog Gameslaw.
Michael Scheyhing betreibt den Blog Gameslaw.

Gameslaw-Betreiber Michael Scheyhing – im Hauptberuf Rechtsreferendar am Nürnberger Oberlandesgericht – geht davon aus, dass explizit „eSports Bundesliga“ eher geringe Chancen auf eine Eintragung hat. Grund: fehlende Unterscheidungskraft. Dies ist nämlich eine der wichtigsten Voraussetzungen, damit eine Marke den Genehmigungsprozess durchläuft.

Scheyhing hat herausgefunden, dass der seit 2007 bestehende Schutz für die Marke „ESL Pro Series eSports Bundesliga“ just im April 2016 ausgelaufen ist, also von der ESL nicht verlängert wurde. Seit einigen Jahren am Markt ist zudem die „Deutsche eSport Bundesliga“, die allerdings keine Marke eingetragen hat. Von dieser Seite könnte also Widerspruch eingelegt werden. Passiert dies nicht oder nicht rechtzeitig, könnte die DFL gegen solche Mitbewerber juristisch vorgehen.

Scheyhing geht davon aus, dass die DFL alle Rechtsmittel ausschöpfen wird, um die beantragten Marken durchzuboxen. Bezeichnenderweise hätten Kooperationspartner der Bundesliga – ausweislich der Pay-TV-Sender Sky (früher: Premiere) und Sport1 – bereits genehmigte Marken mit dem Zusatz „Bundesliga“ wieder zurückgezogen. Darunter finden sich unter anderem „Sky Fußball Bundesliga“, „Die Bundesliga Konferenz“ oder der „Bundesliga Super-Samstag“. Wie freiwillig dies geschah, ginge aus den Daten nicht hervor.

Der DFL gehören eine ganze Reihe eingetragener Wort- und Bildmarken, darunter das bekannte Bundesliga-Logo, das Design des Supercup-Pokals und sogar das Wort „Meisterschale“.

eSport Bundesliga: Was hat die Deutsche Fußball Liga vor?

Die Deutsche Fußball Liga GmbH hat in erster Linie den Auftrag, die Spiele der ersten und zweiten Bundesliga zu organisieren. Dazu gehören unter anderem der Spielbetrieb, die Lizenzierung der Vereine und die Vermarktung, also zum Beispiel die Vergabe der Übertragungsrechte an Free- und Pay-TV-Sender. Lizenznehmer sind darüber hinaus Spielehersteller, die „echte“ Vereins-Logos und Spielernamen in Games, Apps, Trading-Cards, Sammel-Alben oder auf Cola-Dosen und Adventskalendern verwenden wollen.

Die Bundesliga steht für über drei Milliarden Euro Umsatz und ist damit größer als die gesamte deutsche Games-Branche.

Die Eintragung so vieler Marken für ein vergleichsweise enges Betätigungsfeld geschieht freilich nicht zufällig. Vielmehr sind die Vorbereitungen ein klares Indiz dafür, dass die DFL namens der 36 Bundesliga-Vereine die eSport-Aktivitäten auf eine deutlich größere und professionellere Basis stellen möchte.

Games-Umsatz 2015 im Vergleich mit Buch und Film (Infografik: GamesWirtschaft.de)
Games-Umsatz 2015 im Vergleich mit Buch und Film (Infografik: GamesWirtschaft.de)

Konkurrenz durch eSport Bundesliga? Das sagt die ESL

Bei der ESL als führendem Veranstalter von eSport-Ligen und -Turnieren verfolgt man das Engagement der DFL mit großer Aufmerksamkeit. „Die DFL betreibt bereits die Virtuelle Bundesliga, ist also bezüglich der FIFA-Titel schon länger ein lokaler Mitbewerber. Natürlich begrüßen wir ein solches Engagement im eSport, insbesondere weil sich aktuell so viele klassische Sportvereine für die Branche interessieren“, so ESL-Pressesprecher Christopher Flato gegenüber GamesWirtschaft.

Den Markenschutz habe man auslaufen lassen, da die Formulierung „ESL Pro Series“ schon vor mehreren Jahren durch „ESL Meisterschaft“ ersetzt wurde – ein Format, das übrigens fortgeführt wird. Ziel war es laut der ESL, mit einem deutschen Begriff der „Regionalisierung im eSport“ Rechnung zu tragen.

Die Zusammenarbeit mit der Bundesliga findet bislang vor allem auf Vereinsebene statt, also gezielt mit jenen Klubs, die bereits im eSport aktiv sind oder dies planen. Inwieweit auch ein Schulterschluss mit weiteren Partnern – sprich: mit der DFL – möglich ist, ließe sich aus heutiger Sicht noch nicht beurteilen.

eSport in der Bundesliga: FIFA 17 spielt Schlüsselrolle

Im Mittelpunkt aller DFL-Aktivitäten steht zweifelsfrei FIFA 17. EA Sports gehört seit vielen Jahren neben Sky, Krombacher, Adidas und Hermes zu den engsten DFL-Partnern. Fraglich ist in dieser Konstellation die Rolle der ESL, die mit der ESL Meisterschaft (ESLM) eigene Formate ausrichtet – und überraschenderweise den Markenschutz für die eigene „eSports Bundesliga“ nicht weiter verfolgt.

Zuletzt hatte Rekordmeister FC Bayern München eine weitreichende FIFA 17-Kooperation mit Electronic Arts abgeschlossen. Konkurrent Konami (Pro Evolution Soccer 2017) arbeitet hingegen mit dem Erzrivalen Borussia Dortmund zusammen und ließ auf der Gamescom die BVB-Stars Aubameyang und Kagawa gegeneinander antreten. Ironischerweise ziert ausgerechnet Dortmund-Stürmer Marco Reus die FIFA-17-Packung.

GamesWirtschaft hat die DFL um eine Stellungnahme gebeten und wird den Beitrag ergänzen, sobald neue Erkenntnisse vorliegen.

Weitere Informationen zum eSports-Engagement der Bundesligisten finden Sie in dieser exklusiven GamesWirtschaft-Analyse.

 

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