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Studie: Kindersicherung auf Konsolen wird kaum genutzt

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Xbox, Switch, PlayStation: Via App lassen sich Ausgaben und Bildschirmzeit von Kindern und Jugendlichen kontrollieren (Abbildungen: Microsoft, Sony, Nintendo)
Xbox, Switch, PlayStation: Via App lassen sich Ausgaben und Bildschirmzeit von Kindern und Jugendlichen kontrollieren (Abbildungen: Microsoft, Sony, Nintendo)

Die KIM-Studie 2022 belegt, dass Jugendschutz-Einstellungen auf PlayStation, Xbox und Switch von Eltern nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden.

Google, Apple, Sony, Nintendo, Microsoft: Mit Jugendschutz-Einstellungen, -programmen und -apps wollen Plattformbetreiber und Konsolenhersteller die Erziehungsberechtigten dabei unterstützen, das Surf- und Spielverhalten ihrer Kinder erstens im Blick und zweitens im Griff zu behalten. Die neuerdings von der USK zertifizierte Xbox Family Settings-App verspricht zum Beispiel „familienfreundliches Gaming für alle“ und „Seelenfrieden für Eltern“.

Der Haken: Nur jeder Dritte nutzt überhaupt solche technischen Möglichkeiten.

Dies ist ein Ergebnis der heute veröffentlichten KIM-Studie 2022 (Kindheit, Internet, Medien) des Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest, für die mehr als 1.200 Kinder zwischen 6 und 13 Jahren und deren Eltern befragt wurden.

Demnach nutzen Kinder digitale Medien meist allein und ohne Begleitung. Bereits ab einem Alter von 10 bis 11 Jahren besitzt jedes zweite Kind ein eigenes Smartphone, das insbesondere für die Kommunikation mit Freunden und Familie via WhatsApp sowie Videos eingesetzt wird. 85 Prozent der Kinder in dieser Altersklasse sind im Netz unterwegs; in  jedem zweiten Haushalt ist eine Spielkonsole vorhanden.

Cyber-Mobbing, Lootboxen, Gewaltdarstellungen: Das Bewusstsein, dass mit der Nutzung digitaler Medien auch Risiken und Nebenwirkungen einher gehen (insbesondere für junge Nutzer), ist bei Eltern laut der Studie durchaus vorhanden. Trotzdem werden Jugendschutzsoftware-, -filter, -programme und -apps auf Xbox, Switch und PlayStation in gerade einmal 4 Prozent der Familien installiert – auf dem Smartphone sind es immerhin 16 Prozent, beim PC 19 Prozent. 7 von 10 der befragten Erziehungsberechtigten setzen überhaupt keine technischen Hilfsmittel zum Schutz vor ungeeigneten Inhalten ein.

Auch Programme, die die Nutzungszeit beschränken oder problematische Inhalte sperren, liegen im einstelligen Prozentbereich. Ein eigenes Benutzerkonto für Kinder wurde nur in 6 von 100 Fällen eingerichtet.

Laut einer DAK-Studie ist die Nutzungszeit von Computer-, Konsolen- und Mobile-Spielen auch nach Ende der Corona-Maßnahmen auf hohem Niveau geblieben – 330.000 Kinder in Deutschland weisen demnach ein pathologisches Games-Verhalten auf.

3 Kommentare

  1. Ehrlich gesagt wundert mich das überhaupt nicht. Traurig ist es trotzdem.
    Um sowas einzurichten, müsste man sich ja – igitt! – damit beschäftigen oder gar dafür interessieren, womit die Kinder da spielen.
    Bleibt zu hoffen, dass die Zahlen mit den Jahren größer werden, wenn immer mehr gamingaffine Eltern Kinder haben, die in ein Alter kommen, in dem sie selbst spielen.

  2. Ich weiß noch sehr gut, wie ich vor einigen Jahren in mehreren Redaktionsgesprächen bei Verlagen wie Gruner & Jahr, aber auch der Stiftung Warentest, das Thema „Jugendschutzfunktionen in Windows“ wie Sauerbier angeboten habe. Keine Redaktion fand es berichtenswert, dass es tatsächlich funktionierende Tools (war ja bei mir zu Hause tatsächlich im Einsatz) gab. Alles, was ich mit auch persönlichem Einsatz für Jugendschutz erreicht hatte, war Hass von den Core Gamern – damals zum Glück noch nicht so ausgeprägt wie die heutige Verrohung im Internet.
    Und heute sehe ich bei jedem Restaurantbesuch, wie Eltern den Vierjährigen ihr entsperrtes Iphone in die Hand geben, um in Ruhe essen zu können und weine innerlich eine Träne. Ich bin dann nur noch froh, nicht mehr in dem Metier unterwegs zu sein.

    • Ach, der Boris liest hier auch mit? 😉

      Wobei ich „ein Drittel“ immer noch relativ viel finde. Für mich ist „tröstlich“, dass die heutige Kindergeneration allein aus Zeitgründen gar nicht dazu kommt, den ganzen Schrott und Schund aufzurufen und zu konsumieren, der theoretisch in den Streamingdiensten und Spieleportalen abrufbar wäre. Wenn man gerade wieder liest, was in den „Klassenchats“ so abgeht, ist die Kindersicherung auf Spielkonsolen wohl ein kleineres Problem.

      Schlimmer als das von Boris beschriebene Restaurant-Phänomen sind für mich noch die kinderwagenschiebenden Eltern, die dabei ununterbrochen aufs Smartphone starren. Ich frage mich, ob manche Babys überhaupt wissen, wie Mama und Papa wirklich aussehen oder ob sie das iphone anlächeln, wenn man es hochhält.

      Früher haben Eltern in der S-Bahn den Kindern auch meist aus einem Buch vorgelesen, heute sitzt Mama handystarrend da und das Kind muss sich mit sich selbst beschäftigen.

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