Das US-Studio Epic Games (Fortnite) hat sich mit den US-Wettbewerbshütern der FTC geeinigt und einer Geldstrafe von 520 Millionen Dollar zugestimmt.
Über zu wenig Arbeit mit Videospiele-Herstellern kann man sich bei der US-amerikanischen Federal Trade Commission (FTC) nicht beschweren: Abseits des Streits um die geplante 68-Milliarden-Dollar-Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft hatten sich die Wettbewerbs- und Verbraucherschutz-Behörde zuletzt auch mit dem Fortnite-Anbieter Epic Games zu beschäftigen.
Fortnite gehört nach wie vor zu den populärsten Computer- und Videospielen, auch im deutschsprachigen Raum: Nach Unternehmensangaben haben sich seit 2017 weltweit mehr als 400 Millionen Spieler registriert. Rund um das eigentliche Spiel ist ein ganzes Ökosystem entstanden – mit Spielwaren, Merchandise-Produkten, Konzerten, Influencer-Kanälen und E-Sport-Events.
Jetzt muss Epic Games eine Strafe von 275 Millionen Dollar wegen Verstößen gegen die Privatsphäre seiner minderjährigen Kunden zahlen – weitere 245 Millionen Dollar fließen in Entschädigungszahlungen an Nutzer, die zu Unrecht Geld in Fortnite ausgegeben haben. In beiden Fällen handelt es sich um die höchsten Bußgelder, die die FTC je verhängt hat.
Das US-Unternehmen mit Sitz in North Carolina habe insbesondere gegen den Children’s Online Privacy Protection Act (COPPA) verstoßen, indem sogenannte ‚Dark Patterns‘ eingesetzt wurden. Solche manipulativen Gamedesign-Tricks sollen die Spieler zum Beispiel dazu bringen, versehentlich oder unbewusst mehr Geld auszugeben – indem die tatsächlichen Kosten verschleiert werden. Durch die laut FTC viel zu laxen Privatsphäre-Einstellungen im spielinternen Chat seien Kinder zudem bedroht, belästigt und beleidigt worden.
Epic Games wird dazu verpflichtet, umfangreiche Schutzmechanismen in Fortnite zu implementieren. Der Spiele-Hersteller muss künftig sicherstellen, dass die Eltern von Kindern unter 13 Jahren den Bezahl- und Kommunikations-Einstellungen ausdrücklich zustimmen – dazu soll auch ein werksseitiges Ausgaben-Limit beitragen. Die Erstattung von Zahlungen soll einfacher und unkomplizierter werden.
Bei Epic Games – wo man den Deal bestätigt und akzeptiert – gibt man sich einigermaßen zerknirscht. In einer Stellungnahme heißt es: „Kein Spielehersteller baut ein Spiel, um schlussendlich an diesen Punkt zu gelangen. Die Games-Industrie ist geprägt von schnellen Innovationen und hohen Erwartungen der Spieler. Was vor Jahrzehnten womöglich richtig war, gilt für heutige Ökosysteme nicht mehr. Die Gesetze haben sich nicht geändert, aber deren Anwendung hat sich weiterentwickelt – und langjährige Industrie-Praktiken passen nicht mehr.“
Epic Games legt Wert auf die Feststellung, dass es in Fortnite niemals Pay2Win- oder Pay2Progress-Mechaniken gegeben habe – dass der Kunde also niemals gezwungen worden sei, Geld in den Spielfortschritt zu investieren. Von den umstrittenen Lootboxen habe man sich schon 2019 verabschiedet.
FTC-Chefin Lina M. Khan: „Epic hat Fortnite-Nutzer – inklusive Teenagern und Kinder – mit Privatsphäre-Voreinstellungen und trügerischen Bildschirm-Anzeigen geschadet. Der Schutz der Öffentlichkeit vor solchen Privatsphäre-Angriffen und ‚Dark Patterns‘ ist eines unserer vordringlichsten Anliegen. Die Durchsetzung dieser Maßnahmen macht den Unternehmen klar, dass die FTC solche illegalen Praktiken nicht dulden wird.“
FTC-Anwältin Vanita Gupta: „Das Justizministerium nimmt den Schutz von Verbraucher-Rechten sehr ernst. Diese Strafe sendet eine Botschaft an alle Online-Anbieter, dass das Einsammeln persönlicher Daten von Kindern ohne elterliche Zustimmung nicht toleriert wird.“