Der Branchenverband Game setzt auf die Unterstützung der Bundestags-Abgeordneten bei der Rettung der Computerspiele-Förderung.
Mit Wirkung zum 31. Oktober hat das Wirtschaftsministerium die Annahme neuer Förderanträge für Computerspiele-Projekte gestoppt. Begründung: Die Mittel für den Rest von 2022 und das Jahr 2023 seien restlos ausgeschöpft. Weil der Staat die Zuschüsse über die geplante Entwicklungszeit der geförderten Spiele verteilt, würden allein im kommenden Jahr mehr als 80 Millionen € fällig.
Der Industrieverband Game wertet die unvermittelte Vollbremsung als „fatales Signal“. Aus Sicht des Ministeriums ist eine Fortführung der Annahme hingegen nur dann möglich, wenn der Bundestag zusätzliche Mittel zur Verfügung stellt.
Genau dieses Ziel verfolgt der Verband im Vorfeld der anstehenden Beratungen des Haushaltsausschusses und des Bundestags: Denn bis Ende November werden die Etats der Ministerien für die kommende Saison festgezurrt.
Auf GamesWirtschaft-Anfrage sagt Game-Geschäftsführer Felix Falk: „Jetzt kommt es auf den Bundestag an: Schon bald sollten wir wissen, ob der Antragsstopp für 2023 noch aufgehoben werden kann.“
Hierfür stünde der Game derzeit mit vielen Abgeordneten in direktem Kontakt: Denn nur die Parlamentarier könnten noch verhindern, „dass wir in Deutschland bei der Aufholjagd zu den international erfolgreichen Games-Standorten nach einem erfolgreichen Start bereits jetzt eine Vollbremsung hinlegen.“
Und nur mit hinreichend Mitteln ließe sich laut Falk das Ziel der Bundesregierung erreichen, den Computerspiele-Standort zu stärken und Deutschland zu einem internationalen Leitmarkt zu entwickeln.
Linear 50 Millionen € pro Jahr hat der Bund für die zunächst fünfjährige Subventionierung des Computerspiele-Sektors eingeplant, also insgesamt 250 Millionen €. Der Game fordert indes eine Anpassung der Budgets „an den tatsächlichen Bedarf“. Doch in welcher Größenordnung bewegt sich diese Zahl eigentlich?
Der Game-Verband verweist darauf, dass früh abzusehen gewesen sei, dass die zum Start des Förderprogramms zur Verfügung gestellten Mittel „auf Dauer nicht ausreichen werden“. Deshalb habe man schon im Ursprungskonzept darauf hingewiesen, dass die Zuschüsse in den ersten Jahren sukzessive angehoben werden müssen, wenn die Zahl der Projekte und deren Budgets wie beabsichtigt ansteigt.
Verbands-Chef Falk: „Wir haben für die ersten fünf Jahre mit einer Erhöhung von 10 Millionen Euro pro Jahr kalkuliert. 2023 hätten es demnach 80 Millionen Euro sein müssen, 2025 dann 100 Millionen Euro. Diese Zahlen scheinen sehr dicht an dem Wert zu sein, den auch das Ministerium schätzt.“
Übersetzt: Anders als von der Bundesregierung veranschlagt, hält der Verband nicht 250 Millionen €, sondern in Summe 450 Millionen € für angemessen.
Jetzt sind die Fraktionen und Abgeordneten am Zug: Gelingt in den verbleibenden Tagen noch ein vorgezogenes Weihnachtswunder – oder überwintert die Branche ohne zusätzliche Mittel?
Mit der aktuellen Lage der Computerspiele-Förderung des Bundes beschäftigt sich auch die aktuelle GamesWirtschaft-Kolumne.
Auch die 450 Millionen wären ähnlich schnell aufgebraucht. Liegt vielleicht an den niedrig angesetzten Voraussetzungen, so dass man wenig bieten muß aber viel bekommt. Wäre interessant, einen Kosten-Nutzen-Vergleich zu ziehen…
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