Start Meinung PlayStation Stars: Sammeln Sie die Punkte? (Fröhlich am Freitag)

PlayStation Stars: Sammeln Sie die Punkte? (Fröhlich am Freitag)

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Erspielte Trophäen zahlen auf das PlayStation Stars-Konto ein - je seltener, desto mehr Punkte gibt es (Screenshot)
Erspielte Trophäen zahlen auf das PlayStation Stars-Konto ein - je seltener, desto mehr Punkte gibt es (Screenshot)

Sony muss dringend punkten – und legt deshalb mit PlayStation Stars ein eigenes „Treueprogramm“ auf. Doch wozu das Ganze?

Verehrter GamesWirtschaft-Leser,
verehrte GamesWirtschaft-Leserin,

es gibt sie noch, die guten Nachrichten in finsteren Zeiten: In dieser Woche kriegen Sie nämlich 30fach Payback-Punkte beim Kauf von Haferflocken der Marke „Blütenzarte Kölln-Flocken“ (Mindesteinkaufswert: 2 €). Für Pfanner-Eistee gibt es immerhin 25fach Punkte.

Wenn das nix ist.

Voraussetzung für soviel gelebte Barmherzigkeit ist der Besitz einer Payback-Karte. Sollten Sie vergessen, die Karte oder die App an der Supermarkt-Kasse einzusetzen, wird man Sie zuverlässig daran erinnern („Payback-Karte?“). Wenn Sie Glück haben, gibt es als Bonus sogar ein Gratis-Verb plus direkte Ansprache: „Sammeln Sie die Punkte?“.

Wer fleißig Coupons einlöst und artig seine Karte vorzeigt, darf sich irgendwann schöne Prämien aussuchen: Koffersets, Topfsets, Messersets. Oder Dinge, die Probleme lösen, die man ohne sie gar nicht hätte. Eine Burgerpresse zum Beispiel. Oder ein Spargeltopf.

Fröhlich am Freitag - die wöchentliche Kolumne bei GamesWirtschaft
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Im Gegenzug freuen sich die Payback-Macher über eine lückenlose Biografie des Kaufverhaltens: Was, wann, wo, wie oft, zu welchem Preis? Es braucht keine Profiler-Ausbildung, um zu antizipieren, worauf der regelmäßige Erwerb von Pute-in-Ragout-Katzenfutter oder Pampers Baby-Dry hindeutet. Solche Daten sind Gold wert – einerseits für die Marktforschung, zum anderen, weil sich damit Werbung personalisieren lässt.

Daraus machen die Betreiber auch gar keinen Hehl. So heißt es im FAQ: „Meine Daten können von der Payback GmbH (…) genutzt werden, um mir individuell zugeschnittene Angebote zu unterbreiten, während ich beim Payback-Service Center anrufe, die Internet-Seite payback.de oder die Payback-App besuche.“

Im allerallerallerweitesten Sinne handelt es sich bei Payback, Deutschlandcard, Bahn.Bonus oder Miles & More um Gamification-Mechaniken. Der Kunde sammelt Punkte, erreicht ‚Highscores‘, verfolgt Fortschrittsbalken, steigt im Rang auf und wird für seine Fleißarbeit mit Auszeichnungen, Prämien oder digitalen Karnevalsorden belohnt.

Payback macht also das, was ungefähr jedes Spiel macht, das auf Irgendwas-mit-Punkten und -Levels basiert – von Tetris bis Fortnite. Gerade Open-World-Action-Spiele, Rollenspiele und überhaupt alle erfolgreichen Free2Play-Spiele sind bis unters Dach vollgestopft mit Sammelaufträgen und Belohnungen. Mit gutem Gamedesign hat das zuweilen nur noch am Rande zu tun – zuvorderst geht es darum, die Spielzeit zu verlängern und zu verhindern, dass der mühsam akquirierte Spieler aus dem Hamsterrad entfleucht.

Seit dem gestrigen Donnerstag ist nun ein weiteres Bonus-/Treue-Programm im deutschsprachigen Markt verfügbar: PlayStation Stars. Motto: „Wer zockt, wird belohnt.“. Sony hat sich für die stumpfeste aller gängigen Gamification-Methoden entschieden: Punkte sammeln – zum Beispiel durch Umsätze im PlayStation-Store oder das Erledigen vorgegebener Aufgaben.

Beim Kauf von FIFA 23 oder NBA 23K23 gibt es 50 Punkte extra. Wer diesen und andere Vorgänge 25 Mal wiederholt und irgendwann 1.250 Punkte beisammen hat, erhält einen Gutschein für den nächsten PS-Store-Einkauf in Höhe von großherzigen 5 €.

Daneben locken „exklusive“, digitale Sammelobjekte. Bereits für das monatlich einmalige (!) Einloggen bekommt man eine 3D-Figur, die dann in einer virtuellen Vitrine innerhalb der App rotiert – aktuell einen Tyrannosaurus Rex.

Wenn das nix ist.

Weshalb gibt es PlayStation Stars überhaupt? Weil sich das PlayStation-Management was einfallen lassen musste, um die dahinsiechenden Nutzerzahlen zu stabilisieren.

Im Klartext: Sony muss dringend punkten.

Denn die PlayStation-Besitzer verbringen messbar zu wenig Zeit mit der Konsole. Zwischen April und Juni diesen Jahres lag die Zahl der monatlich aktiven User (MAU) nur noch hauchdünn über der 100-Millionen-Marke. Vor zwei Jahren, also in den Monaten vor dem PS5-Launch, waren es noch 114 Millionen. Die neue Hightech-Konsole samt prächtiger Exklusivtitel hat demzufolge exakt nichts dazu beigetragen, dass mehr Sony-Kunden regelmäßiger zum Controller greifen – im Gegenteil: Es ging zuletzt weiter abwärts.

Das ist ein Problem.

Teil dieses „Problems“ ist der Umstand, dass die Sony-Studios vergleichsweise kurzlebige Solo-Spiele wie Horizon, Returnal, The Last of Us, Ratchet & Clank, Uncharted, Spider-Man oder demnächst God of War bauen – allesamt hochdekoriert, aber eben auch nach 20 bis 50 Stunden ‚vorbei‘. Und überwiegend frei von Mikrotransaktionen und anderen Geschmacksverstärkern.

Im Live-Games-Business, wo die Kunst in der Produktion von stetem Nachschub besteht, ist die PlayStation-Sparte nicht gut aufgestellt. Was einerseits erklärt, warum man sich für dreieinhalb Milliarden Dollar das Knowhow von Bungie eingekauft hat. Und zum anderen, warum sich Sony mit Händen und Füßen dagegen wehrt, dass die Kunden von Mitbewerber Microsoft nach erfolgter Activision-Blizzard-Übernahme auch nur ein Fitzelchen mehr von Call of Duty abbekommen.

Echte Glücksgefühle löst PlayStation Stars im Markt noch nicht aus. Das Programm wirkt erkennbar mit extrem heißer Nadel gestrickt – einige Beschreibungs-Texte sind zum Beispiel nicht übersetzt. Das vierstufige, uninspirierte „Status-System“ bringt außer digitalen Sammlerstücken keine zählbaren Vorteile. Hier ist also noch richtig viel Luft nach oben.

Full disclosure: Bei mir verfängt die Aussicht auf Trophäen und Achievements ganz grundsätzlich ziemlich gut. Leider. Letztens hab ich mich im The Last of Us-PS5-Remake stundenlang zu fünf ganz bestimmten Situationen und Orten rangespielt – nur um den Algorithmus dahingehend zu triggern, dass die Figur Ellie ihrem Begleiter Joel Flachwitze vorträgt.

Beispiele: „Wie nennt man einen Keks unter einem Baum? Ein schattiges Plätzchen.“ Oder: „Fragt ein Pferd in einem Blumenladen: „Hamm Sie auch ma geritten?“ Oder: „Insgesamt 5 von 4 Leuten können nicht rechnen.“.

So ging das minutenlang. Furchtbar. Und warum das alles? Um die Trophäe „Mehr hab ich nicht“ freizuschalten.

Wenn das nix ist.

Ein schönes Wochenende und eine erfolgreiche Punktejagd wünscht Ihnen

Petra Fröhlich
Chefredakteurin GamesWirtschaft

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2 Kommentare

  1. Nun kommt Sony mit PlayStation Stars um die Ecke, doch ohne vorhandenes Smartphone muss und werde ich draußen bleiben. Davon abgesehen hätte Sony schon vor mindestens 10 Jahren eine Art Bonusprogramm für gesammelte Trophäen auf die Beine stellen können. Inzwischen sind mir Trophäen relativ egal geworden. Nur noch in absoluten Ausnahmefällen (zuletzt TLOU2) spiele ich auf Platin, wenn das Game auch genügend Motivation und Spielspaß dafür bietet.

  2. Ob den Verantwortlichen klar ist, dass die Zahl der aktiven Nutzer schwankt, da ein Konsolengenerationenwechsel stattfindet?

    So oder so ist der Ansatz und Grundgedanke von Sony Start ein guter.

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