Sind Games wirklich unpolitisch? Im ZDF Magazin Royale zeigt ZDF-Satiriker Jan Böhmermann die Widersprüche der ‚Gaming-Szene‘ auf.
Dass spätestens mit dem Scharf-Schalten der aktuellen Folge in der Mediathek das Netz glühen wird, war der Redaktion von ZDF Magazin Royale offenkundig bewusst: Denn der offizielle Hashtag #KeinKommentar ist Programm – die Kommentar-Funktion des dazugehörigen YouTube-Beitrags wurde vorsichtshalber von Anfang an deaktiviert.
In der Sendung vom 27. September geht Böhmermann der Frage nach, ob Gaming-Communities wirklich „der letzte unpolitische Ort auf Erden“ sind. Wörtlich heißt es in der Ankündigung: „Wie unpolitisch kann eine Szene sein, in der Rassismus, Sexismus und rechtsextreme Communitys zum Alltag gehören?“
Im Fokus: die „Gamer“ und ihr teils toxisches Verhalten via Social Media, in Foren, auf Plattformen und in Games. Die Sendung spannt dazu einen weiten Bogen und zieht Parallelen vom Gamergate-Phänomen zur Jetzt-Zeit.
In Abweichung vom üblichen Ablauf ist die Folge als ‚Reaction-Video‘ konzipiert: Böhmermann parodiert Streamer MontanaBlack, der zu den reichweitenstärksten Influencern des Landes zählt. In einem kleinen Fenster meldet sich „JB“ regelmäßig zu Wort, beschimpft Böhmermann und spult Passagen vor, die ihn nicht interessieren – etwa die Stand-up-Einlage zu Beginn der gut 30minütigen Show.
Parallel arbeitet sich der Moderator an Personalien aus der ‚Gamer-Szene‘ ab, die seit vielen Monaten regelmäßig die X-Trends dominieren – allem voran der ‚Beef‘ zwischen der Streamerin Shurjoka alias Pia Scholz und dem YouTuber KuchenTV. Der Schlagabtausch – bestehend aus einer Reaction-Kaskade an wechselseitigen Vorwürfen, Unterstellungen und verbalen Einlassungen – beschäftigt nicht nur die jeweiligen Fan-Lager, sondern auch die Gerichte. Kaum ein Tag vergeht ohne neue Entwicklungen – auf beiden Seiten solidarisieren sich lautstarke Unterstützer mit den Protagonisten.
Ein Brandbeschleuniger dieses Konflikts, der mit ‚Gaming‘ nur noch am Rande zu tun hat und dessen Schärfe die schlechtesten Seiten von Social Media nach oben spült: Scholz hat 2023 den Deutschen Computerspielpreis als „Spielerin des Jahres“ gewonnen – die Jury begründete die Auszeichnung damit, dass sie sich dediziert politisch positioniert. Unter anderem hat Shurjoka ihre Community dazu aufgerufen, das Warner-Action-Rollenspiel Hogwarts Legacy aufgrund der transkritischen bis -feindlichen Haltung von Harry Potter-Erfinderin J. K. Rowling zu boykottieren (Hintergrund).
In der nachgelagerten Debatte zur Sendung, in die sich Böhmermann selbst aktiv mit Postings einklinkt, stößt die Sendung auf ein vielstimmiges Echo: So sei es wichtig, ein Schlaglicht auf die vermeintlich unpolitische Gaming-Community zu werfen – und auf Fehlentwicklungen, die sich etwa in unzureichend moderierten und kaum regulierten Chat-Bereichen auf populären Games-Plattformen wie Steam zeigen.
Gleichzeitig weisen nicht nur die Anhänger von MontanaBlack und KuchenTV auf die Unwucht hin, wonach mindestens kritikwürdige Shurjoka-Positionen bestenfalls in einem Nebensatz abgehandelt und unter „So weit, so Meinungsfreiheit“ subsummiert werden.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich Böhmermann kritisch mit der Games-Branche auseinander setzt: Im Herbst 2019 sorgte ein vielbeachteter Beitrag über Glücksspiel-Mechaniken in Games dafür, dass sich die Behörden mit einer letztlich erfolglosen Indizierung des anhaltend populären App Coin Master beschäftigten.
Böhmermann provoziert nicht, er spaltet!
Der Bericht ist eindeutig einseitig und beleuchtet die Problematik aus einem Blickwinkel, der in sein Narrativ passt!
Jeder vernünftige Gamer weiß das es problematische Aussagen in Chats und Gruppen gibt, aber die gesamte Shurjoka Thematik kann und sollte man nicht mit der grundsätzlichen Diskussion um Hass und Hetze vermischen! Gestartet hat das ganze mit Simpler Kritik. Sie und die Medien haben daraus mehr gemacht!
Aber man kennt es von Böhmermann. Nur das Erzählen was aus seiner Sicht passt, Gegenteiliges weglassen oder schlimmer: Bewusst so reden, als gäbe es nichts Vernünftiges aus der Gegenseite. Aber scheinbar kein Problem, Ist ja alles Satiere!
Ich wieß nicht, ob „provozier“ das richtige Wort ist. Mir ist da zumindest so gut wie nix neues untergekommen. Das Neo Nazis Discord, Steam & Co ausgiebig nutze um ihre Propaganda und Hass zu verbreiten ist nix neues. Auch das Valve nix tut, weil sie nur was tun, wenn sie rechtlich oder monetär angegriffen werden – beim CSGO-Skin-Gambling haben sie auch monatelang zugeschaut, bis der US-Kongress aktiv wurde. Hier reden sie sich raus, dass sie ein Store wären und deshalb die Regeln für soziale Netzwerke nicht gelten, aber der Community-Aspekt ist bei Steam mittlerweile so wichtig, dass ich das für eine faule ausrede halte.
Dass es in Multiplayer-Spielen sehr oft toxisch zugeht ist auch nix neues. Jeder, der mal eine offene Lobby mit Chat betreten hat, wird das bestätigen können. Gut, welcher Influencer gerade Beef mit einem oder einer anderen hat ist mir nicht bekannt, aber auch eher egal. Aber dass Frauen Online noch mehr Beleidigungen, Hass und Angriffen ausgesetzt sind, ist auch eigentlich keine Nachricht wert, sondern eher ein Armutszeugnis.
Dass Böhmermann ‚provoziert‘, sieht man alleine an den Reaktionen. Und klar, neue Erkenntnisse mag es nicht gegeben haben – aber eine Zusammenfassung für jene, die nicht im Thema sind, hat auch einen Wert für sich.
au man, mach mal dein Fenster wenigstens auf Kipp
ich verstehe die Einleitung nicht so ganz. Sind Spiele denn unpolitisch? Wer sagt denn das?
Ein CoD oder Battlefield ist bestimmt nicht unpolitisch, ja streng genommen nicht einmal FIFA, wenn dort ein „no to racism“-Banner eingeblendet wird.
Dass eine immer noch überwiegend männerdominierte Szene zb. gerne frauenverachtend oder auch schwulenfeindlich wird, ist ja jetzt auch kein Geheimnis und in anderen Bereichen (ich denke da zb. an Fußball) nicht anders.
Und das Internet ist für viele ein rechtsfreier Raum.
Wie wäre es, das Problem anzugehen statt die Leute, die darauf aufmerksam machen?
Die Position, dass Spiele / Musik / Filme / ‚der Fußball‘ usw. nicht politisch sind bzw. nicht sein sollten, ist weit verbreitet. Böhmermann geht darauf ja eingangs seiner Einlassung ein, indem er feststellt, dass viele Spieler ‚in Ruhe gelassen‘ werden möchten und einfach nur zocken wollen. Genau da setzt die Kritik an, weil Fehlentwicklungen ausgeblendet werden.
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