Start Marketing & PR RAW: Kickstarter stoppt Crowdfunding-Kampagne (Update)

RAW: Kickstarter stoppt Crowdfunding-Kampagne (Update)

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Nur wenige Stunden vor Ablauf des Countdowns hat Kickstarter die Kampagne für "RAW" gestoppt (Screenshot vom 15.07.2019)

Nur wenige Stunden vor dem Ablauf des Countdowns hat Kickstarter die Kampagne für das Open-World-Spiel „RAW“ beim Stand von über 170.000 Euro abgebrochen.

Update vom 15. Juli 2019: Kickstarter hat die Crowdfunding-Kampagne für das im fränkischen Fürth entwickelte Spiel „RAW“ gestoppt – rund eineinhalb Tage vor dem planmäßigen Ende. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Projekt mehr als 170.000 Euro von fast 4.000 Unterstützern eingesammelt. Damit hätte es das Entwicklerteam Killerwhale Games in die Liste der zehn erfolgreichsten Kickstarter-Games aus Deutschland geschafft.

Die „Backer“ erhalten nun ihr Geld in vollem Umfang zurück und wurden bereits per Mail benachrichtigt.

Zum Kampagnen-Abbruch kann laut Kickstarter grundsätzlich einer oder mehrere der folgenden Faktoren führen:

  • Gefälschte Nutzer-Kommentare in Foren oder Chats
  • Falsche Identitäten oder Biografien der Initiatoren
  • Ausbleibende oder unzureichende Informationen von Relevanz

Zu dieser drastischen Maßnahme werde laut Kickstarter nur in solchen Fällen gegriffen, in denen handfeste Belege oder Indizien für einen Verstoß gegen die Richtlinien vorliegen.

In einer ersten Reaktion zeigt sich das Killerwhale-Team maßlos enttäuscht von der Kickstarter-Entscheidung. Insbesondere habe es keine Vorwarnung und keine Nachfragen gegeben, auch eine konkrete Begründung werde die Plattform nicht nachliefern. Die Entwickler vermuten, dass es eine Flut an Beschwerden und Meldungen bei Kickstarter gegeben habe, die letztlich zum überraschenden Last-Minute-Stop geführt habe.

Gegenüber der Website PCGamesN hat sich ein Kickstarter-Sprecher zu den Details geäußert. Demnach seien die Initiatoren verpflichtet, glaubhaft zu dokumentieren, dass der Projekt-Abschluss und die Erfüllung aller in Aussicht gestellten Dankeschön-Pakete („Pledges“) realistisch ist. Im konkreten Fall habe das Team aber noch während der laufenden Kampagne eingeräumt, dass die Entwicklung des Spiels mit dem anvisierten Budget gar nicht möglich sei.

Das versprochene Gameplay-Video, das als Beweis für die Existenz eines funktionierenden Prototypen dienen sollte, wollen die Entwickler nun in den kommenden Tagen nachliefern. Das Team prüft außerdem alternative Geldquellen zu Kickstarter, etwa via IndieGoGo.

Open-World-Spiel "RAW" von Killerwhale Games: Autos lassen sich aus der Ego- und Verfolgerperspektiver steuern (Szene aus Kickstarter-Video)
Open-World-Spiel „RAW“ von Killerwhale Games: Autos lassen sich aus der Ego- und Verfolgerperspektiver steuern (Szene aus Kickstarter-Video)

Update vom 5. Juli 2019: Mittlerweile hat „RAW“ vom Fürther Startup-Trio Killerwhale Games die Marke von 100.000 Euro überschritten. Mehr als 2.400 „Backer“ haben ihre Unterstützung zugesagt. Damit wäre „RAW“ schon jetzt eine der erfolgreichsten Games-Crowdfunding-Kampagnen aus Deutschland: Bei noch verbleibenden elf Tagen könnte das Projekt den Sprung in die Allzeit-Top-10 schaffen. Den Rekord hält mit über 1 Million Euro das Strategiespiel „Iron Harvest“ (King Art Games), gefolgt von „Everspace“ (Rockfish Games, 420.000 Euro) und „Lost Ember“ (Mooneye Studios, 326.000 Euro).

Falls Sie mit einem Investment in Kickstarter-Projekte liebäugeln, beachten Sie bitte die Hinweise zu Risiken und Nebenwirkungen am Ende des Beitrags.

Update vom 28. Juni 2019 (18 Uhr): Bereits am gestrigen Tag hat die Kickstarter-Kampagne für „RAW“die entscheidende Alles-oder-nichts-Hürde von 70.000 Euro genommen. Pegelstand: über 1.900 Unterstützer, mehr als 79.000 Euro. Die nächste Zwischenstufe liegt bei 100.000 Euro – die Finanzierungsrunde endet erst am 17. Juli 2019. In den kommenden Tagen wollen die Entwickler mit Spielszenen-Videos nachlegen.

Update vom 26. Juni 2019 (11 Uhr): Als Reaktion auf ein YouTube-Video zum Kickstarter-Projekt „RAW“ hat sich der – O-Ton – „leitende und einzige Programmierer“ von Killerwhale Games zu Wort gemeldet.

Das Team sei überrascht gewesen von der teils harschen Kritik mit Blick auf die Nutzung vorgefertigter 3D-Komponenten, etwa Gebäude und Fahrzeuge. Dies sei einerseits ein gängiges Verfahren zu Prototyp-Zwecken, zum anderen wären auch eigene Modelle zum Einsatz gekommen. Zweifel an der Existenz des Projekts weist der Programmierer zurück, indem er Screenshots aus der Entwicklungs-Umgebung zeigt.

Sehr grundsätzlich zeigt sich das Killerwhale-Games-Trio „sehr enttäuscht“ vom negativen Tenor in der Kommentierung. Der Rat des Entwicklers: „Seid geduldig und haltet euch mit Vorwürfen zurück, wenn ihr etwas nicht zu 100 Prozent versteht.“

Die Debatten um „RAW“ haben in jedem Fall zu einem gestiegenen Interesse am Open-World-Spiel des Indie-Studios beigetragen: Mittlerweile haben 1.500 Unterstützer ein Volumen von über 66.000 Euro zugesagt – bei verbleibenden 20 Tagen bis zum Ende der Crowdfunding-Aktion kann also davon ausgegangen werden, dass die Untergrenze in jedem Fall erreicht wird, möglicherweise bereits im Lauf des Tages.

Update vom 25. Juni 2019 (17 Uhr): Im FAQ auf der Kickstarter-Seite wehren sich die Entwickler gegen den Eindruck, das Projekt sei darauf ausgerichtet, die Unterstützer („Backer“) abzuzocken. Indes ist bis zur Stunde unklar, wie sich das „RAW“-Team konkret zusammensetzt – eine für Kickstarter-Projekte mindestens unübliche Herangehensweise, gerade bei Erstlingswerken. Immerhin: Im Laufe des Tages wurde die Website um eine Postadresse und einen Ansprechpartner ergänzt – Fotos und weitere Details sollen folgen. Eine Anfrage der Redaktion blieb bislang unbeantwortet.

RAW: Rätselraten um deutsches Kickstarter-„Wunder“ (Meldung vom 25. Juni 2019)

Zu schön, um wahr zu sein? Das Kickstarter-Projekt „RAW“ lässt die Fachwelt rätseln, wer hinter der Open-World-Simulation made in Germany steckt.

Das Studio? Nie gehört. Die Namen der Gründer? Bis vor wenigen Stunden unbekannt. Beruflicher Hintergrund der Entwickler? Nicht ersichtlich. Der Inhaber der dazugehörigen Website? Anonym. Das Spiel? Mindestens ambitioniert, wenn nicht größenwahnsinnig.

Und trotzdem hat ein bis dato völlig unbekanntes, in Deutschland ansässiges Team namens Killerwhale Games für „RAW“ binnen weniger Tage knapp 60.000 Euro von 1.400 Unterstützern via Kickstarter eingesammelt – überwiegend aus den USA und aus Deutschland (Stand: 25.6.2019). Das Erreichen des Mindestziels von 70.000 Euro scheint nur noch eine Frage von Stunden zu sein.

Die mysteriösen Begleitumstände und die Anonymität des Teams haben Spekulationen in Foren und sozialen Netzwerken befeuert, bei dem Projekt handele es sich um „Scam“ – den etwas freundlicheren Fachbegriff für Abzocke. Oder noch deutlicher: Betrug. Es wäre nicht der erste Crowdfunding-Fall, dem nach vollmundigen Versprechungen kein konkretes Produkt folgen würde. Zumal sich mit 70.000 Euro kein Spiel dieser Größenordnung produzieren ließe – was die Initiatoren selbst einräumen. Angepeilter Startschuss für die Early-Access-Testphase: Ende 2019, also schon in wenigen Monaten. Nach Einschätzung erfahrener Entwickler wäre für ein Projekt in den geplanten Abmessungen ein deutlich einstelliger Millionen-Betrag und vor allem ein Team mit Dutzenden versierter (und somit teurer) Fachkräfte erforderlich.

Allein dieser Umstand lässt Stirnfalten runzeln.

Dass „RAW“ überhaupt soviel Aufmerksamkeit gerade in der deutschen Entwickler-Szene hervorruft, liegt am professionell produzierten und vertonten Werbetrailer – und natürlich daran, dass ein Spiel dieses Genres und dieser Dimension bislang komplett unter dem Radar in Deutschland entwickelt werden konnte.

Besagtes Video zeigt zwar keine Spielszenen, doch man kann sich schon gut vorstellen, wie das Endprodukt aussehen soll. „RAW“ wird als „Open World Sandbox Hardcore-Rollenspiel“ verkauft: Auf einem eingangs leeren Fleckchen Wüstenerde entsteht nach und nach eine US-Kleinstadt – inklusive Supermarkt, Geschäften, Tankstellen, Polizeistation, Feuerwehr und einem Bürgermeister. Als einer von 100 bis 200 Mitstreitern pro Server kann der Spieler ein eigenes Unternehmen gründen, Leute anstellen, mehr oder minder legale Jobs annehmen und Grundstücke erwerben. Wer ein rudimentäres Haus bauen will, braucht Baumaterial und ein Transportfahrzeug.

Das in Stil und Inszenierung an „Grand Theft Auto“ erinnernde Werbe-Video macht einen mindestens guten bis sehr guten Eindruck. Die Entwickler machen keinen Hehl daraus, dass die im Trailer gezeigten Gebäude, Fahrzeuge und Landschaften größtenteils auf 3D-Komponenten von der Stange basieren, die auf Online-Marktplätzen angeboten werden. Diese Standard-Modelle sollen mittelfristig durch eigene Designs ersetzt werden. Abhängig vom Finanzierungs-Verlauf will das Team außerdem Flugzeuge, Hubschrauber, Schiffe und Motorräder hinzufügen und die Spieltiefe erhöhen.

Und wer steckt nun hinter „Killerwhale Games“ und „RAW“? Wegen der vielen Nachfragen haben dies die Gründer nun nachträglich offengelegt – zumindest ein bisschen. Das Kernteam besteht angeblich aus dem finnischen Spieldesigner „Artur“, dem russischen Programmierer „Alexey“ und der aus Deutschland stammenden „Daria“ – alle zwischen Mitte und Ende 20. Ob es sich um die richtigen Namen handelt und ob diese Personen überhaupt existieren – unklar. Immerhin: Initiator Artur Hartikainen betreibt einige sehr unregelmäßig gefüllte Social-Media-Kanäle und hat bereits mehrere sogenannter Machinima-Kurzfilme auf Basis von „Grand Theft Auto“ produziert – was die Qualität des Trailers erklären würde.

Als Hauptquartier ist ein Mehrfamilienhaus mitten im fränkischen Fürth nahe Nürnberg angegeben – ein Standort, der bislang nicht als Entwicklungs-Hotspot aufgefallen ist. Seit zweieinhalb Jahren werde an dem Spiel gearbeitet. Mit dem eingesammelten Geld sollen Grafiker und Level-Designer eingestellt werden, außerdem ist eine Folge-Crowdfunding-Kampagne geplant.

Wer mit dem Gedanken spielt, in das Projekt zu investieren, sollte sich dessen bewusst sein: Kickstarter-Projekte bergen grundsätzlich das Risiko des Totalausfalls – ob und wann und in welchem Umfang und in welcher Qualität das Spiel ausgeliefert wird, ist selbst bei honorigsten Absichten nicht absehbar.

GamesWirtschaft hat das Entwickler-Team kontaktiert und Kickstarter um eine Stellungnahme gebeten. Bei Vorliegen neuer Erkenntnisse wird dieser Beitrag aktualisiert.

3 Kommentare

  1. Also wenn man sich das entwicklerstudio vom Feuerwehr simulator anschaut! Das sind 5 leute die auch 2 jahre schon an dem spiel gearbeitet haben. Und zuvor schon spiele veröffentlicht haben! Die haben ein Völlig verbuggtes game abgeliefert was nicht spielbar ist bis heute und die hatten die selben ansprüche an den Realismus wie Raw. Du kannst mir erzählen was du willst aber never können 3 leute in 2 jahren das Produzieren wie im Trailer! Das spiel kommt wenn dann als EA game und wird wie fast jedes ea game im sandeverlaufen BEstes beispiel identity tolle trailer etc bisheute ist nichts von dem enthalten was in den trailern zu sehen ist!

  2. Aber wer auf der Website des Entwicklers richtig Liest, liest dort das Sie schon 2 Jahre an den Projekt arbeiten. Und nun für den Rest Geld benötigen. Vielleicht ist Ihnen nur das Geld nach 2 Jahren ausgegangen, oder es ist eine wirkliche Abzocke. Denn nicht mal Rockstar Games entwickelt einfach ein Spiel ohne genau Kosten zu errechnen. Zudem ist nirgends ein Impressum zu sehen, dies ist aber nach Deutschen Recht ZWINGEND NOTWENDIG.

    Eigentlich kann man nur abwarten doch ich Unterstütze Sie nicht.

    • Hallo Dennis,

      das ist so nicht ganz richtig. Sie brauchen erstmal 70 000 aber sind auf weitere crowd fundings angewiesen. Als nächstes Ziel haben sie 300 000 angegeben. D.h. sollte die anderen Kampagnen nicht klappen ist das ganze Geld weg. Ich glaube, dass haben viele noch nicht so realisiert.

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