
Weiterhin keine Konsole in Sicht, dafür aber eine App: Amico Home soll als Schaltzentrale für Intellivision Amico-Spiele dienen.
Ein halbes Jahr ist seit dem letzten Lebenszeichen von Intellivision vergangen: Ende Mai schilderte CEO Phil Adam gegenüber GamesWirtschaft, wie die als ‚Familien-Spielkonsole‘ positionierte Intellivision Amico doch noch Realität werden soll. Obwohl die Chancen dafür gegen Null gehen: Das mit (über)großen Ambitionen und robustem Selbstbewusstsein angetretene US-Startup war zu diesem Zeitpunkt auf fünf Personen zusammengedampft.
Ungefähr niemand dürfte daher überrascht sein, dass das heute veröffentlichte Schreiben an die Kundschaft weiterhin kein Terminfenster für die Hardware enthält – obwohl die mehrfach verschobene 280-€-Konsole quasi permanent kurz vor Serienreife, Produktionsbeginn und/oder Auslieferung stand. Keines dieser Versprechen konnte gehalten werden – stattdessen wurden die Vorbesteller (die eine Anzahlung geleistet hatten) ein ums andere Mal vertröstet. Vor zwei Jahren wurden sogar Spiele-Box-Sets für eine nicht vorhandene Konsole verkauft.
Wie im Mai von Intellivision-CEO Adam ausgeführt und jetzt abermals bestätigt, fehlt es dem Unternehmen mindestens am nötigen Kapital, um die Spielkonsole überhaupt produzieren zu können. Dazu beitragen soll nun eine neue Idee: Amico Home.
Dahinter verbirgt sich eine kostenlose App, die ab heute zunächst für Android-Systeme in Form einer Testversion (‚Public Beta‘) verfügbar ist – die iOS-Version für iPhone und iPad soll zu einem späteren Zeitpunkt folgen. Für die ersten beiden Titel – Missile Command und Astrosmash – werden jeweils stolze 13,99 € fällig.
Warum diese Mondpreise? In den Beschreibungen heißt es: „Dieses Spiel ist kein typisches Handyspiel. Es ist Teil des Amico Home Entertainment-Systems, das Ihr Mobilgerät in eine Amico-Konsole verwandelt!“
Vorbesteller der Amico-Konsole sowie Käufer der Limited Collector’s Boxed Edition können sich für den Amico Club registrieren und sollen auf diese Weise Download-Codes erhalten, mit denen sich die erworbenen Spiele freischalten lassen – allerdings erst ab dem Zeitpunkt, ab dem sie in der Amico-Home-App auftauchen.
Das Endlos-Drama um die Intellivision Amico wird auch im deutschsprachigen Raum mit Aufmerksamkeit verfolgt: Bund und Länder haben ab 2019 mehr als 600.000 € für die Produktion von Amico-Spielen beigesteuert – mit der Entwicklung wurden renommierte Studios wie Aesir Interactive oder Independent Arts beauftragt.
Also fassen wir zusammen:
Leute haben für 280€ eine Konsole vorbestellt, für X zusätzliche Euro ein Spielepaket dazugekauft und werden jetzt mit einer Handy-App abgespeißt in der sie zusätzlich nochmal 14€ für die Spiele ausgeben sollen von denen es bislang weder Marketing-Material noch Reviews gibt …
Der Held würde jetzt sagen „da hat aber jemand kräftig Lack gesoffen“!
…
Ich darf an der Stelle den Red-Shirt-Guy von 2022 zitieren: „Is this an out of season april fools joke?“
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