Spielend helfen – das ist das Motto von Gaming-Aid e. V. Das neue Vorstands-Duo ist seit vier Monaten im Amt und zieht eine erste Zwischenbilanz.
[no_toc]„Svenja ist die Rampensau, sag ich jetzt mal. Marc Kamps ist der Mann der Zahlen. Und ich bin die Dame fürs Grobe – also alles, was mit Kommunikation zu tun hat.“
So umschreibt Vorstands-Vize Christiane Gehrke die Aufgabenteilung im Team von Gaming-Aid e. V.
Unter dem Motto „Spielend helfen“ lindert der gemeinnützige Verein die Not von unverschuldet in Not geratenen Menschen der deutschen Games-Branche – und das möglichst schnell und unbürokratisch. Daneben nützt Gaming-Aid die Kontakte der 54 Mitgliedsfirmen und -Verbände, um zum Beispiel Krankenhäuser oder Kinderheime mit Konsolen und Spielen zu versorgen, was gerade kleinen und großen Langzeitpatienten über die schwere Zeit hilft.
Im Sommer feiert der Verein das vierjährige Bestehen. Ende 2016 übergaben die Gründer Ingo Horn und Tahsin Avci ihre Ämter an die die Nachfolger. Seitdem sind die Vorstandsvorsitzende Svenja Bhatty (Dozentin Mediadesign-Hochschule Düsseldorf), ihre Stellvertreterin Christiane Gehrke (Medialounge GmbH) und Kassenwart Marc Kamps (Birds & Trees) für den Ausbau der Vereinsaktivitäten zuständig.
Gaming-Aid: „Sobald wir von einem Fall hören, werden wir tätig.“
„Arbeitsreich“ seien die ersten vier Monate ausgefallen, zumal eine Menge organisatorischer Aufgaben erledigt werden mussten. Im Rahmen einer Telefonkonferenz hat das Führungsduo des Vereins eine erste Zwischenbilanz gezogen und den Fahrplan fürs Jahr 2017 skizziert.
GamesWirtschaft: Könnt ihr Beispiele von Projekten nennen, die euch derzeit am meisten beschäftigen?
Bhatty: Soeben haben wir eine Familie von einem schwer erkrankten Branchenmitglied unterstützt, wo wir etwas zum Lebensunterhalt dazugegeben haben, damit der Sohnemann weiter sein Eishockeyspiel betreiben kann.
Wir hatten zuletzt viele Anfragen bekommen von Jugendgruppen in Frankfurt und in Berlin, die uns um Hilfe gebeten haben. Verschiedene Jugendeinrichtungen sind von uns mit PlayStations und Xbox-Konsolen ausgestattet worden. Das kommt gerade bei den Kids sehr gut an – und wir wissen auch, dass es bei den ‚richtigen‘ Kids ankommt.
Immer enger wird auch die Zusammenarbeit mit der Christoph-Metzelder-Stiftung, die über 2.000 Jugendliche in ganz Deutschland betreut.
Wie wird entschieden, ob und welche Projekte von Gaming-Aid unterstützt werden?
Bhatty: Im Moment ist es noch relativ einfach. Sobald wir von einem Fall hören oder an uns herangetreten wird und das Ganze in unsere Satzung fällt, werden wir tätig. Ein Ausschlusskriterium liegt nur dann vor, wenn es nicht satzungsgemäß ist.
Wir haben zum Beispiel gelegentlich Anfragen von Einzelpersonen, die dann sinngemäß sagen: ‚Ich hatte einen etwas schlechten Start ins Leben, deswegen hätte ich jetzt gerne mal nen Laptop‘ – das können wir dann natürlich nicht machen.
Aber bislang mussten wir gar nicht großartig aussuchen, sondern wir sagen: ‚Jawoll, die Mittel stehen zur Verfügung – also machen wir’s.‘ Ich hoffe und ich wünsche mir, dass wir das weiterhin so handhaben können.
Wer entscheidet letzten Endes, wo geholfen wird und in welchem Umfang?
Bhatty: Wir können im Grunde alles selbst entscheiden. Um für die nötige Transparenz zu sorgen, haben wir einen Beirat initiiert. Dieser Beirat wird von uns dann angerufen, wenn die Summe von 5.000 Euro überschritten wird. Dadurch tragen wir Sorge, immer auf der sauberen Seite zu sein.
Gaming-Aid: „Die Branche spielt mittlerweile ihre Kreativität aus.“
Habt ihr den Eindruck, dass ihr von der Branche hinreichend unterstützt werdet, also sowohl mental als auch durch Spenden und Mitgliedschaften?
Bhatty: Es wird. Man muss natürlich Präsenz zeigen, das ist ganz klar. Wir können uns nicht einfach aufs Sofa setzen und sagen: ‚Jetzt kommt mal‘. Wir müssen auch aus unserem Kaninchenbau raus.
Ich habe schon den Eindruck, dass zum Beispiel durch die wachsende Mitgliederschaft genügend Support bekommen. Das schwankt natürlich von Unternehmen zu Unternehmen – einige machen etwas mehr, andere etwas weniger. Was ich sehr schön finde, dass die Branche mittlerweile ihre Kreativität ausspielt und mit Ideen auf uns zukommen.
Was habt ihr euch fürs laufende Jahr 2017 vorgenommen?
Gehrke: Wir haben das große Glück, auf der Quo Vadis (Entwicklerkonferenz in Berlin ab 24.4., Anm. d. Red.) wieder mit einem kleinen Counter zu sein. Zu den offiziellen Terminen gehören auch die Gamescom, die German Dev Days und der Deutsche Computerspielpreis.
(Daneben sind noch weitere Projekte und Kooperationen in Vorbereitung, die allerdings erst in den kommenden Monaten offiziell werden – Anm. d. Red.)
Durch das Spendenstream-Projekt „Friendly Fire 1“ mit den Youtubern PietSmiet, Gronkh und Pandorya sind 2015 mehr als 100.000 Euro zusammengekommen. Trügt der Eindruck, dass Gaming-Aid in Geld förmlich „schwimmt“?
Bhatty: Dem Verein geht’s im Moment sehr gut. Wir können in diesem Jahr relativ breit planen, was Projekte angeht. Das heißt aber nicht, dass wir nicht noch viel, viel mehr machen wollen. So gesehen haben wir natürlich nie genug.
Gaming-Aid: „Jede Dankeskarte ist schon komplett die Bezahlung“
Gaming-Aid ist eine Menge ehrenamtlicher Arbeit. Was treibt euch beide denn selbst? Sprich: Was ist eure Motivation und euer Antrieb?
Gehrke: Ich war ja schon 2013 Gründungsmitglied von Gaming-Aid, als Ingo (Horn) mit seiner Idee aufschlug – und ich fand das damals schon total klasse, weil genau in diesem Jahr mein sehr lieber Freund Frank Fitzner („Psychotoxic“, Anm. d. Red.) an Krebs erkrankte und ich von vielen anderen Fällen schon wusste.
Mich hat das einfach geflasht, dass man auf eine relativ einfache Art und Weise unterstützen und helfen kann, dass ich dachte: ‚Ich arbeite nicht Vollzeit und ich hab Zeit und ich kann das machen und ich hab‘ da Bock drauf und ich bin gut vernetzt.‘
Dann fand ich’s auch ganz cool, das zusammen mit Svenja zu machen, weil sie ein bisschen das ‚Brain‘ dieser ganzen Geschichte ist und sie schon zur Zeit von Tashin und Ingo gezeigt hat, dass sie der Motor des Ganzen ist.
Bhatty: Ich weiß durch meine eigene Krankheitsgeschichte, wie wichtig es ist, ein Netzwerk zu haben. Aber das hat nun mal nicht jeder. Bei mir war es zudem so, dass ich dank einer wunderbaren Absicherung auch nie in finanzielle Not geraten bin. Wenn aber zu einer körperlichen Not auch noch eine finanzielle Not hinzukommt, dann ist das einfach nicht mehr zu ertragen.
Das ist für mich ein unheimlicher Ansporn, dass ich den Support gehabt habe – und das möchte ich gerne weitergeben. Weil ich eben weiß, wie sich das anfühlt. Jeder Anruf, den ich tätige, und jede Dankeskarte, die wir bekommen, ist für mich schon komplett die Bezahlung.
Wer Gaming-Aid unterstützen möchte, findet alle Informationen zu Projekten, Kontonummern und Ansprechpartnern auf der offiziellen Website.
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