Gut eine Woche vor dem Start der weltgrößten Spielemesse hat die Kölner Polizei „keine Hinweise“ auf eine konkrete Gefährdung der Gamescom 2016.

[no_toc]Die ursprüngliche GamesWirtschaft-Anfrage bei der Kölner Polizei erfolgte bereits mehrere Tage vor dem tragischen Amoklauf in München und den Anschlägen in Würzburg und Ansbach. Seitdem haben sich die Ereignisse überschlagen. In Folge der jüngsten Ereignisse hat die KoelnMesse die Sicherheitsvorkehrungen rund um die Gamescom 2016 bekanntlich erheblich verschärft. Die am 2. August verkündeten Maßnahmen umfassen unter anderem Taschenkontrollen von Privatbesuchern, Fachbesuchern, Ausstellern und Medienvertretern. Die Waffen-Attrappen von kostümierten Fans sind 2016 erstmals komplett untersagt, was in der Cosplay-Szene für Frust und Enttäuschung sorgte. Trotz offener Briefe und Protestschreiben ist nicht davon auszugehen, dass die angekündigten Regelungen wieder entschärft oder gar zurückgenommen werden.

Kölner Polizei: Keine Hinweise auf konkrete Gefährdung der Gamescom

Auszug aus dem Geschäftsbericht 2015 der KoelnMesse: Veranstaltungszentren im Fokus des internationalen Terrorismus.
Auszug aus dem Geschäftsbericht 2015 der KoelnMesse: Veranstaltungszentren im Fokus des internationalen Terrorismus.

Mit dem Thema Sicherheit beschäftigt sich die KoelnMesse nicht erst seit den Anschlägen der vergangenen Monate in mehreren europäischen Ländern. Im Chancen-und-Risiken-Abschnitt des Geschäftsberichts 2015 ist erstmals ein Passus enthalten, der auf die „angespannte Sicherheitslage in Bezug auf den internationalen Terrorismus“ hinweist. Demnach stünden neben Flughäfen und Bahnhöfen auch Veranstaltungszentren „besonders im Fokus“ des internationalen Terrorismus. Vor diesem Hintergrund hat die KoelnMesse ein Sicherheitskonzept mit Polizei und Behörden ausgearbeitet, das natürlich auch bei der Gamescom greift. Mit rund 350.000 Besuchern aus 50 Nationen gehört die Gamescom zu den größten und bedeutendsten Messen der Republik.

Die Kölner Polizei bleibt auf GamesWirtschaft-Anfrage bei ihrer Einschätzung, dass sich die Gefährdungslage in Deutschland „auch nach den jüngsten Ereignissen“ nicht verändert habe. Es gelte weiterhin eine „anhaltend hohe abstrakte Gefährdung“. Aus dem Kölner Polizeipräsidium heißt es: „Hinweise auf eine konkrete Gefährung, etwa im Zusammenhang mit der Unterhaltungsmesse gamescom, liegen zurzeit nicht vor.“

Kölner Polizei: KoelnMesse ist für Taschenkontrollen und Videoüberwachung zuständig

Die Polizei kümmert sich um die Sicherheit am Hauptbahnhof Köln und am Messe-Bahnhof Deutz (Foto: Bundespolizei)
Die Polizei kümmert sich um die Sicherheit am Hauptbahnhof Köln und am Messe-Bahnhof Deutz (Foto: Bundespolizei)

Nach den Übergriffen der Kölner Silvesternacht haben Polizei und Behörden ein sogeanntes „Präsenzkonzept“ für den Kölner Hauptbahnhof und die Kölner Altstadt erarbeitet. „Die Maßnahmen sind unabhängig von Veranstaltungen konzipiert und tragen zur Steigerung des Sicherheitsgefühls in der Bevölkerung bei. Der feststellbare Rückgang der Straßenkriminalität bestätigt, dass dieses Konzept bereits Wirkung zeigt“, resümiert die Kölner Polizei.

Spezielle Schutzmaßnahmen und -konzepte würden fortlaufend geprüft, überarbeitet und den aktuellen Geschehnissen angepasst. Wert legt man auf die Feststellung, dass nicht alle getroffenen Maßnahmen von außen erkennbar seien: „Polizeikräfte in Uniform und in ziviler Kleidung sind anlässlich der Unterhaltungsmesse gamescom präsent. Die Polizei steht in enger Verbindung mit dem Veranstalter.“

Die Polizeipräsenz gilt allerdings nicht für das Gamescom-Gelände. Denn auch wenn die KoelnMesse GmbH mehrheitlich der Stadt Köln und dem Land Nordrhein-Westfalen gehört: Für die Sicherheit auf dem Kölner Messegelände ist das von der KoelnMesse engagierte Personal privater Sicherheitsfirmen zuständig. Der Zuständigkeitsbereich der Bundespolizei endet zum Beispiel unmittelbar am Bahnhof Köln-Deutz.

Taschenkontrollen: Sonderbehandlung für Gamescom?

Auch die mittlerweile bestätigten Taschen- und Einlasskontrollen sowie die Videoüberwachung des Veranstaltungsgeländes obliegen ausschließlich dem Veranstalter, wie uns die Kölner Polizei bestätigt.

Bemerkenswert: Die Sicherheitsmaßnahmen der KoelnMesse gelten bislang ausschließlich für die Gamescom, nicht aber für darauffolgende große Messen auf dem Kölner Gelände. Für die Gartenmesse Spofa/Gafa (40.000 Besucher), Dmexco (43.000 Besucher) oder Photokina (160.000 Besucher) sind zur Stunde keine Taschenkontrollen angekündigt – Besucher wurden auch nicht aufgefordert, Rucksäcke und Koffer erst gar nicht mit auf das Gelände zu bringen.

Weitere Informationen rund um die Sicherheitsvorkehrungen der Gamescom 2016 lesen Sie im Gamescom Sicherheits-Report von GamesWirtschaft.