Zugangskontrollen und Verbot von Waffen-Attrappen: Zwei Wochen vor Start der Gamescom 2016 verschärft die KoelnMesse die Sicherheitsmaßnahmen.
[no_toc]Wie in unserem Gamescom Sicherheitsreport 2016 prognostiziert, haben der Münchner Amoklauf und die Anschläge von Würzburg und Ansbach unmittelbare Folgen für das Sicherheitskonzept der diesjährigen Gamescom. Wie die KoelnMesse mitteilt, werden „aufgrund der schrecklichen Ereignisse in den vergangenen Wochen“ die Sicherheits- und Präventionsmaßnahmen angepasst – analog zu anderen Großveranstaltungen im Land.
Gamescom 2016: Verschärfte Sicherheitsmaßnahmen im Detail
Die KoelnMesse ergreift in Abstimmung mit Sicherheitsbehörden und Polizei ein ganzes Bündel an Maßnahmen, die das Bild der Spielemesse nachhaltig verändern werden.
Zugangskontrollen: Erstmals seit Bestehen der Gamescom werden an den Eingängen – noch vor dem Betreten des Messegeländes – flächendeckende „Kontrollmaßnahmen“ stattfinden. Der konkrete Umfang ist nicht Teil der Ankündigung und wird offenkundig auch kurzfristig an Besucherandrang und Gefährdungslage angepasst. In jedem Fall gehören dazu auch Taschenkontrollen, die bereits um 7 Uhr morgens starten (also zwei beziehungsweise drei Stunden vor Öffnung der Messehallen). Die KoelnMesse geht schon jetzt von längeren Wartezeiten aus. Dies gilt auch für Fachbesucher, Aussteller und Medienvertreter: Bereits zur Entwicklerkonferenz GDC Europe am 15. und 16. August werden Taschenkontrollen durchgeführt. Die KoelnMesse empfiehlt, aufgrund der Kontrollen nach Möglichkeit früher anzureisen.
Update vom 12. August 2016: Damit bei den absehbaren Wartezeiten vor den Kontrollstellen niemand dehydriert, verteilt ein Minerwalwasserhersteller kostenlose Erfrischungsgetränke vor den Eingängen – solange Vorrat reicht.
Taschen und Rucksäcke: Die Veranstalter werben eindringlich dafür, nicht zwingend erforderliche Rucksäcke, Koffer, Taschen und Gegenstände zu Hause zu lassen. Dies soll die Wartezeiten rund um die Kontrollmaßnahmen im erträglichen Rahmen halten. Auch diese Bitte richtet sich an sämtliche Teilnehmer der Gamescom – inklusive Ausstellern, Fachbesuchern und Journalisten. Im Gegensatz zum Wacken Open Air und anderen Musik-Festivals sprechen die Veranstalter bislang kein Verbot von Taschen und Rucksäcken aus.
Gamescom Sicherheitsvorkehrungen: Keine Waffen-Attrappen für Cosplayer
Verbot von Waffen-Nachbildungen: Die aufwändig kostümierten Cosplayer prägen seit Jahren die Gamescom. Die Fans schlüpfen in die Rollen ihrer Lieblingshelden aus Videospielen, Filmen, Serien und Animes. Die Koelnmesse verbietet 2016 erstmals sämtliche Nachbildungen von Waffen oder waffenähnlichen Gegenständen – egal ob Säbel, Bögen, Messer, Pistolen, Stäbe, Pfeile, Peitschen, Helebarden, Schwerter oder Gewehre, gleich welchen Materials. Die Veranstalter begründen die drastische Maßnahme damit, dass Kinder, Familien, Bewohner und nicht-Games-vertraute Touristen von täuschend echten Kostümen samt Nachbildungen von Waffen verängstigt werden könnten. Die Gamescom-Ausrichter bitten eindringlich darum, auch außerhalb des Messegeländes und in der Innenstadt auf das Tragen von Waffen-Nachbildungen zu verzichten. Die Messe schreibt dazu: „Sämtliche Nachbildungen von Waffen oder waffenähnliche Bestandteile eures Kostüms − unabhängig von Material und Größe − werden euch vor Eintritt in das Gelände abgenommen.“ Übersetzt: Selbst Darth Vader muss auf sein geliebtes Lichtschwert verzichten.
Genehmigungspflicht für Walking Acts: Überlebensgroße Maskottchen und kostümierte Werbefiguren gehören zu jeder Messe. In diesem Jahr müssen diese sogenannten „Walking Acts“ vorab angemeldet werden – auch hier gelten die verschärften Bedingungen mit Blick auf Waffennachbildungen. Schwer bewaffnete Söldner, die in den Vorjahren für Halo, Call of Duty, Medal of Honor, Hitman, Tomb Raider oder Assassin’s Creed warben, wird es in diesem Jahr also nicht geben – es sei denn, sie werden im Einzelfall ausdrücklich genehmigt. Unter anderem darf der Walking Act nicht die Messehallen verlassen und sich auch erst dort kostümieren. Die KoelnMesse wird hier streng durchgreifen: „Nicht angemeldete Aktionen und nicht gekennzeichnete Nachbildungen von Waffen/waffenähnlichen Gegenständen werden seitens des Veranstalters aus dem Verkehr gezogen.“
Gamescom 2016 Sicherheitsmaßnahmen: KoelnMesse wirbt um Verständnis
Nach den tragischen Anschlägen in Ansbach und Würzburg sowie dem Amoklauf in München war absehbar, dass die KoelnMesse ebenso wie andere Veranstalter auf die veränderte Bedrohungslage in Deutschland und Europa reagieren. Die Ausrichter begründen die Maßnahmen mit dem „Bedürfnis nach Sicherheit bei allen Beteiligten“ – und verbinden die Ankündigung mit der Hoffnung auf ein „erfolgreiches 360-Grad-Event voller Entertainment“.