Spät, aber doch tauchte Wirtschaftsminister Robert Habeck bei der Eröffnung der Gamescom auf. Und er hatte sogar was mitgebracht.
Die von Viola Tensil moderierte Show war schon eine gute halbe Stunde im Gange, als der ‚Games-Minister‘ heimlich von der Seitentür auf seinen Platz in der ersten Reihe geleitet wurde – jenen angewärmten Sessel, den der NRW-Ministerpräsident hinterlassen hatte, der bereits zum nächsten Termin geeilt war.
Was erklärt, warum im Gegensatz zu 2023 und anders als vorgesehen kein gemeinsames Gamescom-2024-Foto von Hendrik Wüst und Robert Habeck existiert. Schwarz-Grün hat an diesem Abend also schon mal nicht funktioniert, zumindest mit Blick auf die politische Eröffnung der Kölner Spielemesse.
Verpasst hatte Habeck daher nicht nur Wüsts wonnigen Werbeblock für NRW und Köln, sondern auch die gewohnt eloquenten Beiträge zweier Computerspielpreis-Sieger – nämlich Playing History-Chef Martin Thiele-Schwez und Rockfish-Games-Gründer Michael Schade, der entlang von Everspace 2 ein flammendes Plädoyer für die Segnungen staatlicher Fördermittel hielt.
Halbwegs zerknirscht räumte der Minister ein, er sei pünktlich eingestiegen und pünktlich losgefahren, aber im Ergebnis trotzdem zu spät – eine Beschreibung, die auch für die Games-Förderung des Bundes passt, die der grüne Vizekanzler von CSU-Verkehrsminister Scheuer geerbt hatte. Der bislang praktizierten Gießkannen-Methode fehlt es nämlich seit jeher an Verlässlichkeit und Planbarkeit: Die vorhandenen Töpfe sind regelmäßig vorzeitig aufgebraucht (Hintergrund).
Weshalb Habeck in seiner komplett frei und ohne jedwedes Manuskript vorgetragenen Rede nach einer längeren philosophischen Abhandlung über das Wesen von ‚Spielen‘ endlich zu dem Punkt kam, auf den das Publikum – Branche, Politik, VIPs, Presse – gewartet hatte. Nämlich: Wie geht es mit der Förderung weiter?
Wider Erwarten hatte der Wirtschaftsminister eine fertig ausgearbeitete Richtlinie im Gepäck, die nun ’nur‘ noch innerhalb der nicht zwingend für Harmonie bekannten Bundesregierung sowie mit der EU abgestimmt werden muss und Anfang 2025 in Kraft treten soll. Die darin enthaltenen Konditionen sind – vorsichtig formuliert – umstritten. Der Verband spricht in seiner außergewöhnlich scharf vorgetragenen Replik von einer „Verschlechterung“ des Status Quo.
Als echter Game-Changer und Königsweg – und da sind sich ausnahmsweise alle einig – gelten Steuer-Rabatte, weil sie im Unterschied zu den bisherigen Subventionen nicht nach oben limitiert sind und unbürokratisch funktionieren. Habeck findet solche Tax Credits gut und will sich weiter für diese Idee einsetzen, von der allerdings vorrangig mittelgroße und große Spielehersteller profitieren würden.
Am Abend traf sich Habeck – wie schon bei seiner Premiere auf der Gamescom 2023 – zum Dinner mit den Spitzen des Verbands sowie Top-Managern der Games-Industrie, darunter Ubisoft-Boss Yves Guillemot und Bandai-Namco-Europa-Chef Arnaud Muller. Ebenfalls dabei: der Parlamentarische Staatssekretär Michael Kellner, der als Unterhändler den Draht zur Branche hält.
Am Donnerstag-Vormittag wird sich Habeck dann bei einem gut zweistündigen Gamescom-Rundgang über Trends und Neuheiten informieren. Ein Schwerpunkt sind – unter anderem – neue Games aus Germany.
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