Das mutmaßlich endgültige Aus der Electronic Entertainment Expo: Die Veranstalter machen die Absage der E3 2023 offiziell.
Update vom 31. März 2023 (16 Uhr): Mit den Aus- und Nebenwirkungen der E3-2023-Absage beschäftigen sich auch die heutige Freitags-Kolumne und ein Gastkommentar des langjährigen Head of Gamescom Lars Vormann.
Meldung vom 31. März 2023 (7 Uhr): Am Ende schien die Entscheidung alternativlos: Wie erwartet, haben der US-Branchenverband ESA und Ausrichter ReedPop die E3 2023 offiziell abgesagt. Die Videospielemesse, die für den Zeitraum vom 13. bis 16. Juni 2023 im LA Convention Center angesetzt war, sah analog zur Kölner Gamescom einen Mix aus ‚Industry Days‘ für das Fachpublikum und ‚Gamer Days‘ für Endverbraucher vor.
Die Absage war in der Branche antizipiert worden, nachdem zunächst die drei großen Konsolenhersteller – Nintendo, Microsoft und Sony PlayStation – ausgestiegen waren. In dieser Woche folgten schließlich Weltmarktführer Tencent, Sega und Ubisoft: Der französische Publisher hatte noch vor wenigen Wochen die Teilnahme bestätigt, sich letztlich aber doch dagegen entschieden – und stattdessen ein eigenes Livestream-Format (‚Ubisoft Forward‘) im E3-Zeitraum angekündigt.
Im Ergebnis lag zweieinhalb Monate vor Beginn der Veranstaltung keine einzige bestätigte Zusage eines großen Spieleherstellers vor. Es spricht viel dafür, dass auch die großen US-Publisher wie Take-Two Interactive, Electronic Arts, Warner Bros. oder Activision Blizzard kein gesteigertes Interesse an einem E3-Auftritt hatten.
In einer E-Mail an Aussteller und ESA-Mitglieder wird die Absage demzufolge auch damit begründet, dass schlichtweg keine hinreichenden Buchungen für eine Durchführung vorlagen. ReedPop-Manager Kyle Masrden-Kish räumt ein, dass es eine schwierige Entscheidung gewesen sei – gerade mit Blick auf die bereits erfolgten Vorbereitungen: Man habe Verständnis dafür, dass die Unternehmen nicht rechtzeitig spielbare Versionen ihrer Neuheiten hätten produzieren können – es fehle schlichtweg an Ressourcen.
In einem Interview mit dem britischen Branchenportal Gamesindustry.biz (gehört ebenfalls zur ReedPop-Gruppe) verweist ESA-Chef Stanley Pierre-Louis außerdem auf die veränderten Entwicklungs-Zeitpläne in der Post-Corona-Phase und konjunkturelle Faktoren, die keine Investments in große Marketing-Events zuließen. Als dritten Faktor nennt er Unsicherheiten im Markt mit Blick auf den richtigen Mix aus Live-Messen und rein digitalen Formaten. Auf die Frage nach einer E3 2024 antwortet Pierre-Louis ausweichend.
Die Electronic Entertainment Expo galt seit ihrer Premiere im Jahr 1995 als eine der Leitmessen der internationalen Games-Industrie – neben der Tokyo Game Show, der Game Developers Conference und der Gamescom. Konzept, Ausrichter und Austragungsort wechselten mehrfach – zeitweise befand sich die Veranstaltung in einer Art Dauerkrise. Die letzte Vor-Ort-E3 fand 2019 statt: 2020 und 2021 gab es pandemiebedingt nur mäßig erfolgreiche Online-Ausgaben – die E3 2022 wurde schließlich komplett abgesagt.
Unmittelbarer Profiteur der E3-Absage ist der US-Produzent Geoff Keighley, der mit dem Summer Game Fest in den vergangenen Jahren ein vorwiegend digitales Konkurrenzformat mit Livestreams und Shows aufgebaut hat.