Fehlstart für die neue CCXP Cologne: Die anvisierten Besucherzahlen wurden deutlich verfehlt. Trotzdem wird es 2020 eine Fortsetzung geben.
Update vom 2. Juli 2019: Im offiziellen Abschlussbericht der KoelnMesse ist nun von „rund 40.000 Teilnehmern“ die Rede. Aber: In dieser Zahl sind neben „tausenden Besuchern“ auch die gebuchten Künstler, Fangruppen, Cosplayer, Händler und andere Akteure inklusive. Übersetzt: Die tatsächliche Zahl der abgesetzten Tickets liegt unterhalb der Marke von 40.000. Die Schätzungen von Ausstellern, die mit GamesWirtschaft Kontakt aufgenommen haben, oszillieren zwischen 20.000 und 30.000 Personen.
Im Vorfeld wurde die Veranstaltung gegenüber Filmstudios, Verlagen und Fanartikel-Anbietern als „größtes deutsches Festival der Popkultur“ beworben, zu dem „über 70.000 Besucher auf 65.000 Quadratmetern“ erwartet werden. Die Planzahlen lagen also noch deutlich höher.
Nichtsdestoweniger spricht KoelnMesse-Chef Gerald Böse von einem „großen Erfolg“. Die Messe habe durch Qualität und exklusiven Content überzeugt. Dadurch sei eine erstklassige Basis vorhanden, um dieses Format zu Europas bedeutendster Comic Con aufzubauen. Auch RPC-Erfinder André Kuschel zieht ein positives Fazit: „Es ist großartig, ‚meine‘ Role Play Convention in einer solch neuen Dimension zu sehen, ohne dass sie ihr Herz und ihre Seele verloren hätte.“
Angesichts des positiven Feedbacks zu Konzept und Qualität der Veranstaltung rücke in den Hintergrund, dass das ambitionierte Besucherziel von „50.000 bis 70.000 Besuchern“ im ersten Jahr nicht erreicht worden sei, so die KoelnMesse. Geschäftsbereichsleiter Markus Oster sieht eine „leuchtende Zukunft für die Stadt Köln, die Region und ihre führende Rolle in der Medienwelt“, wenn es weiterhin gelänge, innovative Format und Erlebniswelten wie die CCXP Cologne in die Stadt am Rhein zu holen.
Die CCXP Cologne 2020 ist für Ende Juni 2020 geplant.
Meldung vom 1. Juli 2019: Kurzfristig wurden sogar Eintrittskarten an Studenten verschenkt – es hat nicht viel genutzt: Das Kölner Popkultur-Festival Comic Con Experience (kurz: CCXP Cologne) hat bei seiner Premiere knapp 40.000 Besucher und Cosplayer an vier Messetagen angelockt, wie die KoelnMesse mitteilt. Ursprünglich wurde mit über 70.000 Besuchern gerechnet – dies war auch die Zahl, mit der um Aussteller geworben wurde.
Gerade am Donnerstag und Freitag wirkten die Hallen und Flure geradezu ausgestorben: An die Messestände und Brettspiel- und Trading-Card-Stationen verirrten sich nur vereinzelte Fans. Am Wochenende waren die beiden angenehm klimatisierten Hallen sichtbar besser besucht.
Die CCXP Cologne 2019 hat gleichzeitig die traditionelle Role Play Convention (RPC) abgelöst, die letztmalig im Mai 2018 auf dem Gelände der KoelnMesse stattgefunden hatte. Elemente der RPC – etwa der „Mittelaltermarkt“ mit Gauklern und Handwerkern – wurden unter dem Motto „RPC next level“ in das CCXP-Konzept eingebacken. Mittelalterliche Stimmung wollte angesichts der Parkplatz-Atmosphäre und Außentemperaturen jenseits der 35 Grad allerdings nur vereinzelt aufkommen.
Für Kritik hatte im Vorfeld insbesondere die sportliche Ticketpreis-Gestaltung und das lange Zeit unklare Line-Up an Hollywood-Stars gesorgt: Die Eintrittskarten lagen mit 52 Euro am Samstag/Sonntag deutlich über dem Niveau vergleichbarer Fan-Conventions im Land, etwa bei der parallel stattgefundenen Comic Con Stuttgart. Autogramme und Fotos mit Serien-Stars wie Nicolaj Coster-Waldau (Jamie Lannister aus „Game of Thrones“) sind ohnehin aufpreispflichtig.
Viel Lob gab es indes für die professionelle Organisation, die Betreuung der Cosplayer sowie die Panels auf den Showbühnen, die unter anderem von Steven Gätjen moderiert wurden.
Auf Aussteller-Seite kam es zu Irritationen mit Blick auf die im Vergleich zur RPC signifikant höheren Quadratmeterpreise. Die Tarife lagen auf dem Niveau der Gamescom – die allerdings fast zehn Mal so viele Besucher anzieht. Kleine spezialisierte Brettspiel- und Rollenspiel-Verlage blieben der Veranstaltung daher gleich ganz fern. Langjährige RPC-Aussteller aus dem Games-Segment – etwa Deep Silver, Bethesda oder Square Enix – haben schon im Vorfeld durchblicken lassen, dass sie nicht nach Köln reisen, zumal wenige Wochen später die ungleich relevantere Gamescom 2019 an selber Stelle steigt.
Trotz der rumpeligen Premiere wird es eine Fortsetzung im kommenden Jahr geben: Da der Vertrag mit dem brasilianischen Lizenzgeber Omelete längerfristig ausgelegt ist, steht der Termin für die CCXP Cologne 2020 bereits fest. Die Convention wird erneut vier Tage dauern, dann vom 25. Juni bis zum 28. Juni 2020.
Als Pen&Paper-Fan sah ich für mich zu wenig Pros und viele Contras gegen die CCXP. Anstatt das den RPC-Fans als RPC Next Level zu verkaufen, hätte man die RPC besser beerdigen sollen. Keine Ahnung, ob der Kuschel wirklich glaubte, dass das funktioniert
Diverse kleine Anbieter und Aussteller, die sich die RPC leisten konnten, haben mir gegenüber geäußert, dass man sich die Standpreise auf keinen Fall leisten kann, deswegen sollte es nicht wundern, wenn haufenweise RPC-Aussteller fehlen. Ähnliches gilt für nonprofit-Gruppen und/oder Vereine, die auf der RPC gesponsort durch andere große Anbieter quasi umsonst ausstellen konnten. Das ist alles weggefallen, weil die Veranstalter auf die ganz große Kohle gehofft haben. Mit RPC hat das alles nicht mehr das Geringste zu tun.
Weiterhin wurde mir zugetragen, dass auch die Standpreise stellenweise nicht nachvollziehbar waren und möglicherweise dabei gemauschelt wurde, so dass unterschiedliche Aussteller unterschiedliche Preise gezahlt haben.
Und die kostenlosen Tickets für Studenten, damit die Hallen nicht gar so peinlich leer aussehen, sind natürlich auch ein Lacher, das hat diejenigen erzürnt, die vorab ein überteuertes Ticket gekauft haben. So kann man natürlich auch die Besucher vergrätzen, die dann garantiert nicht im nächsten Jahr wiederkommen.
Bei all dem ist noch gar nicht betrachtet, dass kleine Händler und auch Vereine eine Wochenend-Veranstaltung wie die RPC stemmen konnten, das bei einer Viertagesveranstaltung aber oft nicht möglich ist, da man Urlaub nehmen oder den Laden für mehrere Tage schließen müsste. Das ist noch ein Grund dafür, dass das eben alles mögliche sein mag, aber ganz sicher keine RPC. Das gnadenlose Ausbooten der RPC-Händler und sonstigen Aussteller hat in der Szene für Unmut gesorgt und ich weiß von etlichen, die der Veranstaltung deswegen fern geblieben sind. Von anderen weiß ich, dass sie schon einen Händlerplatz auf der ComicCon Stuttgart (einer bereits etablierten Veranstaltung) gebucht hatten, als der Termin für die CCXP bekannt gegeben wurden. Möglicherweise wurde die Terminüberschneidung arrogant ignoriert, weil man seine Veranstaltung für ach so toll hielt. Jetzt sieht man, wie sich die Realität darstellt.
Wenn die Veranstalter schlau sind, machen sie zwei Events zum selben Termin, eine viertägige CCXP und eine zweitägige RPC nach altem Vorbild auf demselben Gelände. Karten gibt es gestaffelt: Preiswerte nur für die RPC und teure für beide Veranstaltungen. Das könnte VIELLEICHT dafür sorgen, dass es wieder Akzeptanz in der Szene geben wird. Wenn nicht sehe ich keinen Grund, warum das im kommenden Jahr erfolgreicher sein sollte. Denn der Ruf ist verspielt.
Nun ja die Brasilianer haben mit der Kölner CCXP nichts zu tun, die haben lediglich die Lizenz für den Namen verkauft und vermutlich ein paar Kontakte dazu. Aber das Ding hat die Kölnmesse schon selbst finanziert und gegen die Wand gefahren.
Selbst die angegeben 40.000 Besucher sind blatant gelogen. Über alle Tage waren nicht mehr als 5000 Besucher vor Ort – wenn überhaupt. Eine Blamage für die Kölnmesse! Kein vernünftiger Aussteller wird sich 4 Tage auf so einen Flop in 2020 einlassen. Man steuert sehenden Auges auf ein imagetechnisch und finanzielles Fiasko hin. Ich hoffe nur das zahlen die groẞmauligen Brasilianer und nicht die von der öffentlichen Hand subventionierte Kölnmesse. In jedem Fall hoffe ich aber auf personelle Konsequenzen in Köln für die jenigen, die das zu verantworten haben.
Das emsige Treiben auf den Mittelaltermarkt – Ein Bild sagt mehr als Tausend Worte – https://twitter.com/JaegersNet/status/1144203047603773440/photo/1
Das einzige Epic an dieser Veranstaltung als „Epic Fail“ zu bezeichnen mag zwar ziemlich direkt sein, aber als RPC Nachfolger war es ein einziger Reinfall. Man hätte die RPC lieber in Würde sterben lassen sollen, statt die größtenteils guten Erinnerungen so in den Schmutz zu ziehen.
Wenn es eine Zweite CCXP geben sollte ist einiges an Widergutmachungsarbeit fällig, sowohl für Besucher als auch für Aussteller.
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