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Gamescom 2023: Wie die Koelnmesse steigende Ticketpreise erklärt

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Laut KoelnMesse kamen 265.000 Besucher zur Gamescom 2022 (Foto: KoelnMesse / Harald Fleissner)
Laut KoelnMesse kamen 265.000 Besucher zur Gamescom 2022 (Foto: KoelnMesse / Harald Fleissner)

Alles wird teurer – auch die Teilnahme an der Gamescom 2023: Nicht nur höhere Energiekosten schlagen sich in Stand- und Ticketpreisen nieder.

61 € zahlen Besucher ab 12 Jahren am Wochenende für den Zutritt ins Phantasialand bei Brühl nahe Köln – und wer Anfang August live beim Counter-Strike-Turnier IEM Cologne 2023 in der Lanxess Arena zuschauen will, ist in der günstigsten Kategorie mit 59 € dabei.

Vor diesem Hintergrund sind 36 € für die Tageskarte am Gamescom-Samstag weiterhin ein vergleichsweise preiswertes Vergnügen. Gleichwohl wurden die Preise für die Eintrittskarten zur Kölner Videospiele-Messe zuletzt spürbar angehoben: Während die Tarife zwischen 2015 und 2019 stabil blieben oder bestenfalls moderat anstiegen, hat sich der Ticket-Preis für die Gamescom 2023 gegenüber dem Prä-Corona-Jahr 2019 je nach Wochentag mehr als verdoppelt, nämlich von 9 € auf 19,50 € (Donnerstag und Freitag) beziehungsweise von 19,50 € auf besagte 36 € (Samstag).

Für das Familienticket wurden im vergangenen Jahr 40 € bis 50 € berechnet – demnächst werden 60 beziehungsweise 75 € fällig, also ein Aufschlag von jeweils 50 Prozent.

Was ist da denn los?

Gamescom 2023: Sind die Eintrittspreise zu hoch?

2020 und 2021 wurde die Kölner Videospiele-Messe pandemie-bedingt rein digital durchgeführt – beim Restart im August 2022 kamen laut Veranstalter 265.000 Besucher aufs Gelände in Köln-Deutz, also rund 100.000 zahlende Gäste weniger als bei der letzten regulären Gamescom 2019.

Ursprünglich war geplant, das gesamte Messegelände zu bespielen. Tatsächlich blieben mehrere Hallen und Stockwerke ungenutzt – auch deshalb, weil einige Großkunden abgesagt hatten. Die teils riesigen Abstände zwischen den Ständen wurden mit ‚höherer Aufenthaltsqualität‘ und dem ‚Sicherheits -und Hygienekonzept‘ begründet.

Eine unserer „11 Lehren der Gamescom 2022“ lautete demzufolge auch: „Die Eintrittspreise sind zu hoch.“ Was die Veranstalter allerdings nicht davon abgehalten hat, die Konditionen zur Gamescom 2023 erneut zu erhöhen – und zwar sowohl für Besucher als auch für Aussteller.

Einer der wesentlichen Gründe: Die weitläufigen Messehallen samt Ein- und Durchgangsbereichen wollen beleuchtet, beheizt und gekühlt werden – und das verschlingt enorm viel Energie. So liegt die obligatorische Energiekostenpauschale für die Standbetreiber in diesem Jahr bei 22 € pro Quadratmeter gebuchter Fläche – 2022 waren es noch 14 €. Bereits im vergangenen Oktober hatte Koelnmesse-Chef Gerald Böse angekündigt: „Wir werden einerseits sparen, wo wir können, unsere Kunden aber auch generell über eine Erhöhung der von uns erhobenen Energiekostenpauschale an den Kosten beteiligen.“

Hinzu kommen gestiegene Personalkosten, was den gesamten Messe- und Event-Sektor betrifft – nicht zuletzt durch den erhöhten Mindestlohn seit Juli 2022, der in Gewerken wie Sicherheit, Reinigung, Gastronomie, Messebau und Standpersonal durchschlägt.

Die Preis-Entwicklung der Gamescom-Tickets für Privatbesucher zwischen 2015 und 2023 (Stand: 25.4.2023)
Die Preis-Entwicklung der Gamescom-Tickets für Privatbesucher zwischen 2015 und 2023 (Stand: 25.4.2023)

Gamescom 2023: Preis fürs Familien-Ticket steigt um 50 Prozent

Auf Anfrage räumt die Koelnmesse ein, dass die Ticketpreise wie schon 2022 in „nahezu allen Bereichen“ einer „Preisanpassung“ unterliegen, insbesondere mit Blick auf die Tageskarten für Donnerstag, Freitag und Samstag sowie Familientickets.

Gamescom-Director Tim Endres legt allerdings Wert auf die Feststellung, dass es auch erfreuliche Nachrichten für Gamescom-Fans gibt: „Die Ticketpreise für den Messesonntag konnten sogar gesenkt werden; die Ticketpreise für Wild Cards sind im Vergleich zu 2022 gleich geblieben. Die Preise für Tickets zur Gamescom: Opening Night Live werden später zum Start des Verkaufs kommuniziert.“

Die Preise der Familientickets würden laut Endres nun wieder der bisherigen Ticketsystematik entsprechen – sprich: „teurer als zwei einzelne Erwachsenentickets, aber schon für Familien mit einem Kind günstiger als der Kauf von Einzeltickets“. Kinder im Alter zwischen 4 und 6 Jahren dürfen weiterhin kostenlos aufs Gelände (sofern sie sich in Begleitung von Erwachsenen befinden). Für Schüler gelten ermäßigte Tarife.

Mit ‚Wild Cards‘ sind Tickets gemeint, die am Nachmittag des Fachbesucher- und Medientags – also am Gamescom-Mittwoch – gelten. Für 59 € dürfen sich die Besucher sechs Stunden auf dem Gelände aufhalten, nämlich von 13 bis 19 Uhr. Diese Tickets gehen nicht in den freien Verkauf; stattdessen wurde ein Vorkaufsrecht im April per Zufallsprinzip vergeben.

Der Ticket-Preis für den 2019 wieder eingeführten Gamescom-Sonntag wurde an Donnerstag und Freitag angeglichen und beträgt somit einheitliche 27 € (2022: 30,50 €).

Bandai Namco Entertainment hat aus Sicht der Besucher den besten Stand der Gamescom 2022 gebaut (Foto: GamesWirtschaft)
Bandai Namco Entertainment hat aus Sicht der Besucher den besten Stand der Gamescom 2022 gebaut (Foto: GamesWirtschaft)

Gamescom 2023: Welche Aussteller sind dabei?

Gamescom-Macher Endres ist überzeugt: „Im Vergleich zu anderen Events und Festivals bietet die Gamescom weiterhin ein sehr gutes Preis-Leistungsniveau für alle Besuchenden.“

Besagtes Preis-Leistungs-Niveau wird sich allerdings auch in diesem Jahr danach bemessen, was in den Hallen 5 bis 11 tatsächlich geboten wird. Wer bereits jetzt im April, Mai oder Juni ein Gamescom-Ticket bucht, kauft eine Blackbox – anders als beim Phantasialand-Besuch: Denn offiziell gibt es mit Nintendo erst einen einzigen angekündigten Gamescom-Aussteller – auf Anfrage haben außerdem Level Infinite (Tencent Games), Giants Software, Assemble Entertainment und Aerosoft ihre Teilnahme bestätigt. CD Projekt Red setzt erneut aus.

Bis zum Start der Aufbau-Arbeiten verbleiben noch knapp drei Monate. Nach GamesWirtschaft-Informationen befinden sich insbesondere große Publisher weiterhin in der Planungs- und Findungs-Phase: Die Bandbreite reicht von „passt dieses Jahr nicht“ über „so ähnlich wie 2022“ bis zu „bislang größter Gamescom-Auftritt“. Als entscheidender Faktor gilt, ob zur Gamescom tatsächlich spiel- oder vorführbares Material zu den Herbst- und Weihnachts-Neuheiten zur Verfügung steht – ansonsten rechnet sich die hohe sechs-, oft siebenstellige Investition schlichtweg nicht.

Ob sich der Anspruch der “Weltleitmesse“ einlösen lässt, wird auch davon abhängen, inwieweit die A-Liga der Games-Produzenten (Electronic Arts, Take-Two Interactive, Square Enix, Activision Blizzard, Sony PlayStation etc.) nach vier Jahren wieder mit eigenen Spielstationen und Showbühnen auf das Gamescom-Gelände zurückkehrt.

Die größten Messestände auf der Gamescom 2022 (Stand: 18. August 2022)
Die größten Messestände auf der Gamescom 2022 (Stand: 18. August 2022)

Gamescom 2023: Wieder mehr als 300.000 Besucher?

Die Gamescom ist eine der größten Messen Europas und das Juwel im Terminkalender der Koelnmesse, die im kommenden Jahr ihr 100jähriges Jubiläum feiert. Das städtische Unternehmen hat harte Corona-Jahre hinter sich – mit Verlusten in zwei- und dreistelliger Millionenhöhe. Weite Teile der mehr als 1.000 Beschäftigten befanden sich in Kurzarbeit.

Auch für das abgelaufene Jahr 2022 – in dem neben der Gamescom auch Dutzende weiterer Messen und Konferenzen in Köln wieder durchstarten konnten – rechnet die Koelnmesse mit einem Fehlbetrag von 60 Millionen €.

Gleichzeitig müssen die in die Jahre gekommenen Hallen mit hohem Aufwand saniert und digitalisiert werden; neue Gebäude und Säle kommen hinzu. Messe-Chef Böse ist optimistisch, schon 2025 „wieder unsere Top-Umsätze aus der Vor-Corona-Zeit“ zu erreichen.

Die Gamescom 2022 zählt zu den drei größten Messen 2022 in Deutschland (Stand: 20. Dezember 2022)
Die Gamescom 2022 zählt zu den drei größten Messen 2022 in Deutschland (Stand: 20. Dezember 2022)

Zu diesen wirtschaftlichen Zielen werden neben den Ausstellern zwangsläufig auch Fach- und Privatbesucher beitragen. Koelnmesse-Manager Tim Endres: „Viele Fans freuen sich das ganze Jahr auf die Gamescom und sichern sich möglichst früh die Tickets für das weltgrößte Games-Event. Wie groß die Freude auf die Gamescom auch in diesem Jahr ist, zeigt der Run auf die Tickets direkt nach Eröffnung des Shops.“

Die Zuversicht der Koelnmesse teilt im Übrigen unser alljährlicher Expertenrat, die ‚GamesWirtschaftsWeisen‘ (denen auch Endres angehört): 81 Prozent tippen darauf, dass die Gamescom 2023 wieder mehr als 300.000 Besucher anzieht.


Die Gamescom 2023 findet vom 23. bis 27. August in Köln statt. Alle Informationen rund um die Messe – Tickets, Aussteller, Öffnungszeiten, Programm, Unterkunft etc. – finden Sie in unserer Gamescom-Rubrik.