Start Wirtschaft Unity Runtime Fee: Branchenverband drängt auf Korrektur (Update)

Unity Runtime Fee: Branchenverband drängt auf Korrektur (Update)

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Unity gilt neben der Unreal Engine als eines der populärsten Tools bei der Entwicklung von Videospielen (Abbildung: Unity Technologies)
Unity gilt neben der Unreal Engine als eines der populärsten Tools bei der Entwicklung von Videospielen (Abbildung: Unity Technologies)

Unity rudert – in welche Richtung: noch unklar. Die heftige Kritik an der Unity Runtime Fee führt kurzfristig zu einer Neubewertung.

Update vom 19. September 2023: Auch beim deutschen Industrieverband Game beobachtet man die Entwicklungen rund um das Unity-Geschäftsmodell. Auf GamesWirtschaft-Anfrage sagt Geschäftsführer Felix Falk, die Ankündigung des neuen Unity-Lizenzmodells habe nicht nur die deutsche Games-Branche alarmiert.

„Hier zeigt sich die große Bedeutung, die Engine-Anbieter, vor allem mit einer solchen Marktdurchdringung wie Unity, auf das gesamte internationale Games-Ökosystem haben“, so Falk. „Daher begrüßen wir die Ankündigung, dass nach der sehr deutlichen Kritik aus der weltweiten Entwickler-Community, Unity die vorgeschlagenen Änderungen beim Lizenzmodell nun überarbeiten möchte. Denn klar ist: Aus einer solch hohen Marktdurchdringung folgt auch eine besonders große Verantwortung, die sich unter anderem in einem fairen und ausgewogenen Preismodell zeigen sollte.“

Bislang gibt es noch keine Indizien, wie das künftige Unity-Tarifsystem künftig ausgestaltet werden soll.


Runtime Fee: Unity kündigt Kurskorrektur an

Meldung vom 18. September 2023: Seit Dienstag kennen die Debatten in der nationalen wie internationalen Games-Branche nur ein Thema: die Unity Runtime Fee. Dahinter verbirgt sich ein neues Abrechnungsmodell des US-Software-Herstellers Unity, mit dessen Unity Engine Hunderttausende von PC-, Konsolen- und Mobilegames entwickelt wurden und werden. Zusammen mit der Unreal Engine von Epic Games gilt die Technologie als Quasi-Industrie-Standard.

Ergänzend zum bisherigen, gut kalkulierbaren Pro-Arbeitsplatz-Abo-Modell sollte ab dem 1. Januar 2024 eine zusätzliche Gebühr pro installiertem Spiel (‚Install‘) von bis zu 20 Cent zum Einsatz kommen – besagte Runtime Fee. Die Reaktionen auf die Ankündigung fielen verheerend aus, was teils am Modell an sich liegt, überwiegend aber an der komplett aus dem Ruder gelaufenen Kommunikation.

Denn sehr fundamentale Fragen – etwa: „Was genau gilt eigentlich als Install, also als installiertes Spiel?“ – wurden erst im Nachgang präzisiert. Die Ausführungen fielen ausgesprochen vage und widersprüchlich aus, was zu weiterer Konfusion führte. Auf die Frage, wer für die Gebühr bei Spielen in Abo-Systemen wie dem Xbox Game Pass aufkommt, lautete die Antwort: der Distributor – also Microsoft. Was wiederum gravierende Auswirkungen auf die Kalkulation solcher Flatrates hätte.

Kleine wie große Studios sorgten sich um ihr Geschäftsmodell, zumal die Änderung sowohl Spiele-Produktionen betrifft, die sich bereits in Entwicklung befinden, als auch jene, die bereits auf dem Markt sind – die Spielehersteller wären auf Gedeih und Verderb der Willkür des Unity-Managements ausgeliefert. Seitens Unity wurde wiederum argumentiert, dass nur 10 Prozent der Nutzer überhaupt von den Änderungen betroffen seien, da das Modell erst ab einer Umsatzschwelle von 200.000 beziehungsweise 1 Million Dollar greift.

Die Protestwellen, die seit Dienstag durch das Netz schwappen, zeigen offenkundig Wirkung. Denn in der Nacht zum Montag hat Unity eine vielfach erwartete Ankündigung via X und im firmeneigenen Blog veröffentlicht, wonach sich die Verantwortlichen noch einmal sehr grundsätzlich mit der misslungenen Tarif-Reform beschäftigen wollen. Wörtlich heißt es:

„Wir hören euch. Wir bitten um Entschuldigung für die Verwirrung und die Ängste, die unsere am Dienstag angekündigte Runtime-Fee-Regelung verursacht hat. Wir hören zu, sprechen mit unseren Teams, mit der Community, mit Kunden und Partnern. Und wir werden Änderungen vornehmen. In den kommenden Tagen wird es ein Update geben. Danke für euer ehrliches und kritisches Feedback.“

Mutmaßlich wird sich noch vor dem Wochenende weisen, inwieweit Unity zum bisherigen Modell zurückkehrt, einen komplett neuen Ansatz wählt oder lediglich eine Anpassung der Runtime-Fee-Struktur vornimmt. Massiv beschädigt ist schon jetzt das Vertrauen in die Geschäftspolitik, die namhafte Studios zur Abkehr von Unity und zur Prüfung von Alternativen veranlasst hat.

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4 Kommentare

  1. Das Grundproblem ist ja nicht beseitigt wenn die was anders machen.. die haben ewig kein Geld verdient, das Engine Geschäft alleine schon 3 mal nicht (die haben ihr Geld zu „guten“ Zeiten eher mit dem Ad System gemacht und selbst dann hat es nicht gereicht).

    Die wollen nicht „mehr Gewinn“ machen, die wollen irgendwann mal überhaupt Gewinn machen.

    • Das ist ja alles schön und gut aber dann sollen die doch ein System liefern, dass auch was taugt und nicht alleine deswegen genutzt wird weil die Einstiegshürde knapp über der nächsten Bodenwelle liegt. Das Ding ist seid mehr als 10 Jahren auf dem Markt und hat sich bisher nicht großartig verändert: Ladezeiten sind eine Katastrophe, wenn man auch nur eine Zeile in einer Datei ändert dann fängt der Editor jedes Mal an alles neu zu laden und es treten fehler auf wo kein Mensch – nicht einmal die Entwickler selber – wissen wo die genau herkommen.

      Außerdem steigt der Druck durch Epic weil Unreal nicht nur etwas performanter ist (fehlende .NET Runtime auf der der Game Code läuft) sondern am Ende auch deutlich besser aussieht ohne wirklich mehr dafür tun zu müssen. Dazu kommt noch die große Open-Source Community bei der Epic auch kräftig mitmischt – Unreal 4/5 sind vollständig Open-Source, nicht nur der .NET Teil!

      Ich würde es begrüßen wenn es eine Initiative gäbe von namenhaften und kleinen Entwicklern, die gemeinsam an einer Engine mit Zukunftspotential arbeiten. Open-Crowd statt Open-Source – das fände ich sehr schön

  2. Im Artikel steht, dass die neue Gebühr anstelle des alten Modells treten soll. Das ist falsch. Die neue Gebühr soll ZUSÄTZLICH zu den bisherigen Kosten gezahlt werden.

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