Laut einem Bericht der Zeitung Libération hat die französische Polizei fünf einstige Führungskräfte von Ubisoft festgenommen.
Nur drei Jahre nach erstmaligem Bekanntwerden von Vorfällen sexueller Belästigung greift Frankreichs Justiz durch: Laut Recherchen von Libération befinden sich derzeit fünf Ex-Manager von Publisher Ubisoft in Haft – darunter der einstige Editorial Vice President Tommy François und Chief Creative Officer Serge Hascoët, der zwei Jahrzehnte lang die Ausrichtung von Marken wie Far Cry und Assassin’s Creed verantwortete.
Die Festnahmen seien am gestrigen Dienstag und am heutigen Mittwoch erfolgt.
Die Maßnahmen stehen im Zusammenhang mit Ermittlungen über systemische sexuelle Belästigung und Machtmissbrauch in den Studios von Ubisoft, einem der weltweit größten Spielehersteller. Die Enthüllungen hatten 2020 zu mehreren handfesten Skandalen geführt, die neben Ubisoft auch weitere Publisher wie Activision Blizzard erschütterten.
Betroffene hatten sich gegenüber Medienhäusern und in sozialen Medien zu Wort gemeldet und ihre Erfahrungen geschildert: Demnach hatten Vorgesetzte ihre Position ausgenutzt, insbesondere gegenüber weiblichen Angestellten. Der Vorwurf: Sexismus, Belästigung und Diskriminierung.
Eine im Herbst 2020 durchgeführte innerbetriebliche Umfrage förderte zutage, dass jeder vierte Ubisoft-Beschäftigte bereits Fehlverhalten von Vorgesetzten am Arbeitsplatz erlebt hatte.
Ubisoft-Gründer und -CEO Yves Guillemot hatte das Thema daraufhin zur Chefsache erklärt („Change starts today“): Mehrere hochrangige Führungskräfte mussten das Unternehmen verlassen, darunter François und Hascoët. Der Games-Konzern versprach umfassende Aufklärung und Besserung für die Zukunft, etwa mit Blick auf Strukturen und Ansprechpartner.
Mit Niederlassungen in Düsseldorf, Mainz und Berlin zählt Ubisoft neben Nintendo und der schwedischen Embracer Group zu den größten Arbeitgebern der deutschen Games-Industrie: Das französische Unternehmen beschäftigt hierzulande knapp 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Ubisoft selbst hat sich zur jüngsten Entwicklung noch nicht öffentlich geäußert.
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