Einer der weltweit größten Computerspiele-Händler ist zahlungsunfähig: Die Spielzeug-Kette Toys R Us kollabiert unter enormer Schuldenlast und aggressiver Internet-Konkurrenz.
Kaum ein Gewerbegebiet in einer größeren Stadt, in der nicht die bunten Buchstaben des Toys R Us-Logos von den Dächern leuchten: Seit mittlerweile 30 Jahren ist die Spielwaren-Kette (Eigenschreibweise: Toys „R“ Us) in Deutschland aktiv.
Am Montagabend hat die US-Mutter Gläubigerschutz beantragt. Die Geschäfte sollen bis auf Weiteres unverändert weiter laufen, die Filialen und auch die Online-Shops bleiben geöffnet – was mit Blick aufs immens wichtige Weihnachtsgeschäft geradezu überlebenswichtig ist, denn in den drei Monaten vor der Bescherung macht die Branche annähernd die Hälfte ihres Jahresumsatzes.
Ein Kredit im Volumen von mehr als 3 Milliarden Dollar soll nun die Umstrukturierung und Modernisierung der Läden ermöglichen, was mutmaßlich mit Standortschließungen und einem strikten Sparkurs einher geht. Die Pleite schickte auch die Aktienkurse großer Spielwarenhersteller wie Mattel oder Hasbro auf Talfahrt.
Toys R Us: Spielwaren-Riese ist insolvent
Für die Schieflage gibt es zwei wesentliche Gründe: Zum einen leidet das Unternehmen unter einem 5 Milliarden Dollar hohen Schuldenberg. Zum anderen ist es dem Management seit mehreren Jahren nicht mehr gelungen, Gewinne zu erwirtschaften – insbesondere eCommerce-Anbieter wie Marktführer Amazon setzt dem Filialisten enorm zu.
Die deutsche Tochter ist hingegen profitabel und fuhr zuletzt einen Rekordumsatz von fast 360 Millionen Euro ein. Der Geschäftsbericht der Kölner GmbH spricht dennoch von einer „starken Preisorientierung des deutschen Verbrauchers“. Zur Strategie gehören daher unter anderem „preisaggressive Werbeangebote in Verbindung mit einer Dauerniedrigpreisstrategie bei ausgewählten Artikeln“ sowie die obligatorische Tiefpreisgarantie.
Toys R Us: Deutsche Tochter nicht unmittelbar von der Insolvenz betroffen
Was bedeutet die Toys R Us-Pleite nun für den deutschen Markt? Die operativen Gesellschaften in Asien, Australien und Europa sind nicht Teil des „Restrukturierungsprozesses in den USA und in Kanada“, wie Toys R Us betont. Die Aufrechterhaltung des globalen Geschäftsbetriebes sei für das Unternehmen von größter Bedeutung. Die Zahlungsfähigkeit der europäischen Landesgesellschaften sei gesichert. 67 der weltweit 1.800 Filialen befinden sich in Deutschland – dort arbeiten rund 1.800 Mitarbeiter. Hinzu kommen 15 Stores in Österreich und weitere 10 in der Schweiz.
Nach GamesWirtschaft-Recherchen gehört die Kette zu den 15 umsatzstärksten Anbietern von Computer- und Videospielen in Deutschland. Die Bedeutung von Toys R Us für die hiesigen Publisher ist unterschiedlich: Im PC-Segment hat Toys R Us traditionell so gut wie keine Bedeutung. Je größer die Nähe zum Spielwarenmarkt, desto relevanter ist Toys R Us. In den Prospekten gehören Spielkonsolen, PlayStation- und Xbox-Spiele sowie Nintendo-Titel genauso zu den Schwerpunkten wie Hybrid-Toys der Marken „Skylanders“ (Activision), „LEGO Dimensions“ oder „Amiibo“ (Nintendo).