Start Wirtschaft Striked: Die Hamburger Indie-Antwort auf Steam

Striked: Die Hamburger Indie-Antwort auf Steam

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Die Striked-Gründer Tristan Kreuziger, Stefan Boronczyk und Kevin Hildebrandt (Foto: Striked GmbH)
Die Striked-Gründer Tristan Kreuziger, Stefan Boronczyk und Kevin Hildebrandt (Foto: Striked GmbH)

„Behalte all deine Umsätze!“: Wie es die Gründer des deutschen Startups Striked mit Steam, Epic Games Store und GOG aufnehmen wollen.

Wirklich üppig ist die Auswahl im Striked- Store derzeit nicht – noch nicht: Neun Spiele im Bereich zwischen Free2Play und 14,99 € sind gelistet. Doch dabei darf und wird es natürlich nicht bleiben: Durch Online- und Social-Media-Werbung, Events und Kooperationen mit Indie-Publishern soll sich die Zahl der Spieletitel auf der Plattform „signifikant erhöhen“ – und Striked „langfristig als attraktive Alternative zu etablierten Plattformen positionieren“.

Mit diesen ‚etablierten Plattformen‘ sind milliardenschwere Konzerne aus den USA und Europa gemeint, allen voran Epic Games, Microsoft, CD Projekt (GOG) und natürlich Steam. Mit dieser mächtigen Phalanx hat es die im Mai 2022 gegründete Striked GmbH mit Sitz in Hamburg aufgenommen. Im Unterschied zu diesen Spiele-Download-Plattformen, die von jedem Umsatz-Euro bis zu 30 Cent einbehalten, verzichtet Striked auf Provisionen.

Stattdessen finanziert sich die Plattform durch eine monatliche Pauschale. Indie-Studios, die maximal drei Spiele in den Store einstellen, bezahlen gar nichts. Die Basic- und Advanced-Flatrate für mehr und größere Games liegt bei 150 € beziehungsweise 400 €. Man wolle insbesondere Indie-Entwicklerinnen und -Entwicklern „einen besseren Deal“ anbieten.

Das Versprechen der Gründer Tristan Kreuziger (CEO), Stefan Boronczyk  (CTO) und Kevin Hildebrandt (CPO) an Indie-Teams: „Behalte all deine Umsätze!“.

Unabhängig von der Tarifstufe steht den Striked-Partnern ein ganzes Arsenal an Tools zur Verfügung – etwa ein Dashboard zur Verwaltung der Transaktionen, eine Store-Seite, ein Ticket-System für Support-Anfragen und Schnittstellen wie SDKs und APIs, die die Verknüpfung von Spiel und Plattform ermöglichen. Demnächst geplant: handelbare Ingame-Gegenstände.

Striked will sich zudem des wohl drängendsten Problems von Newcomern annehmen: Sichtbarkeit. Denn mit der gigantischen Mengen an Spielen, die tagtäglich via Steam oder Epic Games Store veröffentlicht werden, sei es ohne die nötigen finanziellen Mittel nahezu ausgeschlossen, überhaupt wahrgenommen zu werden. Zwar machen Indie-Games mehr als 90 Prozent des Steam-Spielekatalogs aus, doch das Gros der Umsätze entfällt nun mal auf Blockbuster und Neuheiten von Publishern mit tiefen Marketing-Taschen und großem Portfolio.

Spiele-Plattform Striked: Kampf gegen verhärtete Fronten

Das Gründer-Trio ist sich der Größe der Herausforderung natürlich vollends bewusst: „Als junges Startup innerhalb der komplexen und dynamischen Gaming-Branche haben wir im Laufe der Zeit festgestellt, wie stark die Strukturen des Ökosystems festgefahren und die Fronten allgemein verhärtet sind. Wir stoßen regelmäßig auf das Problem – auch aufgrund mangelnden Vertrauens -, nicht als potenziell ernst zu nehmende Alternative von außen wahrgenommen zu werden, denn ‚Steam ist ja schon da‘.“

Das Logo der PC-Spiele-Download-Plattform Striked (Abbildung: Striked GmbH)
Das Logo der PC-Spiele-Download-Plattform Striked (Abbildung: Striked GmbH)

Natürlich gäbe es positive Rückmeldungen von Entwicklerinnen und Entwicklern aus aller Welt, die Striked als ambitioniert und interessant empfinden. „Allerdings sehen wir, dass die Ressourcen weiterhin vorrangig in bestehende Absatzkanäle investiert werden und neue Horizonte schnell unberücksichtigt bleiben. Im Kern möchten wir einfach mehr kreative, neuartige Ideen – auch, aber nicht nur – von Indies sehen, den Markt für alle profitabler gestalten und einen offenen Dialog führen, um gemeinsam Wege zu finden, wie wir das Projekt auf eine vielversprechende und zukunftsorientierte Art und Weise vorantreiben können.“

Das soll sich nicht nur für die Spiele-Entwickler, sondern auch für die Endverbraucher auszahlen – etwa durch erspielte Belohnungen und Rabatte: „Wir bieten unseren Nutzerinnen und Nutzern ein soziales Netzwerk, das ein ganzheitliches Gaming-Erlebnis ermöglicht. Mit einem sozialen Netzwerk als Kernbestandteil, personalisierten Profilen und einem Feed für News und Freunde und Freundinnen schaffen wir eine Plattform, auf der Spieler und Spielerinnen sich nicht nur über Spiele gemeinsam austauschen, sondern auch neue Kontakte knüpfen können.“

Durch die Zusammenführung von Store, Streaming-Angeboten und Diskussionsforen werde eine „einzigartige Gaming-Plattform“ geschaffen, die neben Unterhaltung auch Informationen und Vernetzung bietet.

Die Anschubfinanzierung erfolgte unter anderem durch EU-Fördermittel – jetzt will Striked durchstarten. Abseits des eigentlichen Geschäftsmodells haben die Gründer auch die Dominanz internationaler Digital-Giganten und die Auswirkungen für den Standort Deutschland im Blick: „Wenn deutsche Entwickler und Entwicklerinnen ins Ausland gehen müssen, um ihre Projekte verwirklichen zu können, und der Anteil deutscher Spieleproduktionen nur 4 Prozent beträgt, müssen Antworten gefunden werden, wie wir dieser Realität begegnen können.“

Mit Blick auf die bestehenden Markt- und Machtverhältnisse hat das Striked-Team – eigentlich – keine Chance. Doch genau diese wollen sie nutzen. So schnell geben sie sich nicht geschlagen.

4 Kommentare

  1. Puh… eigentlich eine gute Sache. Dachte auch über die Jahre immer wieder, eine feste Pauschale wäre mal gut. Aber als ich das las dachte ich „uff, noch ein Laucher, mal wieder“. Mir wird das alles zu bunt und gefühlt geht auf diesem „umkämpften Markt“ der wichtigste Aspekt flöten. Einfach spielen. Stattdessen sind im Postfach so viele Mails von überall von dieser und jener Plattform oder keiner Plattform, Angebot hier und dort, hier und dort erscheint dies und das. Es ist so ein riesiges durcheinander. Mir vergeht da von Monat zu Monat die Lust drauf, alles anzugucken wo nun was ist und bestärkt meine Entscheidung von vor 3-4 Jahren. Weniger spielen, andere Hobbys verfolgen. Von dem gesparten Geld, also kein neue Ausrüstung mehr für den PC und keine 1000€+ mehr für Spiele, Mal- und Zeichenkram gekauft und ein neues Fahrrad. Seit 2019 bis heute habe ich unterm Strich grad mal 900€ laut meiner Liste ausgegeben für neue Spiele, was sonst in einem Jahr passierte, einfach weil mich das ganze Trara um Launcher und Anteilskämpfe nervt.
    viel Erfolg mit dem Launcher, aber ich bin raus als Kunde. Vielleicht wieder mehr wenn es geordneter ist.

  2. wie ist das denn mit Support für Linux? Ein flatpak bereitzustellen wäre grandios, dann könnten immerhin auch alle Steam Deck User das verwenden. ist natürlich nicht trivial wegen des notwendigen Kompatibilitätslayers…

    • Hey @CybernetikFrozone

      Johannes hier von Striked. Diese Entscheidung überlassen wir den Entwicklerinnen und Entwicklern selbst. Dann hüpf‘ doch an Bord (;

      Liebe Grüße

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