Start Wirtschaft Anwalt Lober: Warum Krafton gegen PUBG Mobile-Hacker vorgeht

Anwalt Lober: Warum Krafton gegen PUBG Mobile-Hacker vorgeht

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Dr. Andreas Lober ist Partner bei Advant Beiten in Frankfurt am Main mit Schwerpunkt Technologie und Games (Foto: Advant Beiten)
Dr. Andreas Lober ist Partner bei Advant Beiten in Frankfurt am Main mit Schwerpunkt Technologie und Games (Foto: Advant Beiten)

Rechtsanwalt Andreas Lober erklärt, warum Spielehersteller wie Krafton (PUBG Mobile) mit zunehmendem Erfolg gegen Cheat-Anbieter vorgehen.

Diese Meldung hat für Aufsehen gesorgt: Gerichte in den USA und in Deutschland haben einer Hacker-Gruppe Schadensersatz-Zahlungen in Höhe von 10 Millionen $ (ca. 8,75 Mio. €) aufgebrummt, weil sie Cheats für das extrem populäre Battle Royale-Spiel PUBG Mobile des südkoreanischen Spieleherstellers Krafton entwickelt und verkauft hat.

Solche Cheats sorgen zum Beispiel per ‚Aimbot‘ für eine absurde Trefferquote, blenden Hindernisse wie Mauern aus oder markieren gegnerische Spieler. Laut Urteil müssen die Hacker den Spiele-Entwicklern genau erklären, wie sie die Spielmechanik ausgehebelt haben. Krafton und Publisher Tencent Games haben angekündigt, den Schadensersatz in Anti-Cheat-Technologien investieren zu wollen.

Auch andere Hersteller von Online-Rollenspielen und Ego-Shootern gehen mit Nachdruck gegen Cheat-Software vor, die einzelnen Spielern Vorteile verschafft: So klagt Activision Blizzard seit kurzem gegen kommerzielle Anbieter von Cheat-Software für Call of Duty Warzone.

Rechtsanwalt Dr. Andreas Lober von der Frankfurter Kanzlei Advant Beiten hat Tencent Games vor Gericht vertreten. Im GamesWirtschaft-Interview bewertet er den Vorgang aus seiner Warte.

GamesWirtschaft: Was ist das Besondere an der Auseinandersetzung zwischen Krafton und den Hackern? Welches Signal geht von dieser Entscheidung aus?

Das Urteil sendet die klare Botschaft aus, dass Tencent und Krafton das Cheating in ihren Spielen nicht tolerieren. Der Gruppe, die Cheat für PUBG Mobile bereitgestellt hat, gehören Mitglieder aus mehreren Ländern an – daher sind Tencent und Krafton in just diesen Märkten aktiv geworden. Nach unserem Kenntnisstand war dies bislang die größte, international koordinierte Maßnahme gegen Cheat-Anbieter.

Täuscht der Eindruck, dass Deutschland zu den ‚Cheat‘-Hochburgen zählt?

Schwer zu sagen, aber wir haben in jedem Fall eine Reihe von Cheats gesehen, die ihren Ursprung in Deutschland haben.

Ab welchem Punkt entsteht für Spielehersteller wie Tencent und Krafton durch Cheats ein bezifferbarer Schaden?

Nur ein paar Beispiele: Sobald ein Spiel in den Ruf gerät, dass es „cheat-verseucht“ sei, wird es schwierig, neue Spieler hinzu zu gewinnen – das sind bezifferbare Schäden. Sobald sich Spieler von einem Spiel wegen der Cheats abwenden, ist der Schaden ebenfalls benennbar. Und was noch dazu kommt: der hohe Aufwand für den Community-Support, der sich mit Cheatern auseinandersetzen muss – und natürlich kostspielige Anti-Cheat-Technologien.

Publisher gehen teils sehr massiv gegen Cheater vor – meist werden aber ’nur‘ Konten gesperrt. Ist auch vorstellbar, dass Verbraucher belangt werden?

Gegen Cheat-Nutzer wurden keine bislang keine Klagen angestrengt – dennoch muss jeder, der Cheats verwendet, mit drastischen Strafen rechnen, etwa Konten- oder Zugangs-Sperrung. Mit Blick auf die rechtliche Situation sind Klagen gegen Cheater grundsätzlich denkbar, denn diese Spieler begehen beispielsweise einen Copyright-Verstoß.

Wo verläuft aus deiner Sicht die feine Linie zwischen tolerierbaren und nicht mehr tolerierbaren Cheats?

Software von Drittanbietern ist stets dann nicht tolerierbar, sobald sie nicht-cheatenden Spielern den Spaß verdirbt. Dies trifft auf die meisten Multiplayer-Cheats zu, gilt aber in gleicher Weise für Cheats, die auf den ersten Blick legitim erscheinen, aber de facto dazu gedacht sind, sich in Multiplayer-Partien Vorteile zu schaffen. Viele Spielehersteller tolerieren Cheats in Singleplayer-Titeln – wobei diese streng genommen juristisch auch problematisch sein können.