Ohne jedwedes Marketing hat Ubisoft ein Blockchain-Spiel in Umlauf gebracht: Champions Tactics: Grimoria Chronicles setzt auf NFT-Helden.
Noch nicht einmal eine Pressemitteilung oder ein Social-Media-Posting hat Ubisoft einem neuen PC-Spiel gegönnt, das seit dem 23. Oktober auf dem Markt ist – und selbst auf den Websites und in den konzerneigenen Online-Shops wird Champions Tactics: Grimoria Chronicles mit keiner Silbe erwähnt. Im jüngsten Geschäftsbericht taucht der Titel nur als einsamer Eintrag in einer Release-Liste auf.
Man muss also schon sehr gezielt suchen, um auf dieses Free2Play-Fantasy-Taktik-Rollenspiel zu stoßen, das im Frühjahr 2023 angekündigt wurde.
Über die Gründe kann man nur spekulieren – und mit hinreichender Wahrscheinlichkeit lautet einer davon: NFT. Denn in den rundenbasierten Kämpfen von Champions Tactics kommen Figuren zum Einsatz, die mittels der Gaming-Blockchain Oasys generiert werden und demzufolge über eine einzigartige Seriennummer verfügen.
Auf dem Champions Tactics-Marktplatz finden sich derzeit 2.700 von insgesamt 75.000 ‚Champions‘ – allesamt mit ganz unterschiedlichen Fähigkeiten, Stärken und Schwächen. Daraus ergibt sich der Wert – angefangen von knapp 7 € bis hin zu mehreren hundert oder gar tausend €. Der Handel erfolgt via Kryptowährung; für jede Transaktion kassiert Ubisoft eine Provision. Das Geschäftsmodell des Spiels hat zur Folge, dass die Spieler nicht nur volljährig sein müssen, sondern auch über eine kompatible Blockchain-Wallet verfügen, über die alle Ein- und Verkäufe abgewickelt werden.
Ganz prinzipiell lassen sich die namensgebenden ‚Champions‘ auch mit In-Game-Währung und somit durch den Einsatz von sehr viel Spielzeit erspielen. Gleichwohl spricht Einiges dafür, dass man im Gefecht mit ambitionierten Gegnern perspektivisch nur via Echtgeld-Einsatz eine reelle Chance hat.
Blockchain, NFT, Krypto – Stichworte, die bei weiten Teilen der Kundschaft mindestens Skepsis, zuweilen latente Schnappatmung auslösen. Der Gedanke, dass sich Computerspiele zu Spekulations-Objekten mit Pay2Win-Faktor entwickeln, sorgt regelmäßig für Widerstände in der Community. Nach anfänglicher Euphorie haben daher sowohl kleine als auch große Spielehersteller ihre Ambitionen zurückgeschraubt oder vorerst ganz eingestellt. Auch die konzern-eigene Plattform Ubisoft Quartz (Be unique. Control. Play.) befindet sich weiterhin im Beta-Status – ein erster Anlauf mit Ubisoft Recon Breakpoint war 2022 gescheitert.
Dessen ungeachtet fließt weiterhin viel Risikokapital in Blockchain-Games: Erst vor wenigen Tagen hat das Frankfurter XXL-Studio Gunzilla Games den NFT-Shooter Off the Grid in den Testbetrieb geschickt.
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