Start Politik Scheuer auf der Gamescom 2019: Mit leeren Händen

Scheuer auf der Gamescom 2019: Mit leeren Händen

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Auftakt der Gamescom 2019: Branchenverbands-Geschäftsführer Felix Falk begrüßt Staatsministerin Dorothee Bär (CSU) und Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) in Köln - Foto: GamesWirtschaft
Auftakt der Gamescom 2019: Branchenverbands-Geschäftsführer Felix Falk begrüßt Staatsministerin Dorothee Bär (CSU) und Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) in Köln - Foto: GamesWirtschaft

Nach dem Gamescom-Auftritt von Verkehrsminister Andreas Scheuer ist das Schicksal der Computerspiele-Förderung genauso offen wie zuvor.

Auf wirklich jeder seiner Prioritätenlisten, die er in seinem Ministerium zu vertreten habe, stünde die Computerspiele-Förderung an erster Stelle. So formulierte es der zuständige Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) wörtlich zur Eröffnung der Gamescom 2019.

Unterstellt, diese Aussage sei die Wahrheit und nichts als die Wahrheit, muss man sich spätestens jetzt um den Stellenwert von Breitbandausbau, ICE-Fahrtauglichkeit, Maut-Verträgen, Elektromobilität und Diesel-Versehrten im Land sorgen.

Einschränkend fügte Scheuer hinzu, dass er ja nicht alleine den Haushalt aufstelle, sondern dass es da noch einige andere in der Bundesregierung gäbe, die jetzt auch endlich das Ihrige zum Gelingen der Millionen-Subventionen beitragen müssten. Damit kann nur Finanzminister und Vielleicht-bald-SPD-Chef Olaf Scholz gemeint sein, der die Ressort-Verantwortlichen zu Einsparungen mahnte.

Nur: Wie genau das Budget priorisiert wird, das ist immer noch Gegenstand von Verhandlungen zwischen Finanz- und Fachministerium. Wer den Verkehrsminister beim politischen Gamescom-Auftakt reden hörte, konnte jedenfalls den Eindruck gewinnen, Scheuer habe im Kabinett und im Ministerium wie ein Löwe um die Fortführung der Games-Förderung gekämpft – oder wie er es nennt: „gefightet“. Mit dem Ergebnis, dass für 2020 statt erhoffter 50 Millionen Euro kein einziger Cent vorgesehen ist. Scheuers Kabinettskollegin Monika Grütters (CDU) ist indes das Kunststück gelungen, ihren Milliarden-Kultur-Etat nicht nur zu halten, sondern sogar draufzusatteln – trotz Spargebot.

3,1 Milliarden Euro wurden 2018 mit Games in Deutschland umgesetzt (ohne Online-Dienste und Hardware) - der Marktanteil von Spielen made in Germany liegt bei 4,3 Prozent (Stand: August 2019)
3,1 Milliarden Euro wurden 2018 mit Games in Deutschland umgesetzt (ohne Online-Dienste und Hardware) – der Marktanteil von Spielen made in Germany liegt bei 4,3 Prozent (Stand: August 2019)

Sowohl Scheuer als auch Digital-Staatsministerin Dorothee Bär (CSU) haben zum Gamescom-Start das Bekenntnis abgegeben, alles in ihrer Macht Stehende für die Fortsetzung der Förderung in die Waagschale zu werfen. Dieses Versprechen lässt freilich alle Optionen offen: Gelingt das Förder-Comeback, wird das CSU-Power-Duo die Rettung für sich reklamieren. Gelingt sie nicht, lag’s an „den anderen“, im Zweifel am Koalitionspartner.

Die SPD-Bundestagsfraktion hat daher am Tag der Gamescom-Eröffnung schon mal prophylaktisch per Pressemitteilung vorgebaut, in der sie Scheuer vorwarf, er würde seine Zusagen nicht einhalten – zumal es ja aus SPD-Sicht den eigenen Leistungen zu verdanken sei, dass die bislang eingetütete, aber noch nicht ausbezahlte Förderung für das Haushaltsjahr 2019 überhaupt zustande kam.

Mitte September starten die Haushaltsberatungen für den 2020-Etat im Bundestag. Erst kurz vor Weihnachten wird verlässliche Klarheit darüber herrschen, ob und wie es mit der Computerspieleförderung tatsächlich weitergeht. Das letzte Wort hat nämlich der mächtige Haushaltsausschuss, der auch die künftigen Mittel für den Deutschen Computerspielpreis freigeben muss. Sollten die vorgeblichen Widerstände von Schatzmeister Scholz anhalten, hilft womöglich nur ein Machtwort der Kanzlerin.

An Mahnern besteht zumindest schon mal kein Mangel: Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach warnt ihren CSU-Parteifreund vor einem „politischen Desaster“, sollte die Fortführung der Förderung scheitern. Verbands-Geschäftsführer und Gamescom-Gastgeber Felix Falk erwartet von der Bundesregierung ein „langfristiges Engagement“. Denn: „Bisher werden wir international von anderen Standorten klar abgehängt.“

An Gamescom-Tagen wie diesen wird sich Deutschlands Spiele-Branche wünschen, dass ausnahmsweise nicht eintrifft, was DER SPIEGEL kürzlich feststellte: „Was Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer anfasst, geht schief.“


Nach dem Fachbesuchertag am Dienstag (19.8.) startet die Gamescom 2019 am heutigen Mittwoch (20.8.) mit dem ersten Publikumstag. Die Gamescom auf dem Kölner Messegelände ist eine der größten Messen in Deutschland und das weltweit größte Computerspiele-Event. Alle Informationen zur Gamescom 2019 (Tickets, Öffnungszeiten, Aussteller, Spiele, Highlights, Termine) finden Sie in der Gamescom-Rubrik auf GamesWirtschaft.de.

1 Kommentar

  1. Die Gamesförderung ist im Verkehrsministerium thematisch völlig falsch untergebracht. Sie sollte besser dem Ministerium für Kultur und Medien (Monika Grütters) unterstellt werden. Dann würde sie auch nicht so stiefmütrerlich behandelt. Wenn die Gamesbranche sich nicht in diese Richtung bemüht, sondern einen solchen Sonderweg geht, ist man auch ein stückweit selber schuld.

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