DAZN, Netflix, Sky, Spotify: Die Abodienste drehen an der Preisschraube. Auch Microsoft wird an höheren Xbox Game Pass-Tarifen nicht vorbeikommen.
Verehrte GamesWirtschaft-Leser,
verehrte GamesWirtschaft-Leserin,
sobald die Freitags-Kolumne auf Sendung geht oder im Posteingang der roundabout 3.000 Newsletter-Empfänger eintrifft, folgt sehr zügig Resonanz – oft freundlich (was mich freut), aber zuweilen eben auch mit energischer Gegenrede (was mich ebenfalls freut). Das meiste Feedback kommt als ‚Leserbrief‘ per Mail, gefolgt vom Kommentarbereich und Social Media. Manche greifen auch zum Hörer. Dann werden Spiele, Konsolen, Firmen, Standorte und Geschäftsmodelle wie Löwen-Junge verteidigt.
Außergewöhnlich heftig fielen die Reaktionen Ende Juni 2021 aus. Titel der damaligen Kolumne: „Xbox Game Pass: In der Abofalle“.
Analog zu Musik, Film und Fernsehen gilt zunehmend auch in der Games-Industrie: Einmal zahlen, alles nutzen, wie am All-you-can-eat-Buffet. Für Plattformbetreiber hat ein flutschendes Abo-Modell viel Schönes, weil es eben für einen konstanten Einnahmen-Strom sorgt – auch in Quartalen, in denen mal kein Blockbuster erscheint.
Der Wettbewerb nimmt an Intensität zu: Die halbe Industrie bastelt an solchen Paketen – Microsoft, Ubisoft, Google, Electronic Arts, Sony Interactive. Traut man dem Branchen-Tratsch, peilt der PlayStation-Hersteller unter dem Arbeitstitel ‚Spartacus‘ ein vergleichsweise komplexes, mehrstufiges Modell mit unterschiedlichen Tarifen und Leistungen an.
Die Kolumne machte damals auf Folgendes aufmerksam: „Wer sich für Games-Abo-Dienste und Spiele-Flatrates einschreibt, trifft eine Entscheidung für ein ganzes Ökosystem, die sich nur unter Schmerzen wegkündigen lässt.“ Denn dann sind eben nicht nur die Zugänge zu den Lieblingsspielen und deren Community futsch, sondern oft auch Spielstände, in die gegebenenfalls Hunderte Spielstunden geflossen sind.
Daraus folgt: Je länger die Beziehung währt, desto schwieriger und komplizierter wird der Absprung – die Abhängigkeiten wachsen. Ich vertrat die These, man müsse schlichtweg darauf vertrauen, dass der gewählte Anbieter „nicht unterjährig die Lust an seinem Produkt verliert, Leistungen zusammenstutzt oder Gebühren erhöht.“
Das Überbringen dieser unangenehmen Wahrheit kam, vorsichtig formuliert, nicht überall gut an.
Nun begab es sich in dieser Woche, dass gleich zwei Meldungen just jene Risiken und Nebenwirkungen spiegeln, die Gegenstand der Abofallen-Kolumne waren:
Zum einen stellt die ruhmreiche Deutsche Telekom ihren Streaming-Dienst Magenta Gaming zum 25. Februar ein. In den zurückliegenden zwei Jahren ist es nicht gelungen, genügend Abonnenten davon zu überzeugen, monatlich 6,95 € für 120 Spiele auszugeben. Im FAQ heißt es: „Da wir die komplette Plattform abschalten werden, kannst du deine Spielstände leider nicht mitnehmen.“
Und dann war da noch DAZN: Der TV-Streamingdienst verdoppelt zum 1. Februar den bisherigen Tarif von monatlich 14,99 € auf 29,99 € – bei Jahresbuchung steigt die monatliche Gebühr von 12,99 € auf 24,99 €. Wer die Freitags- und Sonntagnachmittag-Partien der Bundesliga sehen will, zahlt im günstigsten Fall 274,99 € pro Jahr. Zur Markteinführung lag die Monatsgebühr übrigens bei 9,99 €.
Begründung für die saftige Preiserhöhung: das deutlich gewachsene Portfolio an (teuren) Übertragungsrechten, in die DAZN Hunderte Millionen Euro pumpt.
Erwartbare Folge: Twitter explodiert. Den aufgebrachten Kunden gibt das Unternehmen folgenden Textbaustein mit auf den Weg: „Es war unser Plan, mit einem sehr niedrigen Preis in die Saison zu gehen, um Fans die Möglichkeit zu geben, DAZN kennenzulernen. Durch diese Preisanpassung wird DAZN den steigenden Kosten für Rechte, Inhalte und somit dem tatsächlichen Wert unseres Angebots erst gerecht.“
Übersetzt: DAZN hat mit einem bewusst niedrig angesetzten Lockangebot möglichst viele Abonnenten eingesammelt – und würde jetzt gerne zeitnah einen Return on Investment sehen.
Meine These: Genau das wird beim Xbox Game Pass auch passieren. Müsste ich wetten, lautete mein Tipp: Spätestens Mitte 2023 (vielleicht auch schon 2022) werden für den Xbox Game Pass Ultimate minimum 19,99 € fällig – derzeit sind es 12,99 €.
Warum?
Weil Microsoft den Activision-Blizzard-Aktionären fast 70 Milliarden $ überweisen wird – sofern die US- und EU-Behörden keine Einwände haben. Diese gewaltige Investition – die größte in der 47jährigen Unternehmensgeschichte von Microsoft – plus die 7,5-Mrd.-$-Übernahme von Bethesda (Fallout, Starfield, Doom) wollen zügig refinanziert werden. Zumal ja auch das komplette Activision-Blizzard-Sortiment demnächst Teil des Xbox Game Pass-Portfolios werden soll: Wenn das bisherige Day-One-Versprechen Bestand hat, dann gilt das eben auch für die jährliche Call of Duty-Herbstkollektion ab 2023 – die ja bislang bei 70 bis 80 € liegt.
Für die Formulierung der dazugehörigen Pressemitteilung müsste Microsoft noch nicht mal besonders tief ins Firmenarchiv klettern. Denn vor exakt einem Jahr wollte der US-Konzern bereits eine Preiserhöhung beim Multiplayer-Dienst Xbox Live Gold durchdrücken. Im Firmenblog wurden kunstvolle PR-Wortgirlanden gedrechselt: „In regelmäßigen Abständen beurteilen wir den Wert und die Preismodelle unserer Services, um auf Veränderungen in den jeweiligen Märkten einzugehen und weiterhin in die Xbox-Community zu investieren.“
Nur wenige Stunden später ruderte Microsoft zurück – der Widerstand war immens, es blieb beim alten Preis.
So ‚einfach‘ wird es bei der zwangsläufigen Xbox Game Pass-Tarifanpassung nicht werden, da bin ich mir sicher. Der Mehrwert durch Call of Duty, Diablo, Tony Hawk’s, Overwatch & Co. wird den Abonnenten buchstäblich mehr wert sein müssen. Wie viel genau, wird man nach dem formalen Abschluss der Übernahme besichtigen können – spätestens.
Der Kommentarbereich ist eröffnet.
Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen
Petra Fröhlich
Chefredakteurin GamesWirtschaft
Immer freitags, immer kostenlos: Jetzt GamesWirtschaft-Newsletter abonnieren!
Ich nutze den Xbox Game Pass Ultimate jetzt seit etwas mehr als zwei Jahren und zahle 12,99€. Ich finde dass das absolut in Ordnung ist für die Auswahl an spielen. Selbst wenn der Preis auf 19,99€ ansteigt ist es mit der zukünftigen Auswahl an spielen völlig vertretbar…
Ja, da würden wir zustimmen – wenn Neuheiten wie Call of Duty, Starfield usw. inklusive sind, gehen die 20 € selbstverständlich in Ordnung. Man sollte sich nur drauf einstellen, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit so kommt.
Wenn tatsächlich WoW, CoD, Diablo usw. In den Pass einfließen, werde ich den Gamepass abonnieren. Aber mehr qls 15€ zahl ich nicht, monatlich.
Vor einigen Tagen habe ich mal geschaut, da sollte der Pass 10€ für den PC kosten, 12€ wenn ich ihn für meine XBox und meinen PC zusammen nutze. Also 15€ für eine reine PC nutzung inklusive Activision Blizzard wäre er mir Wert.
Warum ich keinen Gamepass habe:
kein Modding,kein rausziehen der Speicherstände,
du kannst ihn auch nicht ohne Internet benutzen!
Und das alles für 15€.
ok doof gefragt. Ich habe eine xbox s mit gamepass. Wenn ich mir ne Xbox X und das Spiel hole komme ich ohne Gamepass nicht an das Save von der xbox S ? Sprich ich muss neu starten ?
Korrekt
Wenn du eine Xbox S mit Gamepass hast hat deine Xbox X nach Anmeldung mit deinem Microsoft Login automatisch auch den Gamepass. Du kannst den Gamepass auf mehreren Geräten nutzen.
die frage ist ja ob ich wenn ich den gamepass dann kündige das safegame auf der x mit der disk version nutzen kann
Alles Richtig.
Kommentarfunktion ist geschlossen.