Der Landwirtschafts-Simulator 22 stellt Verkaufsrekorde auf – dabei ist Giants Software längst nicht das einzige Studio, das erfolgreich auf Simulationen setzt.
Verehrter GamesWirtschaft-Leser,
verehrte GamesWirtschaft-Leserin,
die Ponsse Cobra ist ein wahres Biest von einem Holzvollernter – laut Eigenwerbung des finnischen Herstellers „in Durchforstungs- und Kahlschlaggebieten gleichermaßen zu Hause“. Wo Bäume sonst mühsam und mit großem Risiko von Hand gefällt werden müssen, fixieren die Greifarme solcher Harvester den Stamm, sägen ihn ab, entasten ihn freihändig und legen ihn sorgsam auf dem Transporter ab. So geht das im Minutentakt, die Späne und Zweige fliegen nur so – all das wirkt so mühelos und unkompliziert, als würde man einen Bleistift anspitzen. Ein faszinierendes Schauspiel.
Die Cobra ist eine der 400 Landmaschinen von mehr als 100 Herstellern im Landwirtschafts-Simulator 22. Das Spiel ist erst am 22. November erschienen und hat in nur einer Woche weltweit mehr als 1,5 Millionen Käufer gefunden.
Hersteller ist Giants Software mit Sitz in Schlieren vor den Toren Zürichs. Der stramm expandierende Mittelständler fokussiert sich mittlerweile komplett auf die Marke Landwirtschafts-Simulator, die auf ungefähr jeder Plattform zu Hause ist – vom Smartphone bis zur PlayStation 5. Selbst im amtlichen Apple-Ranking der meistgekauften iPad-Games des Jahres liegt der 5,99 € ‚teure‘ Farming Simulator auf Platz 8.
Nach Lage der Dinge ist der Landwirtschafts-Simulator 22 schon jetzt die mit weitem Abstand meistverkaufte PC- und Konsolen-Neuheit 2021, die im deutschsprachigen Raum entwickelt wurde.
Giants verwandelt also Stroh zu Gold – und ist dabei längst nicht der einzige Anbieter in Deutschland, Österreich und der Schweiz, der mit Simulationen erfolgreich ist, und zwar weltweit:
- In Erfurt bei TML Studios entsteht zum Beispiel The Bus, wo der Spieler einen Stadtbus durch Berlin kutschiert.
- Im Police Simulator vom Münchener Studio Aesir Interactive verteilt man als US-Polizeibeamter Knöllchen, nimmt Unfälle auf und lauert Graffiti-Sprühern auf.
- Stillalive Studios aus Innsbruck ist der Hersteller des Bus Simulator 21: Am Steuer eines Gelenkbusses von Mercedes-Benz oder Iveco werden Haltestellen abgeklappert.
- Aerosoft in Paderborn baut und vertreibt Erweiterungen für den Microsoft Flight Simulator: Wer also schon immer mal am filigran nachgebauten Airport Bayreuth oder Stuttgart abheben wollte, ist für kleines Geld ready for take-off.
- Vom Autobahn-Polizei Simulator 2 hat das Dortmunder Studio Z-Software allein im Inland 100.000 Stück abgesetzt – zu Teil 3 steuert das Verkehrsministerium knapp 1 Million € an Fördergeldern bei.
Die Liste ließe sich lange fortsetzen.
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Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich: Was treibt Millionen von Spielern dazu, mit dem Trecker über die Rübenfelder zu rumpeln, als Bauhof-Betreiber virtuelle Hecken zu stutzen oder Fahrkarten zu kontrollieren?
Bei den Simulationen kommt Einiges zusammen: Technik-Faszination, leichte Zugänglichkeit, meist humane Systemvoraussetzungen, entschleunigtes Gameplay mit überschaubarem Game-Over-Risiko und natürlich die Gelegenheit, XXL-Fahrzeuge im Gegenwert eines Einfamilienhauses zu bewegen.
Mit Blick auf den Giants-Simulator kann ich zumindest die anhaltende Landlust gut nachfühlen, bin ich doch selbst quasi auf dem Bauernhof meiner Großeltern aufgewachsen. Es war für uns Kinder ein absolutes Highlight, am Steuer von Traktoren oder Mähdreschern über die Äcker zu poltern – natürlich unter (groß)väterlicher Aufsicht. Auf dem Fahrersitz fühlten wir uns wie die Könige. Alle paar Wochen kam der Dorfmetzger vorbei und führte ein schlachtreifes Schwein seiner Bestimmung zu – im Ergebnis gab es einen Berg Blutwurst und Schnitzel.
Wenn heute bei Überlandfahrten der Duft von gemähtem Gras, Heu oder frisch gesägtem Holz in die Nase steigt, fühlt man sich gleich 30 (okay: 40) Jahre jünger – herrlich!
Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen
Petra Fröhlich
Chefredakteurin GamesWirtschaft
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