Die Schlagzeilen rund um Superstar Ronaldo bringen auch seine Sponsoren in die Bredouille: Wie verhält sich „FIFA 19“-Hersteller Electronic Arts?

Fröhlich am Freitag 42/2018: Die wöchentliche Kolumne aus der Chefredaktion

Verehrte GamesWirtschaft-Leser,

wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Cristiano Ronaldo dos Santos Aveiro weiterhin der beste Fußballer des Planeten ist, dann genügt ein Blick auf seine „FIFA 19“-Werte.

Tempo? 90. Dribbling? 90. Schuss? 93. Pässe? 81. Physis? 79. Gesamt? 94. Nur die Defensiv-Werte fallen mit 35 von 100 möglichen Punkten überschaubar aus – dabei hätte CR7 derzeit eine gute Verteidigung nötiger denn je. Erst vor wenigen Wochen haben seine Anwälte mit den spanischen Behörden einen Deal in Form einer 19-Millionen-Euro-Steuernachzahlung eingefädelt. Der Juve-Star kann also weiterhin an Champions-League- und Länderspielen teilnehmen, ohne am Flughafen verhaftet werden.

Auch für den US-Konzern Electronic Arts war der glimpfliche Ausgang des Verfahrens eine gute Nachricht, denn Ronaldo wirbt als Testimonial für die „FIFA“-Serie – auf Plakaten, auf Messen wie der Gamescom, im Handel, innerhalb des Spiels, im Netz und natürlich auch auf der Spiele-Packung, übrigens zum zweiten Mal in Folge.

Kaum hat Ronaldo die Steuerhinterziehung ein- und abgeräumt, droht ihm weiteres Ungemach. Inzwischen vergeht keine Woche, ohne dass immer neue Details zu einer vorgeblichen Vergewaltigung bekannt werden, die sich 2009 zugetragen haben soll und deren Umstände nun laut DER SPIEGEL juristisch neu aufgerollt werden. Ronaldo hat die Vorwürfe via Twitter umgehend zurückgewiesen. Das Hamburger Nachrichtenmagazin bleibt bei seiner Darstellung und hält die vorliegenden Unterlagen für authentisch.

Der Scoop hat weltweit für Aufsehen gesorgt, zumal DER SPIEGEL eigens eine englischsprachige Version des Beitrags veröffentlicht hat. Aus Sicht von „FIFA 19“-Hersteller Electronic Arts erfolgte die Eilmeldung zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt, nämlich ausgerechnet Ende September, „pünktlich“ zum „FIFA 19“-Verkaufsstart.

Bislang gibt es weder eine Anklage geschweige denn ein Urteil, insofern gilt natürlich die Unschuldsvermutung. Trotzdem ist Ronaldo vorsichtshalber von der offiziellen „FIFA“-Website und aus den Profilen auf Facebook und Twitter verschwunden, die Werbekampagnen laufen allerdings in unveränderter Form weiter. Analog zu anderen Ronaldo-Sponsoren und -Werbepartnern spricht EA von besorgniserregenden Meldungen. Man werde die Situation genau beobachten. Schließlich erwarte man von Markenbotschaftern, dass sie die Werte von Electronic Arts hochhalten.

Ronaldos Werben für EA läuft also auf Bewährung. Abhängig vom Verlauf der Ermittlungen ist nicht auszuschließen, dass kurzfristig Transfer-Weltrekordhalter und „FIFA 19“-Co-Titelstar Neymar die Hauptrolle übernehmen muss.

Doch auch die Nummer 3 der „FIFA 19“-Rangliste musste sich schon vor Gericht wegen Steuerhinterziehung und Korruption verantworten. Bei den Plätzen 2 und 4 sieht es kaum besser aus: Barca-Stürmer Lionel Messi und Weltfußballer und Vize-Weltmeister Luka Modric sollen zweistellige Millionen-Summen am Fiskus vorbei geschleust haben, darunter Einnahmen aus Bildrechten.

Offenbar wird es immer komplizierter, ein weltweit bekanntes, passabel kickendes und noch dazu auf freiem Fuß befindliches Aushängeschild mit einwandfreiem Leumund zu finden.

Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen

Petra Fröhlich
Chefredakteurin GamesWirtschaft


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