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GDC 2023: Das Fazit der deutschen Games-Branche

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Der deutsche Gemeinschaftsstand ('German Pavilion') auf der GDC 2023 in San Francisco (Foto: GDC / Informa Tech)
Der deutsche Gemeinschaftsstand ('German Pavilion') auf der GDC 2023 in San Francisco (Foto: GDC / Informa Tech)

„Bist du nicht auf der GDC, bist du nicht im Business“: Geradezu euphorisch fällt die Bilanz der Games-Industrie zur Game Developers Conference 2023 aus.

Die Delegationen sind längst zurück, die Follow-Up-Mails getippt und der Jetlag nach dem 12-Stunden-Flug überwiegend überwunden – Zeit für ein Fazit zur Game Developers Conference 2023, die in der letzten März-Woche im Moscone Convention Center in San Francisco über die Bühne ging.

Mit 300 Ausstellern, 700 Workshops, Panels und Vorträgen, 1.000 Rednern und 28.000 offiziell gemeldeten Besuchern hat die US-Entwickler-Konferenz nahtlos an Prä-Pandemie-Zeiten angeschlossen. Anders als im Falle der für Juni geplanten und kürzlich aufgrund akuten Aussteller-Schwunds abgesagten E3 2023 in Los Angeles hat die GDC ihre Relevanz damit nicht nur konserviert, sondern sogar ausgebaut.

Das sieht man auch in der deutschen Games-Industrie so, deren Vertreter nach der Corona-Pause wieder in großer Zahl nach Kalifornien reisten. Allein 18 Unternehmen hatten sich für den amtlichen deutschen Gemeinschaftsstand – den German Pavillon – angemeldet, der vom Wirtschaftsministerium bezuschusst und von der Koelnmesse gebaut wurde. Gebucht hatten unter anderem Bigpoint, Kalypso Media, Z-Software, Aerosoft, Rockfish Games, Egosoft und ComboStrike.

Adrian Goersch, Gründer und Geschäftsführer von Black Forest Games
Adrian Goersch, Gründer und Geschäftsführer von Black Forest Games

Dementsprechend hoch war die Frequenz deutscher Unternehmer, Führungskräfte und Fachbesucher innerhalb und außerhalb der Messehallen: „Bei der GDC ist gefühlt jeder“, weiß Black Forest-Chef Adrian Goersch. „Man kann keine 200 Meter durch Downtown laufen, ohne ein bekanntes Gesicht zu treffen.“

Es sei daher gut und wichtig gewesen, vor Ort zu sein: „Wir haben einige sehr wichtige Kontakte persönlich treffen können. In vielen Gesprächen haben wir Stimmungen und Informationen eingesammelt, die uns bei unseren strategischen Entscheidungen helfen.“ Goerschs Fazit: „Erwartungen voll erfüllt!“

Everspace 2-Macher Michael Schade vom Hamburger Studio Rockfish Games pflichtet bei: „Die GDC ist und bleibt die Leit-Konferenz der Gamingbranche. Nur dort hat man die Gelegenheit, sich auch als kleines Studio mit den ganz Großen zu treffen und fette Deals einzutüten. Ein unerwartetes Highlight an unserem Messestand war dann noch das Lob eines Environment Artist von Bungie, dass Everspace 2 einfach fantastisch aussähe – sowas passiert einem halt eher selten in Europa. Daher: Bist Du nicht auf der GDC, bist Du nicht im Business!“

GDC 2023: Das Fazit der deutschen Games-Branche

Doch ‚rechnen‘ sich die Kosten und Reisestrapazen wirklich?

„Es war das erste Mal für uns, dass wir auf der GDC Expo ausgestellt haben“, erklärt Egosoft-Gründer Bernd Lehahn, dessen Studio heuer 35. Jubiläum feiert. Primäres Ziel sei es gewesen, Aufmerksamkeit für die Weiterentwicklungen des Egosoft-Titels X4: Foundations und dessen Erweiterungen zu erzeugen – etwa mit Blick auf Medienvertreter und Content Creator und neue Märkte in Asien und Südamerika.

Lehan: „Selbst beim Fachpublikum der GDC ist es immer wieder toll, mit Spielern sowohl des aktuellen X4: Foundations als auch der sehr viel älteren X-Teile zu fachsimpeln und sich auszutauschen.“

Zufrieden mit dem Fan-Feedback zu "Everspace 2": Rockfish-Games-Gründer Michael Schade auf der Gamescom 2019 (Foto: GamesWirtschaft)
Zufrieden mit dem Fan-Feedback zu „Everspace 2“: Rockfish-Games-Gründer Michael Schade auf der Gamescom 2019 (Foto: GamesWirtschaft)

Für Rockfish-Chef Schade sei der GDC-Termin zudem ideal gewesen, um finale Details des Everspace 2-Launches mit den Partnern von Microsoft und Valve (sprich: Steam) zu besprechen.

Die Meetings seien super gelaufen: „Ich konnte Phil Spencer (CEO Xbox Gaming, Anm. d. Red.) zum zweiten Mal die Hand schütteln und ihm versichern, dass ich diesmal wisse, wer er ist“, erzählt Schade. „Bei unserem ersten Treffen vor sechs Jahren hatte ich keinen Schimmer, mit wem ich mich am ID@Xbox-Stand über analoge Input-Kurven zur Optimierung der Gamepad-Steuerung in Everspace unterhalten hatte — er fand es damals wie heute sehr lustig und ich versicherte, dass wir mit Microsoft als Partner auch bei unserem dritten Deal sehr happy sind. Schauen wir mal, was da in Zukunft noch so geht.“

Damit seien die GDC-Maximalziele bereits erreicht worden – dass er auf einem Microsoft-Panel zum Thema Xbox GamePass und Geschäftsmodellen referieren durfte, war für Michael Schade letztlich „die Kirsche auf der GDC-Torte“.

Zu 100 Prozent erfüllt haben sich die Erwartungen auch beim Paderborner Simulations-Spezialisten Aerosoft. Neben den vorab geplanten Meetings hätten sich durch die erhöhte Sichtbarkeit des Gemeinschaftsstands jede Menge spontane, vielversprechende Kontakte im nordamerikanischen Raum ergeben, bilanziert Head of Producing Fabian Boulegue. Auch die Panels und Präsentationen hätten für Aerosoft einen echten Mehrwert gebracht: „Diese kann man zwar später auch online ansehen – aber die vielen Gespräche nach den Vorträgen kann das nicht ersetzen.“

Fabian Boulegue, Head of Producing bei Aerosoft (Foto: Aerosoft GmbH)
Fabian Boulegue, Head of Producing bei Aerosoft (Foto: Aerosoft GmbH)

Und was macht für ihn das Besondere der GDC aus? Aus Boulegues Sicht sei die Atmosphäre „sehr viel lockerer und angenehmer“ als im B2B-Bereich der Gamescom: „Auch findet man auf der GDC alle Big Player, was einfach eine unglaubliche Chance ist, auch hier neue, persönliche Kontakte zu knüpfen. Das Einzige, was stört, ist der Jetlag danach.“

Die GDC 2024 ist bereits angekündigt – dann für den Zeitraum vom 18. bis 22. März 2024.