Einst Die Höhle der Löwen-Startup, später PS5-‚Geheimtipp‘: Über Monate hinweg hielt Von Floerke die Kundschaft in Atem.
Seit dem 19. November 2020, also seit zweieinhalb Jahren, ist die PlayStation 5 auf dem Markt. Mittlerweile ist die Sony-Spielkonsole flächendeckend verfügbar. Doch bis weit ins Jahr 2022 hinein war die PS5 Mangelware – nur selten und jeweils nur für einen Wimpernschlag gelangte überhaupt Ware auf den Markt.
Der Mix aus knappem Angebot und großer Nachfrage führte nicht nur dazu, dass Scalper im großen Stil Bestände leer kauften und Fake-Shops wie Pilze aus dem Humus sprießten: Auch branchenfremde Anbieter stiegen kurzerhand in das PlayStation-5-Geschäft ein.
Eine der schillerndsten Adressen: Von Floerke. Das auf bunte Socken, Einstecktücher und Fliegen spezialisierte Mode-Startup war 2015 durch das VOX-Format Die Höhle der Löwen bekannt geworden – Frank Thelen, Judith Williams und Vural Öger hatten investiert. Nach einer spektakulären Pleite Ende 2019 mit wechselseitigen Schuldzuweisungen zwischen Gründer und Investoren übernahm KitzVenture-Gründer Patrick Landrock die Marke Von Floerke.
Wer online nach der PS5 suchte, stieß im Herbst 2021 fast automatisch auf den Von Floerke-Online-Shop: Derweil große Sony-Partner wie Amazon, MediaMarkt, GameStop, Otto & Co. nicht liefern konnten, hatte dieser Anbieter offenkundig eine vielversprechende Bezugsquelle entdeckt. Und so kam es, dass Von Floerke neben Accessoires, Spirituosen, Corona-Schnelltests und Schutzmasken auch PlayStation 5-Konsolen anbot – noch dazu zum damaligen Listenpreis von 499 €.
Im September 2021 erreichten uns die ersten Nachfragen von Von-Floerke-Kunden zu den kolportierten PS5-Beständen – verbunden mit der naheliegenden und berechtigten Frage: „Ist das eigentlich seriös?“. Laut Von-Floerke-Chef Landrock handelte es sich lediglich um geringe Stückzahlen, die ab Mitte Oktober verschickt werden sollten. Tatsächlich war die Konsole über mehrere Wochen hinweg auf der Website bestellbar – gleichzeitig wuchs die Unsicherheit bei Bestellern, die vergeblich auf ihre PlayStation 5 warteten.
Kunden, die via Klarna oder Amazon Pay bei Von Floerke bezahlt hatten, wurden schließlich aufgefordert, umgehend einen Käuferschutzantrag beziehungsweise einen A-Z-Garantieantrag zu stellen. PS5-Bestellungen, die via Kreditkarte erfolgt waren, sollten hingegen ausgeliefert werden – wenn auch mit zeitlicher Verzögerung. Zeitgleich wuchs die Zahl der Beschwerden auf Bewertungsplattformen wie Trustpilot.
Im Ergebnis gingen bei der Redaktion binnen weniger Monate mehrere tausend Mails verzweifelter Von Floerke-Kunden ein. Im Januar 2022 teilte uns das inzwischen zu VF Medical Products GmbH umfirmierte Unternehmen schließlich mit, dass die Besteller bei ihrer Hausbank oder beim Kreditkartenherausgeber eine Beschwerde (‚Chargeback‘) wegen nicht erfolgter Lieferung in die Wege leiten sollten. Für die betroffenen Kunden endete die Odyssee zwar ohne Konsole, aber zumindest der Kaufpreis wurde in den uns bekannten Fällen erstattet.
Seit Ende 2022 ist die Von Floerke-Domain nicht mehr erreichbar.
Ein Jahr zuvor hatte KitzVenture-Investor Landrock angekündigt, dass er mit dem Comeback der Drogerie-Traditionsmarke Schlecker dringend die Marktführer Rossmann, dm und Müller angreifen wolle. Die ersten Läden sollten bereits im Oktober 2022 eröffnen – geplant war außerdem ein Online-Shop. Schlecker+ sollte zum „europäischen Handelsriesen“ aufsteigen; mehrere tausend Arbeitsplätze würden entstehen. Mit Blick auf den intensiven Wettbewerb in der Branche und die erforderlichen Investitionen gaben Experten dem Projekt allerdings bestenfalls geringe Chancen.
In der Tat ist die Schlecker-Zukunft ungewisser denn je: KitzVenture mit Sitz im namensgebenden Kitzbühel hat laut Kreditschutzverbänden einen Insolvenzantrag beim zuständigen Landesgericht Innsbruck gestellt. Die Gesamtforderungen von 140 Gläubigern liegen demnach bei 2,9 Millionen Euro – KitzVenture selbst spricht laut österreichischer Medien von einem „Liquiditätsengpass“ und beziffert die eigenen Außenstände auf 9 Millionen €.
Wie es mit der ‚The Great Company Holding‘ (Eigenwerbung) weitergeht, ist offen: Im ersten Schritt würden die Gründe der KitzVenture-Pleite durch die Insolvenzverwaltung analysiert. Denn für 2021 hatte das Unternehmen das nach eigenen Angaben erfolgreichste und profitabelste Geschäftsjahr gemeldet – bei einem Umsatz von 11 Mio. € sei ein Bilanzgewinn von 5,14 Mio. € erwirtschaftet worden.
War klar.
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