
Candy Crush Saga, Diablo Immortal, Call of Duty Mobile: Microsoft bastelt an einem eigenen Xbox Appstore für iOS- und Android-Systeme.
Zumindest in der westlichen Hemisphäre sind die Machtverhältnisse im Smartphone-Sektor wie festzementiert: Rund 70 Prozent nutzen Android und damit den Google Play Store – 30 Prozent entfallen auf Apples iOS Appstore. Andere Anbieter kommen nur auf homöopathische Werte.
Sowohl App-Entwickler als auch Verbraucher sehen sich somit einem ausgewachsenen Duopol gegenüber – mit allen Nebenwirkungen: So liegt die einbehaltene Provision bei etwa 30 Prozent. Fortnite-Betreiber Epic Games zog deshalb gegen Apple vor Gericht – zwar mit überschaubarem Erfolg, aber zumindest mit dem Ergebnis, dass die beiden Marktführer ihre Betriebssysteme auch für Appstores von Dritten öffnen müssen.
Darauf baut auch Microsoft auf: Laut Financial Times plant Microsoft einen eigenen Appstore für Mobilegames. Der Zeitrahmen ist ambitioniert: Xbox-Manager Phil Spencer will loslegen, sobald die Behörden der Übernahme von Activision Blizzard zustimmen. Spencer spricht von einer „riesigen Gelegenheit“.
Epic-Games-CEO Tim Sweeney begrüßt die Ankündigung und teilte per Tweet mit, dass damit ein Wettrennen der marktführenden PC-Spiele-Plattformen Steam, Microsoft und Epic im Mobilegames-Sektor eingeläutet werde.
Zwar zählt die Microsoft-Marke Minecraft schon jetzt serienmäßig zu den populärsten Smartphone- und Tablet-Spielen. Doch erst der Activision-Blizzard-Deal sorgt dafür, dass Microsoft vom Start weg ein bemerkenswertes Sortiment im konzerneigenen Xbox-Appstore aufbieten könnte – inklusive Diablo Immortal, Candy Crush Saga und Call of Duty Mobile.
Inhalt und Zeitpunkt der Meldung kommen nicht überraschend – auch wenn sich die Debatte bislang fast ausschließlich auf die Folgen für Videospiele-Branche und Mitbewerber mit Blick auf die Activision-Marke Call of Duty fokussierte. Jetzt wird deutlich, dass auch die beiden anderen Säulen des 70-Milliarden-Dollar-Deals – also Blizzard Entertainment (Diablo 4, World of WarCraft) und King (Candy Crush Saga) – einen wichtigen Teil der Microsoft-Gesamtstrategie bilden.
Wesentliche Entscheidungen im Streit um die Activision-Blizzard-Übernahme werden noch in der ersten Jahreshälfte 2023 erwartet: Zuletzt war das Momentum aufseiten von Microsoft – auch deshalb, weil sich der US-Konzern zur langfristigen Versorgung von Nintendo-Systemen und anderer Plattformen mit Call of Duty-Spielen verpflichtet hat. Damit ist das Unternehmen auf einen zentralen Vorbehalt der Kartellbehörden eingegangen.
Mit dem erbittertsten Kritiker des XXL-Deals – PlayStation-Hersteller Sony Interactive – konnte bislang keine Einigung erzielt werden.