Der Nintendo-Aktienkurs profitiert vom Hype rund um die Augmented-Reality-App Pokémon Go.
Der Nintendo-Aktienkurs profitiert vom Hype rund um die Augmented-Reality-App Pokémon Go.

Der Nintendo-Aktienkurs hat sich dank Pokémon Go binnen weniger Tage verdoppelt. In der Disziplin Marktkapitalisierung liegt Nintendo nun vor dem Konkurrenten Sony.

Mit dieser Entwicklung war noch vor zwei Wochen nicht zu rechnen: Der Ansturm auf Nintendo-Aktien hat dazu geführt, dass das Unternehmen inzwischen mehr wert ist als der japanische Konkurrent Sony (Playstation 4). Am 19. Juli lag die Bewertung von Nintendo bei über 38 Milliarden Euro, der von Sony bei „nur“ 34 Milliarden Euro. Verantwortlich für die Kursrally und die große Nachfrage an der Börse ist der weltweite Erfolg des Mobile-Games Pokémon Go, das auch in Deutschland zu bizarren Szenen geführt hat.

Nintendo-Aktienkurs: Dank Pokémon Go mehr als verdoppelt

Nichts für Couchpotatoes: Die Figuren in Pokémon Go lassen sich nur in freier Wildbahn "fangen".
Nichts für Couchpotatoes: Die Figuren in Pokémon Go lassen sich nur in freier Wildbahn „fangen“.

Wenngleich das Spiel kostenlos in den Appstores erhältlich ist, sollen die Einnahmen spektakuläre Größenordnungen angenommen haben. Denn Nintendo und das Entwicklerstudio Niantic verdienen an sogenannten Ingame-Transaktionen. Mit kostenpflichtiger Ingame-Währung und nützlichen Gegenständen lässt sich der Spielfortschritt beschleunigen. Weitere Profiteure sind Apple und Google, die von jedem ausgegebenen Euro/Dollar rund 30 % Provision einbehalten.

Der Erfolg von Pokémon Go dürfte nicht nur Analysten und Börsianer auf dem falschen Fuß erwischt haben: Die anhaltenden Verbindungsprobleme mit den Spielservern lassen darauf schließen, dass die Nachfrage weiterhin für hohe Last sorgt. Zudem wird das Spiel nach und nach in weiteren Ländern veröffentlicht – der Pokémon-Go-Hype dürfte also noch mindestens einige Wochen, wenn nicht Monate anhalten. Neben den USA und Australien ist das Spiel erst seit wenigen Tagen in Europa freigeschaltet; wichtige Märkte wie Japan fehlen noch.

Pokémon Go: Smartphone-Spätzünder Nintendo

Die jüngste Entwicklung ist umso bemerkenswerter, da sich Nintendo über Jahre dagegen gewehrt hat, hauseigene Spiele und Marken wie Super Mario oder The Legend of Zelda auf Smartphones und konkurrierende Spielkonsolen anzubieten. Erst in jüngster Zeit hat sich Nintendo in dieser Hinsicht geöffnet. Gleichzeitig hat Nintendo mit der Nintendo NX eine Wii-U-Nachfolgekonsole für das Frühjahr 2017 angekündigt. Im September folgt zudem eine Miniatur-Ausgabe des legendären Nintendo Entertainment System mit 30 vorinstallierten Kultspielen – eine Nachricht, die besonders bei Retro-Fans für Verzückung sorgte. Binnen weniger Tage hat sich das Image damit drastisch gewandelt: Die hinter den Erwartungen liegenden Verkaufszahlen der Wii U sind Schnee von gestern – Nintendo gilt plötzlich wieder als „cool“.

Wie lange die Erfolgswelle abhängt, ist kaum absehbar und hängt von vielen Faktoren ab. Unter anderem muss Niantic die technischen Probleme in den Griff bekommen und schnell weitere Spiel-Inhalte nachliefern, um Intensiv-Spieler bei der Stange zu halten. Als sicher gilt, dass Pokémon Go eine Flut an Kopien und ähnlicher Konzepte nach sich ziehen wird. Experten gehen allerdings davon aus, dass es Nachahmer deutlich schwerer haben als in anderen Genres. Denn Niantic hat nicht nur jahrelange Erfahrung in diesem Segment, sondern sitzt zudem auf einem wahren Schatz an Geodaten, darunter Sehenswürdigkeiten und markante Plätze – die Grundvoraussetzung für ein weltweit skalierbares Geschäftsmodell.

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