Start Wirtschaft Galeria Karstadt Kaufhof: Gläubiger billigen Sanierungsplan (Update)

Galeria Karstadt Kaufhof: Gläubiger billigen Sanierungsplan (Update)

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Galeria-Rettungsplan: Von den verbliebenen 129 Filialen werden 47 geschlossen (Foto: GamesWirtschaft)
Galeria-Rettungsplan: Von den verbliebenen 129 Filialen werden 47 geschlossen (Foto: GamesWirtschaft)

Der Kaufhaus-Konzern Galeria Karstadt Kaufhof wird 47 von bislang 129 Standorten schließen – mehr als 4.000 Jobs fallen weg.

Update vom 27. März 2023: Die Gläubigerversammlung von Galeria Karstadt Kaufhof hat am Montagnachmittag wie erwartet dem Insolvenzplan zugestimmt. Zwar wird durch den Sanierungsplan das drohende Aus für den Warenhaus-Konzern abgewendet – gleichzeitig kommt es zur Schließung von fast 50 Standorten inklusive Abbau mehrerer tausend Arbeitsplätze.

Vermieter und Lieferanten geben dem Unternehmen damit eine weitere Chance: Der Galeria-Bevollmächtigte Arndt Geiwitz berichtet von einer „großen Zustimmung der Gläubiger“ und prognostiziert „beste Chancen für eine Rückkehr in die Erfolgsspur“. Entscheidend sei nun die zügige Umsetzung des Maßnahmenpakets durch Management und Eigentümer.

Die verbliebenen Standorte sollen in den kommenden drei Jahren umgebaut und modernisiert werden: Investieren will Galeria insbesondre in die Digitalisierung und in die IT, um Prozesse zu beschleunigen. Zusätzliche Shop-in-Shop-Marken, ergänzende Service-Angebote und eine stärkere Berücksichtigung lokaler Besonderheiten sollen die Attraktivität der Warenhäuser steigern – in den Pilot-Filialen würden sich erste Erfolge zeigen, so das Unternehmen.

Sachwalter Frank Kebekus: „Jedem Beteiligten ist bewusst, dass die Zustimmung für die Gläubiger kein einfacher Schritt war. Der Verzicht ist groß und viele Beteiligte – Mitarbeitende, Vermieter, Lieferanten und zahlreiche weitere Gläubigergruppen – leisten ihren Anteil, um dem Warenhaus in Deutschland eine gute Ausgangsbasis zu ermöglichen.“

Eine Ablehnung des Sanierungsplans hätte „katastrophale“ Folgen gehabt, so Kebekus – inklusive Stilllegung des Geschäftsbetriebs und aller Filialen samt Kündigung der kompletten Belegschaft.

Das Amtsgericht Essen, das zur heutigen Sitzung geladen hatte, muss den vorgelegten Plan noch formell bestätigen. Die Galeria-Gesellschafter stellen 50 Mio. € zur Befriedigung der Ansprüche von Gläubigern zur Verfügung – für Sanierung und Investitionen sind 200 Mio. € vorgesehen. Läuft alles nach Plan, ist der Abschluss des Insolvenzverfahrens noch in der ersten Jahreshälfte 2023 möglich.

Mit der Bedeutung von Galeria Karstadt Kaufhof für die Games-Industrie in den vergangenen Jahrzehnten beschäftigt sich auch die aktuelle Ausgabe unserer Freitags-Kolumne.


Update vom 16. März 2023: Laut einem Unternehmenssprecher werden ’nur‘ 47 der geplanten 52 Galeria-Karstadt-Kaufhof-Warenhäuser geschlossen: Weil sich die Vermieter der XXL-Immobilien zu Zugeständnissen durchgerungen haben, bleiben die Filialen in Bayreuth, Erlangen, Leipzig, Rostock und Oldenburg vorerst erhalten.

Die vorläufige Rettung käme in letzter Minute: Denn zumindest die Häuser im mittelfränkischen Erlangen und am Leipziger Neumarkt sollten bereits Mitte 2023 schließen – in Kürze sollten Vorbereitungen für den Räumungsverkauf starten.

Gleichzeitig gibt es Hinweise, dass sich Mitbewerber für einzelne Standorte sowie deren Belegschaft interessieren.

52 Galeria-Filialen schließen - modernisierte Standorte wie hier in Euskirchen bleiben erhalten (Foto: Galeria Karstadt Kaufhof GmbH)
52 Galeria-Filialen schließen – modernisierte Standorte wie hier in Euskirchen bleiben erhalten (Foto: Galeria Karstadt Kaufhof GmbH)

Meldung vom 14. März 2023: Die Lage für den stationären Einzelhandel war schon lange vor Lockdowns, Pandemie und hoher Energiekosten prekär – die gleichermaßen preisaggressive wie service-orientierte Online-Konkurrenz plus hohe Mieten drückten auf Umsatz und Margen. Mit der Folge, dass Ketten wie GameStop ihr Filialnetz ausdünnen und andere Anbieter – zuletzt die Spielwaren-Marke MyToys – demnächst komplett vom Markt verschwinden.

Gerade mittelgroße Metropolen profitierten von der Magnet-Wirkung des letzten verbliebenen Warenhaus-Konzerns: Die Immobilien von Galeria Karstadt Kaufhof fungieren vielfach als Anker und Mittelpunkt in großen Einkaufszentren und Fußgängerzonen. Seit dem gestrigen Montag steht nun fest, dass von derzeit noch 129 Standorten nur 77 Häuser erhalten bleiben – 52 Filialen werden bis Januar 2024 geschlossen, viele davon schon in diesem Sommer. Nach Unternehmensangaben verlieren mehr als 4.300 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz.

In der Pressemitteilung klingt die Hiobsbotschaft ungleich euphemistischer: Demnach würden mit „neuer Filialstruktur“ die „Weichen für eine sichere Zukunft“ gestellt. Die Sortimente der verbliebenen Kaufhäuser sollen modernisiert und „stärker auf die lokalen und regionalen Bedürfnisse“ ausgerichtet werden – inklusive einer „kundenfreundlichen Verzahnung von Mobile-, Online- und Filial-Kaufmöglichkeiten“.

Für viele Standorte kommt dieser Plan erkennbar zu spät: Handels-Experten verweisen darauf, dass just diese Anpassungen und Korrekturen schon längst hätten passieren müssen, um auf das veränderte Verbraucher-Verhalten angemessen zu reagieren.

Der Essener Konzern begründet die Schließungen indes mit den „volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen“, etwa mit Blick auf die Auswirkungen von Pandemie und Ukraine-Krieg. Gleichwohl steckt das Unternehmen schon seit Jahren in einer Art Dauer-Krise, inklusive Insolvenz- und Schutzschirm-Verfahren samt einer langen Liste an Eigentümer-Wechseln und Sanierungsprogrammen.

Die Schließungen stellen wegen der Anziehungskraft des Kaufhaus-Riesen einen harten Einschnitt für viele Regionen dar – weshalb die Auswirkungen auch andere Anbieter (etwa benachbarte Elektronikmärkte) zu spüren bekommen dürften. Für die Games-Industrie haben die Karstadt-Kaufhof-Häuser als Vertriebskanal seit 2009 keine Bedeutung mehr: Damals wurden die traditionellen „Multimedia-Abteilungen“ samt Videospiele- und Konsolen-Angebot geschlossen.

Galeria Karstadt Kaufhof: Diese Filialen schließen

Die 52 betroffenen Galeria Karstadt Kaufhof-Filialen werden in zwei „Wellen“ geschlossen. Diese 21 Standorte schließen bereits zum 30. Juni 2023:

  • Celle
  • Coburg
  • Cottbus
  • Duisburg Düsseldorfer Straße
  • Erlangen (Update: bleibt voraussichtlich erhalten)
  • Gelsenkirchen
  • Hagen
  • Hamburg-Harburg
  • Hamburg-Wandsbek
  • Leipzig Neumarkt (Update: bleibt voraussichtlich erhalten)
  • Leverkusen
  • München-Bahnhof
  • Neuss
  • Nürnberg Königstraße
  • Nürnberg-Langwasser
  • Offenbach
  • Paderborn
  • Regensburg
  • Saarbrücken am Bahnhof
  • Siegen
  • Wiesbaden Kirchgasse

Diese Galeria Karstadt Kaufhof-Standorte schließen zum 31. Januar 2024:

  • Bayreuth (Update: bleibt voraussichtlich erhalten)
  • Berlin-Charlottenburg
  • Berlin-Müllerstraße
  • Bielefeld
  • Braunschweig
  • Bremen
  • Darmstadt am Weißen Turm
  • Dortmund
  • Düsseldorf Schadowstraße
  • Essen
  • Esslingen
  • Frankfurt Zeil
  • Hanau
  • Heidelberg Bismarckplatz
  • Hildesheim
  • Kempten
  • Krefeld
  • Leonberg
  • Limburg
  • Lübeck
  • Mönchengladbach
  • Oldenburg (Update: bleibt voraussichtlich erhalten)
  • Pforzheim
  • Reutlingen
  • Rosenheim
  • Rostock (Update: bleibt voraussichtlich erhalten)
  • Schweinfurt
  • Siegburg
  • Stuttgart-Eberhard-Straße
  • Viernheim – Rhein-Neckar-Zentrum
  • Wuppertal

1 Kommentar

  1. Das wird doch wieder nichts! Der Konzern hat es in 20 Jahren nicht geschafft den zeitgeist zu treffen und wir es auch in den nächsten 20 Jahren nicht schaffen. Grund dafür ist ein veraltetes auf Konsum ausgelegtes Konzept, dass aus der Geschichte der deutschen Warenhausketten hervorgeht. Man müsste einen radikalen Kurswechsel weg vom Edelimmage hin zu einem moderneren zeitgemäßen Einkaufserlebnis. Generell ist Kaufhof zu teuer und je nachdem was man sucht auch nicht gut sortiert.

    Besser ein Ende mit schrecken als ein schrecken ohne Ende!

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