Start Wirtschaft Activision Blizzard: Ubisoft-Mitarbeiter solidarisieren sich

Activision Blizzard: Ubisoft-Mitarbeiter solidarisieren sich

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Der französische Publisher Ubisoft (hier der Gamescom-2018-Auftritt) will die Missbrauchs-Fälle im Unternehmen aufarbeiten (Foto: KoelnMesse / Oliver Wachenfeld)
Der französische Publisher Ubisoft (hier der Gamescom-2018-Auftritt) will die Missbrauchs-Fälle im Unternehmen aufarbeiten (Foto: KoelnMesse / Oliver Wachenfeld)

Rund 500 bestehende und ehemalige Ubisoft-Mitarbeiter unterstützen die Proteste gegen die Firmenkultur bei Activision Blizzard.

„Wir hören euch und erklären hiermit laut und deutlich unsere Solidarität mit euch“: In einem Offenen Brief wenden sich Mitarbeiter des französischen Publishers Ubisoft (Far Cry, Assassin’s Creed, Rainbow Six) an die Kollegen bei Activision Blizzard.

Der US-Konzern sieht sich einer Klage einer kalifornischen Behörde gegenüber, wonach es zu unangemessenem Verhalten von Führungskräften gegenüber Mitarbeiterinnen gekommen sein soll. Nachdem Activision Blizzard zunächst ausgesprochen gereizt auf die Klage reagiert hat, rudert das Top-Management mittlerweile zurück und verspricht umfassende Aufklärung. Am gestrigen Abend deutscher Zeit kam es vor den Blizzard-Werkstoren im kalifornischen Irvine zu einer Protestveranstaltung („ActiBlizzWalkout“).

Ubisoft selbst steckt mitten in der Aufarbeitung und Bewältigung vergleichbarer Vorwürfe. Für die Unterzeichner des Schreibens ist die erhöhte Taktfrequenz von Berichten Betroffener deshalb ein Beleg, wie sehr problematisches Verhalten in der gesamten Games-Industrie verwurzelt ist.

Der Vorwurf: Auch ein Jahr nach Bekanntwerden von systematischer Diskriminierung und Belästigung durch führende Ubisoft-Mitarbeiter habe es wenig mehr als „nette Worte und leere Versprechungen“ gegeben – zumal die Bereitschaft fehlt, offenkundige Täter von ihren Aufgaben zu entbinden. Stattdessen seien Führungskräfte von einem Studio zum nächsten versetzt und teilweise sogar befördert worden.

„Wir glauben euch nicht länger, dass ihr diese Probleme an der Wurzel packt – ihr müsst mehr tun“, heißt es in der Erklärung. Indem Profit über die Sicherheit von Mitarbeitern gestellt wird, würde das Management buchstäblich mit dem Leben der Angestellten spielen. Sowohl Activision Blizzard und Ubisoft als auch andere führende Spieleherstellern müssten sich stattdessen auf klare Vorgaben verständigen, wie mit übergriffigen Personen umzugehen ist – auch unter Einbeziehung von externem Sachverstand und Gewerkschaftsvertretern.

Ubisoft hat mittlerweile auf das Schreiben reagiert: Man nehme die Anliegen sehr ernst. In den vergangenen Monaten habe man eng mit der Belegschaft zusammengearbeitet, um fundamentale Änderungen herbeizuführen. Dennoch bedürfe es weiterer Anstrengungen, damit sich die Angestellten an ihrem Arbeitsplatz gewertschätzt und sicher fühlten. Laut einer internen Untersuchung vom Herbst 2020 hat jeder vierte Ubisoft-Mitarbeiter bereits Fehlverhalten von Vorgesetzten erlebt oder beobachtet.

In Deutschland unterhält Ubisoft vier Standorte in Düsseldorf, Mainz und Berlin: Die Studios arbeiten an Titeln wie Anno 1800, Die Siedler, Far Cry 6 und Avatar: Frontiers of Pandora. Mit mehr als 800 Mitarbeitern gilt Ubisoft nach Nintendo of Europe als zweitgrößter Arbeitgeber der deutschen Games-Industrie.