Start Politik SPD Hessen: „Förder-Instrumente auf den Prüfstand stellen“

SPD Hessen: „Förder-Instrumente auf den Prüfstand stellen“

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Thorsten Schäfer-Gümbel ist der Spitzenkandidat der SPD Hessen für die Landtagswahl am 28.10. (Foto: SPD Hessen)
Thorsten Schäfer-Gümbel ist der Spitzenkandidat der SPD Hessen für die Landtagswahl am 28.10. (Foto: SPD Hessen)

Die SPD Hessen peilt einen Regierungswechsel an. Dafür müssen die Sozialdemokraten im Wahlkampf-Endspurt punkten – auch mit Games-Kompetenz?

Der Plan ist klar: SPD-Spitzenkandidat Torsten Schäfer-Gümbel will den amtierenden CDU-Ministerpräsidenten Volker Bouffier ablösen. Völlig ausgeschlossen ist das nicht, denn mit 23 bis 24 Prozent stehen die hessischen Sozialdemokraten deutlich besser da als die Bundespartei und benachbarte Landesverbände, etwa in Bayern. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Verluste gegenüber dem Wahlergebnis von 2013 erheblich ausfallen dürften – damals holte die SPD über 30 Prozent.

Ob es tatsächlich zu einer SPD-geführten Koalition reicht, hängt von vielen Faktoren ab – unter anderem auch davon, ob die FDP in den Landtag einzieht und dadurch eine Ampel-Koalition möglich macht. Auch die Haltung der derzeit mit der Union regierenden Grünen wird ausschlaggebend sein, damit zum Beispiel Rot-Rot-Grün überhaupt denkbar ist.

Welche Rezepte die SPD für den Games-Standort Hessen vorschlägt, hat uns die Parteizentrale exklusiv verraten.

SPD Hessen: „Games-Förderung in Anlehnung an NRW und Bayern“

Wie beurteilen Sie die derzeitige Position Hessens als Standort für Entwickler von Computerspielen und Mobilegames?

Die Games-Branche ein wichtiger Teil der elf Teilmärkte der Kreativ- und Kulturwirtschaft in Hessen. Die Games-Branche ist in Frankfurt/ Rhein-Main ein dynamischer Wirtschaftszweig, den wir fördern werden, indem wir die Rahmenbedingungen verbessern werden.

Wir sehen zudem große Potentiale in den übrigen Wirtschaftszweigen, die mit dem Know-how der Gamesbranche entwickelt und verwirklicht werden können.

Durch welche ganz konkreten Maßnahmen will die SPD Hessen den Games-Standort Hessen stärken und ausbauen?

Gemeinsam mit den Akteuren der Branchen werden wir die Förderinstrumente des Landes Hessen auf den Prüfstand stellen. Dazu gehört auch die Bündelung der einzelnen Maßnahmen unter einem Dach.

Wir wollen für die starke Games- und Software-Branche eine Förderung neuer Technologien, in Anlehnung an Nordrhein-Westfalen und Bayern, im Dialog mit der Branche einführen. Uns ist jedoch bewusst, dass Kreativität geprägt ist durch unterschiedliche Erscheinungs- und Vermarktungsformen und dies zur Folge hat, dass die jeweiligen Teil-Cluster unterschiedliche Anforderungen an Landespolitik stellen.

Unterstützung und Hilfe seitens des Landes zeichnet sich auch für die Kreativbranche durch materielle Förderung aus. Jedoch sind die Förderinstrumente und Verfahren nicht an die besonderen Erfordernisse und Bedürfnisse der Kreativwirtschaft angepasst. Die bisherigen Förderprodukte sind als allgemeine Wirtschaftsförderung konzipiert und berücksichtigen nicht den Wert und die spezifischen Produktionsbedingungen kreativer Leistungen.

Neben der monetären Förderung bedarf es der Bereitstellung von Geschäftsräumen mit niedrigen Mieten, der Förderung von kreativen Milieus, des Abbaus von Auftragshürden, der Schaffung von Investoren-Kontakten, einer höheren Zahlungssicherheit bei Auftraggebern und besserer Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten.

Zudem muss die Förderpolitik des Landes Hessen weg von der Idee, nur die vermeintlich gewinnbringendsten Projekte oder die Entwicklung neuer Techniken zu honorieren, sondern auch die inhaltliche Förderung kreativer Leistungen für Unternehmen muss fester Bestandteil der Förderpolitik des Landes Hessenfür den Bereich der Kreativwirtschaft werden. Zudem sollte die Förderung von einem einzelnen Unternehmen abrufbar sein und nicht von einem Konsortium.

Hinzu kommt, dass in der Kreativbranche ein überproportional hoher Anteil Freiberufler, Ich-AGs und anderer Kleinunternehmensformen arbeiten, für die die bisherige Antrags- und Förderpraxis verwaltungstechnisch kaum zu bewältigen ist. Besondere Bedeutung haben für uns die Beratungszentren.

Wie will Ihre Partei die Rahmenbedingungen für Startups und Gründer verbessern?

Es bedarf guter Rahmenbedingungen vor Ort. Dazu gehören gut ausgebildete Fachkräfte. Im Dialog mit Unternehmensvertretern wurde zunehmend der Fachkräftemangel in der Branche genannt und die damit verbundene Konsequenz international nicht bestehen zu können.

Ein Schwerpunkt für die hessische SPD ist daher eine gute Bildung und Nachwuchsförderung. Hessen hat alle Möglichkeiten, junge Menschen für kreative Berufe zu sensibilisieren, zu begeistern, ihre Ausbildung zu fördern und sie somit auch an den Wirtschaftsstandort Hessen zu binden.

Die Rahmenbedingungen im Bereich der beruflichen Ausbildung unterscheiden sich innerhalb der Teilcluster der Kreativwirtschaft gewaltig. Die partnerschaftliche Aufgabe von Landespolitik ist es, diese gemeinsam mit Unternehmen und Gewerkschaften zu koordinieren und zu verbessern. Um am Markt mit künstlerischen und kreativen Ideen und Produkten erfolgreich zu sein, bedarf es neben besserer Vernetzung vor allem einer stärkeren Vermittlung von Rahmenbedingungen.

Die Etablierung eines Berufsbildes Kreativkauffrau/ -mann für den Bereich der dualen Ausbildung ist für uns erstrebenswert. Hochschulstudiengänge (wie zum Beispiel Mediendesign und andere kreativwirtschaftliche Studiengänge, aus denen viele Selbstständige und Freiberufler hervorgehen) sollten um thematisch entsprechende Pflichtseminare ergänzt werden. Auch werden wir uns dafür einsetzen neue Ausbildungsorte wie die Games Academy zu unterstützen und zu fördern.

Die SPD Hessen wird Start-up-Unternehmen verstärkt fördern, um den Wirtschaftsstandort Hessen zukunftsfähig zu gestalten. Zudem werden wir Kommunen unterstützen, dort günstige Flächen für kleine Unternehmen und Gründerinnen und Gründer zur Verfügung zu stellen, wo der Immobilienmarkt angespannt ist. Hierbei braucht es insbesondere Kreativität für Umnutzung und Entwicklung sich veränderter Quartiere.

Wir wollen Gründer in den ländlichen Regionen mit den international vernetzten Knotenpunkten (Hubs), wie dem Social Impact Lab (Gründerzentrum in Frankfurt, wo junge Menschen mit Migrationshintergrund und Social Entrepreneurs an Geschäftsideen und ihrer beruflichen Entwicklung zusammenarbeiten), dem TechQuartier (Zentrum für Finanztechnologie in Frankfurt) oder dem House of Logistics and Mobility (HOLM), stärker vernetzen, um die Geschäftsmodelle – auch sozial orientierter Unternehmungen – schneller entwickeln zu können.

Außerdem unterstützen wir ein breites Netzwerk einfach zugänglicher Beratungsangebote und echte finanzielle und fachliche Unterstützung in der Startphase, um den Schritt in die Selbstständigkeit zu erleichtern. Auch Tech-Zentren, Gründerwettbewerbe und -preise fördern eine Kultur des Unternehmertums.

Wie ist die Position der SPD Hessen mit Blick auf die Weiterentwicklung des digitalen Sports (eSport) in Hessen?

Die SPD auf Bundesebene hat im Koalitionsvertrag mit der CDU Folgendes beschlossen:

„Wir erkennen die wachsende Bedeutung der E-Sport-Landschaft in Deutschland an. Da E-Sport wichtige Fähigkeiten schult, die nicht nur in der digitalen Welt von Bedeutung sind, Training und Sportstrukturen erfordert, werden wir E-Sport künftig vollständig als eigene Sportart mit Vereins- und Verbandsrecht anerkennen und bei der Schaffung einer olympischen Perspektive unterstützen.“

Im Wahlprogramm ist ein komplettes Kapitel dem Thema Film/Filmförderung gewidmet. Aus welchen Gründen wird für dieses Segment größerer Handlungsbedarf gesehen als im Bereich Games?

Wir haben bereits Beschlusspapiere zum Bereich Kultur- und Kreativwirtschaft vorgelegt, in den wir uns ausführlich mit den unterschiedlichen Themen befassen. Im Rahmen des Regierungsprogramms konnten wir nicht jeden der 11 Teilmärkte genau beschreiben.