Der grüne Wirtschaftsminister ist in Hessen noch beliebter als der CDU-Ministerpräsident: Wie will die Partei von Tarek Al-Wazir die Games-Branche voranbringen?
In einem Bundesland, das Spiele wie „Crysis“, „The Surge“ und „Portal Knights“ hervorgebracht hat, steckt offenkundig großes Potenzial. Doch so recht traut man sich in Hessen nicht an die großen Blockbuster heran, sondern will vielmehr Serious Games fördern – also Titel, die in erster Linie aus- und fortbilden und erst in zweiter Linie Spaß machen.
An diesem Konzept maßgeblich mitgearbeitet haben die hessischen Grünen, die seit mittlerweile fünf Jahren auf der Regierungsbank sitzen – auch nach dem 28. Oktober 2018 will die Partei ein Wörtchen mitreden. Der Wirtschaftsminister des Landes Hessen heißt Tarek Al-Wazir, gleichzeitig Stellvertretender Ministerpräsident. Zusammen mit Umweltministerin Priska Hinz bildet er das Spitzenkandidaten-Duo von Bündnis 90/Die Grünen für die hessische Landtagswahl am 28. Oktober.
Indes: Allzu konkret sind die Vorstellungen der hessischen Grünen nicht, wenn es um das Thema Games geht. Man wolle die Landesförderung „weiterentwickeln“ – wann, wie und in welchem Umfang bleibt im Unklaren, ist aber natürlich auch davon abhängig, wie der oder die Koalitionspartner aussehen. Mit prognostizierten 18 Prozent wäre Bündnis 90/Die Grünen die drittstärkste Kraft in Hessen, mit deutlichem Vorsprung vor der AfD.
Die Grünen Hessen: „Hessen ist Gründerland Nummer 1 unter den Flächenländern.“
Wie beurteilen Sie die derzeitige Position Hessens als Standort für Entwickler von Computerspielen und Mobilegames?
Mit über 120.000 Erwerbstätigen und über 12 Milliarden Euro Jahresumsatz hat die Kultur- und Kreativwirtschaft eine hohe wirtschaftliche Bedeutung für Hessen. Sie fördert die Innovations- und Zukunftsfähigkeit der Gesamtwirtschaft. Deshalb ist die Landesregierung bereits 2015 in einen Dialog mit der Branche eingetreten und hat die Förderung für die Kreativwirtschaft verdoppelt. Damit finanzieren wir beispielsweise Serious Games.
Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir hat als landesweiten Ansprechpartner und zur Vernetzung der Szene die Geschäftsstelle Kultur- und Kreativwirtschaft gegründet. Ein weiteres Ergebnis des Branchendialogs Kreativwirtschaft ist die Etablierung des Kreativwirtschaftstags Hessen.
Durch welche ganz konkreten Maßnahmen will Ihre Partei den Games-Standort Hessen stärken und ausbauen?
Wir wollen die neu eingeführte Förderung der Games-Wirtschaft im Dialog mit der Branche weiterentwickeln, besonders im Hinblick auf die Konzept- und Prototypenförderung sowie die Produktions- und Vertriebsförderung.
Dadurch werden wir den Entwicklungsstandort Hessen stärken und seine Leistungsfähigkeit erhöhen. Dort, wo Kultur- und Kreativschaffende einen Rahmen suchen, werden wir ihnen Möglichkeiten anbieten. Das werden wir Mithilfe einer gemeinsam zu entwickelnden Branchenstrategie tun, mit leistungsstarken Breitbandverbindungen, mit passgenauen Förderangeboten des Landes für die finanzielle Förderung und mit dem Angebot zu Zusammenarbeit, Vernetzung, Clusterbildung oder Einrichten von Plattformen.
Wie will Ihre Partei die Rahmenbedingungen für Startups und Gründer verbessern?
Wir haben Hessen zum Gründerland Nummer 1 unter den Flächenländern gemacht, indem wir das Klima für Gründer*innen in den letzten Jahren deutlich verbessert und die Beratung, Vernetzung und Kreditvergabe ausgebaut haben. Daran wollen wir anknüpfen. Wissenschaftler*innen wollen wir darin bestärken, den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in Unter- nehmen umzusetzen.
Wir werden die Umsetzung des vom TechQuartier erarbeiteten Masterplans für die Start-up-Region FrankfurtRheinMain unterstützen und ihn um landespolitische Maßnahmen ergänzen. Hier stehen für uns die Talentaktivierung an den Hochschulen, die Vernetzung der Akteure sowie die Weiterentwicklung der öffentlichen Finanzierungsmöglichkeiten im Mittelpunkt.
Wie ist die Position Ihrer Partei mit Blick auf die Weiterentwicklung des digitalen Sports (eSport) in Hessen?
Wir begrüßen, dass eSport immer mehr Anerkennung erfährt und wollen gerne mit den Sportvereinen in Hessen darüber diskutieren, inwiefern eSport zum organisierten Sport in Hessen gehört und dementsprechend auch das Vereins- und Verbandsrecht bekommen sollte.