Start Politik Schleswig-Holstein: Pro E-Sport – contra Lootboxen

Schleswig-Holstein: Pro E-Sport – contra Lootboxen

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Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) - Foto: CDU / Laurence Chaperon
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) - Foto: CDU / Laurence Chaperon

Der Koalitionsvertrag steht: Die Regierung von Ministerpräsident Daniel Günther will E-Sport und Games fördern – und Lootboxen eindämmen.

CDU und Grüne haben sich im Nachgang zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein auf einen gemeinsamen Koalitionsvertrag geeinigt, der Schwerpunkte bei Klimaschutz, Landwirtschaft, Bildung, Wohnungsbau und Sicherheit setzt. Das Thema Digitalisierung ist direkt in der Staatskanzlei verortet.

Sofern die Gremien beider Parteien dem vereinbarten Kompromiss zustimmen, will sich CDU-Spitzenkandidat Daniel Günther erneut zum Ministerpräsidenten wählen lassen. Die Union hatte die Wahl am 8. Mai mit 43,4 Prozent klar gewonnen.

Gleich mehrere Games-relevante Vorhaben haben es in den 250 Seiten starken Koalitionsvertrag (PDF) geschafft:

  • Unter der Überschrift ‚Gameswirtschaft‘ heißt es: „Schleswig-Holstein hat die besten Voraussetzungen, ein wichtiger Standort der Entwicklung und Produktion von Games“ zu werden. „Spannende Start-Ups und etablierte Unternehmen“ hätten sich bereits angesiedelt.“ Es gelte nun, die „guten Standortbedingungen“ weiterzuentwickeln, etwa mit Blick auf Informatik- und Grafikdesign-Studiengänge –
  • Zusätzlich soll eine „für die Games-Branche in Schleswig-Holstein passende Förderung“ aufgesetzt werden – unter Berücksichtigung der Bundesförderung, die auch künftig mit jährlich 50 Mio. € ausgestattet ist. Das nördlichste Bundesland ist eine von wenigen Regionen in Deutschland, in denen es bislang keine dedizierte Computerspiele-Förderung gibt.
  • Einen Schwerpunkt setzt Schleswig-Holstein weiterhin im E-Sport: In Leistungszentren, Verbände, und Vereins-Abteilungen sind bereits erhebliche Summen geflossen. Diese Förderung soll fortgesetzt werden. Um die – so wörtlich – „Risiken des E-Sports“ aufzufangen, sollen alle Projekte mit Blick auf Suchtprävention und Medienpädagogik begleitet werden.
  • Analog zur Anfang Juli stattfindenden Gamevention 2022 in Neumünster sollen weitere „große Gaming- und E-Sport-Events“ in den Norden geholt werden.
  • Die Anerkennung von gemeinnützigen E-Sport-Vereinen will das Bundesland „konstruktiv begleiten“. Der Plan: der Abbau bürokratischer Hürden plus steuerliche Erleichterungen.
  • In der Rubrik „Glücksspiel“ hat sich die Landesregierung vorgenommen, „rechtssichere Lösungen für Sportwetten im Bereich E-Sport“ zu unterstützen.
  • Die schwarz-grüne Koalition will sich auf Bundesebene für eine „angemessene Regulierung von Glücksspiel in Computerspielen“ einsetzen – konkret aufgeführt werden „sogenannte Loot-Boxen“. In solchen digitalen Wundertüten sind Ausrüstungsgegenstände oder Spielfiguren enthalten:- Verbraucherschützer und Politik mahnen seit Jahren mehr Transparenz und Jugendschutz an. Die Branche sieht keinen Handlungsbedarf und verweist auf Ü-Eier und Fußballsticker.

1 Kommentar

  1. Das klingt auf dem Papier natürlich alles erstmal sehr gut. Doch habe ich aus mehreren Gründen arge Zweifel an der Umsetzung. Gerade mit Blick auf den Lobbyverband der Gamesindustrie und einigen auch in deutschland ansässigen Herstellern solcher Werke, die Lootboxen enthalten, wird es wohl zu keiner Verschärfung der geltenden Glücksspielgesetze kommen. Und die brauchen wir ganz ganz dringend!

    Wir drehen uns auch hier wieder im Kreis mit dem Thema. Vor einigen Jahren schon wurde debatiert warum Kinder tausende von Euro in Spiele investieren können um damit digitale Güter zu erwerben. Dann kamen die PaySafe Karten, die man an Tankstellen kaufen konnte. Miittlerweile gibt es die und andere Karten auch bei jedem Discounter zu erwerben. Es ist also jederzeit Möglich, dass Kinder und Jugendliche in einen Discounter gehen und für ihr Lieblingsspiel einfach 10€, 20€ oder 50€ Guthaben freischalten. Oftmals können Jugendliche auch schon PayPal Konten eröffnen, ohne das eine Altersprüfung oder ähnliches stattfindet. Somit haben Spiele wie Diablo Immortal oder Coinmaster einfaches Spiel (haha, Wirtwitz) um gerade der Altersgruppe, die besonders den Verlockungen erliegen, das Geld aus der Tasche zu ziehen und so Suchtspiralen zu erschaffen.

    Das das Thema eSports nach wie vor in lächerlicher Weise von der Ansicht alter weißer Herren geprägt wird, insbesondere, dass nur Sportspiele wirklich eSports seien und alles andere nicht förderungswürdig, steht leider immer noch außer Frage. Von daher stößt mir das ziemlich sauer auf. Das ist so, als ob man sagen würde, dass Action Filme kein Kulturgut seien weil hier Gewalt zur Anwendung kommt. Auch Spiele wie Leage of Legends sind eSports und da kann auch eine betagte Bundes/Landesregierung nichts mehr dran rütteln.

    Alles in allem habe ich die üblichen niedrigen Erwartungen an die Politik, was das Thema Spielewirtschaft angeht. Es wäre jetzt an der Zeit uns vom Gegenteil zu überzeugen

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