Start Politik Haushalt 2024: Roth bekommt 100 Mio. € für Games-Förderung (Update)

Haushalt 2024: Roth bekommt 100 Mio. € für Games-Förderung (Update)

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Staatsministerin Claudia Roth (Bündnis 90 / Die Grünen) ist seit Dezember 2021 die Beauftragte der Bundesregierun für Kultur und Medien (Foto: Kristian Schuller)
Staatsministerin Claudia Roth (Bündnis 90 / Die Grünen) ist seit Dezember 2021 die Beauftragte der Bundesregierun für Kultur und Medien (Foto: Kristian Schuller)

Die Bereinigungssitzung liefert ein überraschendes Ergebnis: Es gibt mehr Geld für Games ab 2024 – allerdings im Etat von Kultur-Staatsministerin Roth.

Update vom 22. November 2023: Der Unions-Abgeordnete Fabian Gramling ist Berichterstatter für Games in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und begrüßt grundsätzlich die Aufstockung der Mittel für die Games-Förderung.

„Allerdings trägt dieser erneute Haushaltstrick der Ampel-Regierung nicht dazu bei, dass der Bund für Zuverlässigkeit und Planbarkeit in der Games-Branche sorgt“, so Gramling. „Mit der Computerspieleförderung des Bundes wurde 2019 von unionsgeführter Bundesregierung ein passgenaues Förderprogramm für die Games-Branche in Deutschland geschaffen – dieses internationale Aushängeschild droht nun zu scheitern.“

Die Ausgestaltung des neuen Förderprograms sei noch immer unklar: „Damit tatsächlich ein guter Übergang gelingen kann, muss die Beantragung unbürokratisch ablaufen und das Programm so gestaltet sein, dass nicht erneut binnen weniger Monaten die Fördermittel aufgebraucht sind.“


Update vom 20. November 2023: Eine erste Einordnung des neuen 100-Mio.-€-Hilfspakets für Deutschlands Games-Entwickler finden Sie in dieser GamesWirtschaft-Analyse.


Update vom 17. November 2023 (18 Uhr): Was genau ist ein „kulturelles Förderprogramm für Computerspiele“ – und warum ist dieses Vorhaben dem Bund 100 Mio. € auf Sicht von drei Jahren wert?

Diese Frage beschäftigt auch NRW-Staatskanzlei-Chef Nathanael Liminski (CDU), der es grundsätzlich für richtig hält, dass die Bundesregierung mehr Fördermittel für die Games-Branche zur Verfügung stellt.

„Ziel muss es jedoch sein, dass diese unbürokratisch und zielgerichtet bei den Unternehmen ankommen. Parallelstrukturen schaffen keine Berechenbarkeit sondern stiften Verunsicherung“, so Liminski mit Blick auf die gesplittete Zuständigkeit von Habeck und Roth. „Umso wichtiger ist es nun, dass die Bundesregierung sich schleunigst darüber im Klaren wird, welche Ziele sie mit ihrer Gamesförderung verfolgt und gemeinsam mit den Ländern eine abgestimmte und international wettbewerbsfähige Förderstruktur erarbeitet.“


Update vom 17. November 2023 (16:30 Uhr): Das Büro des Grünen-Bundestags-Abgeordneten Maik Außendorf konkretisiert gegenüber GamesWirtschaft das neue Förderprogramm für Computerspiele-Entwickler. Für diesen Zweck stehen der Kulturstaatsministerin Claudia Roth in den kommenden Jahren in Summe 100 Mio. € zur Verfügung (zunächst 33,3 Mio. € für 2024).

In einer Stellungnahme begründet Außendorf dieses ‚Games-Sondervermögen‘ damit, dass die vom Verband geforderte Aufstockung der Mittel im Wirtschaftsministerium die zweifellos vorhandenen, strukturellen Probleme der bestehenden Games-Förderung nicht gelöst hätte. Auch die vom zuständigen Minister Robert Habeck angemahnten „Sowieso-Mitnahme-Effekte“ hätte es weiterhin gegeben, wodurch es zu einer „Problemverschiebung in die Folgejahre“ gekommen wäre.

Die Politik war sich daher dessen bewusst, dass es so nicht weiter gehen könne, weil es erkennbar an Planbarkeit und Berechenbarkeit mangelt – Erkenntnisse, die mutmaßlich auch der für Ende November angekündigte Abschlussbericht der beauftragten Wirtschaftsprüfer aufzeigen wird.

Dem Bund gehe es jetzt darum, gerade kleine und mittelgroße Studios besser zu unterstützen. Die neue Förderrichtlinie, die Ende 2024 in Kraft treten soll, könnte zum Beispiel Höchstgrenzen enthalten.

Parallel wird bei der Kultur- und Medienbeauftragten Claudia Roth besagtes neues Förder-Programm aufgelegt und mit 100 Mio. € ausgestattet. Schwerpunkt: die Betonung der „Bedeutung von Games für die Kultur“.

Es handelt sich also um eine Art Interims-Lösung, um in den kommenden Monaten die handwerklichen Schwächen der bestehenden Games-Förderung zu korrigieren.

Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Während Startups und Indie-Studios schon kurzfristig von Zuwendungen profitieren dürften, müssen sich Mittelständler, Publisher und Investoren darauf einstellen, dass frühestens ab Anfang 2025 wieder mit substanziellen Produktionskosten-Zuschüssen für mittelgroße und große Projekte zu rechnen ist.


Haushalt 2024: Neuer Förder-Topf für Games im Kanzleramt

Meldung vom 17. November 2023 (16 Uhr): Drei Richtige mit Zusatzzahl – so lautet in etwa das Ergebnis der sogenannten Bereinigungssitzung im Haushalts-Ausschuss des Bundestag, zumindest aus Sicht der deutschen Games-Branche. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag wurden letzte Korrekturen an der Finanzplanung für 2024 vorgenommen – einige Kürzungen wurden zurückgenommen, andere abgemildert, Manches sogar aufgestockt.

Die gute Nachricht: Es gibt im kommenden Jahr mehr Geld für Games made Germany – und zwar gar nicht mal wenig, nämlich 33,3 Mio. €.

Die möglicherweise nicht ganz so gute Nachricht: Diese zusätzlichen Subventionen verteilt nicht das bis dato zuständige Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Sondern: das Kanzleramt in Gestalt von Kultur-Staatsministerin Claudia Roth (Bündnis 90 / Die Grünen), wie das Büro von Grünen-Haushälter Sven-Christian Kindler auf GamesWirtschaft-Anfrage bestätigt.

Roth koordiniert einen Etat von mehr als zwei Milliarden €, darunter auch die üppig ausgestattete Film- und TV-Förderung – und nun eben auch einen Teil der Games-Förderung.

Bemerkenswert: Das neue 33-Mio.-€-Budget trägt den Titel „Anreiz zur Stärkung der Entwicklung und Produktion von Computerspielen in Deutschland“ und dient zur „konzeptionellen Entwicklung und Umsetzung eines kulturellen Förderprogramms für Computerspiele auf Bundesebene“.

Was es mit dieser Zweiteilung von Zuständigkeiten, Förderzielen und Fördertöpfen auf sich hat – völlig unklar. Zumal die veranschlagten Mittel für die seit 2019 laufende Computerspiele-Förderung und den Deutschen Computerspielpreis in Habecks Haushaltsplan faktisch unverändert bleiben. Was in der Praxis bedeutet, dass der seit Mai geltende Antrags-Stopp beim BMWK auch für 2024 gilt, weil der Games-Etat von rund 49 Mio. € bereits vollständig für bewilligte Projekte verplant ist.

Beim Branchenverband Game reagiert man einigermaßen erstaunt auf die überraschende Lage. Geschäftsführer Felix Falk spricht von „vielen offenen Fragen“, die sich aus der heutigen Entscheidung ergeben. „Daher ist es jetzt wichtig, dass sich das Bundeswirtschaftsministerium und die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien gemeinsam mit der Games-Branche schnellstmöglich abstimmen, wie die zusätzlichen Mittel konkret eingesetzt werden sollen. Entscheidend muss dabei weiterhin sein, dass die Rahmenbedingungen für die Games-Unternehmen planbar, konsistent und international vergleichbar sind.“

Gleichwohl dankt Falk den Haushältern für das „starke politische Signal“, gerade vor dem Hintergrund der schwierigen Haushaltslage. Erst am Mittwoch hatte das Bundesverfassungsgericht ein 60-Mrd.-€-Loch aufgerissen, indem es die Umschichtung überschüssiger Corona-Hilfen untersagte.

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4 Kommentare

  1. Man darf gespannt sein, ob das Geld tatsächlich kommt und welche Spiele dann gefördert werden. An sich ist es sicher nicht schlecht, wenn nun auch mal das Kulturministerium etwas übernimmt – fraglich mag aber durchaus sein, wie es dann in Zukunft mit der bisherigen Förderung aussieht. Thematisch ist man mit Kultur ja durchaus näher dran. Hoffentlich sorgt das Ganze aber nicht für mehr Chaos als nötig und am Ende kommt dann doch weniger an, weil aufzuholen gibt es vieles.

  2. Es bliebe zu klären was genau ein Kulturgut im Sinne des Förderprogramms darstellt. Werden wir demnächst massenhaft Klone von Dorfromantik sehen oder kann man sich als Entwickler trotzdem frei entfalten, auch wenn es sich dabei um kontroverse Themen handelt?

    • Falsch! Förderung von Startups und kleineren Unternehmen ist durchaus sinnvoll. Was allerdings Steuergeldverschwendung wäre, ist wenn sich große börsennotierte Unternehmen Fördergelder einverleiben können um damit den eigenen Kurs nach oben zu treiben und Gelder in die Taschen der Aktionäre, Investoren und Vorstände zu spülen

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