Start Meinung PlayStation 5-Nachfrage: Gier frisst Hirn (Fröhlich am Freitag)

PlayStation 5-Nachfrage: Gier frisst Hirn (Fröhlich am Freitag)

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Objekt der Begierde: der Controller der neuen PlayStation 5 (Foto: Sony Interactive)
Objekt der Begierde: der Controller der neuen PlayStation 5 (Foto: Sony Interactive)

Die enorme Nachfrage nach der PlayStation 5 lässt Verbraucher unvorsichtig werden – und damit zur leichten Beute von Kriminellen.

Verehrte GamesWirtschaft-Leser,

„Die Gier ist gut. Die Gier ist richtig. Die Gier funktioniert.“

So lautet die zentrale Botschaft von Michael Douglas alias Gordon Gekko in Oliver Stones Wall Street von 1987.

Dass Gier funktioniert, lässt sich in diesen Tagen auch jenseits von leergeräumten Klopapier-Regalen besichtigen. Und das hat viel damit zu tun, dass es sehr viele Menschen gibt, die dringend eine PlayStation 5 für unverbindlich empfohlene 499,99 Euro kaufen möchten – und sehr wenige seriöse Anbieter, die diesen Wunsch vor Weihnachten noch erfüllen können.

Zum Deutschland-Start am kommenden Donnerstag sollen wieder Kontingente freigeschaltet werden. Man wird eine Menge Glück brauchen, um just jene Millisekunde abzupassen, in der überhaupt Bestellungen angenommen werden. Mittlerweile ist auch offiziell, was sich schon seit Wochen abzeichnet: Im stationären Handel wird es überhaupt keine Konsolen geben.

Der zugegebenermaßen unerträgliche Gedanke, über die Weihnachtsfeiertage oder gar bei einem erweiterten Lockdown ohne Next-Generation-Spielkonsole dazustehen, führt dazu, dass bei manchem Kunden eine temporäre Synapsen-Kernschmelze einsetzt. Geld spielt in diesem Kontext schon längst keine Rolle mehr.

Wenn Anfang der 2000er „Geiz ist geil“ galt, dann lautet das Motto eingangs der 2020er eben: „Gier ist gut“.

Fröhlich am Freitag - die wöchentliche Kolumne bei GamesWirtschaft
Fröhlich am Freitag – die wöchentliche Kolumne bei GamesWirtschaft

Schon seit dem Spätsommer explodieren die PlayStation-5-Tarife auf Ebay, wo sich semiprofessionelle Vorbesteller schweren, schweren Herzens wieder von ihrem Fang trennen – 700, 800, 900 Euro und mehr werden aufgerufen und bezahlt.

Nun kann man sagen: Selbst schuld, wer da zugreift. Doch natürlich darf und soll jeder investieren, was er für angemessen und leistbar hält.

Problematisch wird es spätestens dann, wenn die klaffende Lücke zwischen Angebot und Nachfrage kriminelle Energie entfaltet. Wie beim Hütchenspiel braucht es auch hier immer zwei: Einen, der andere aufs Kreuz legt – und Leute, die das mit sich machen lassen.

Die Gier ist dermaßen ausgeprägt, dass Konsumenten jeden Argwohn beiseite schieben und schwindligen Online-Buden 500 Euro überweisen. Dazu müssen diese Fake-Shops lediglich behaupten, dass jeder (wirklich: jeder!) eine PS5 bekommt, der jetzt bestellt und rechtzeitig (voraus)bezahlt. Überwiegend handelt es sich um „Händler“, die vor wenigen Wochen noch gar nicht existierten, die sich Geschäftsführer, Gütesiegel und Handelsregisternummer ausgedacht haben oder die Telefonnummer einer wildfremden Firma angeben. Solche Seiten finden Sie weiterhin zuhauf im Netz.

Mag der Anblick der begehrten PS5-Auftragsbestätigung zunächst für reichlich Dopamin-, Endorphin- und Serotonin-Ausschüttung sorgen, können die Kunden offenkundig erst nach der Abbuchung des Geldes wieder klar denken. Auch in dieser Woche hatte ich wieder Menschen in der Leitung, denen man nur zuraten kann, sich wahlweise juristischen oder seelsorgerischen Beistand zu suchen.

Denn mit einiger Wahrscheinlichkeit werden die Geprellten ihr Geld nie wieder sehen – und die PS5 erst recht nicht. Also weder Kohle noch Konsole. Es wird vielmehr so laufen wie im Frühjahr bei der großen Switch-Depression: Die Websites sind plötzlich offline, ans Telefon geht überraschenderweise niemand mehr ran und die Halunken sind über alle Berge.

Falls auch Sie einer PS5 hinterher jagen: Seien Sie nicht wie Gordon Gekko. Seien Sie wie Yoda: Geduld du haben musst. Ein paar Tipps, wie es doch noch mit der PS5 klappen könnte, haben wir hier zusammengestellt.

Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen

Petra Fröhlich
Chefredakteurin GamesWirtschaft


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