Start Marketing & PR Cyberpunk 2077: CEO entschuldigt sich für Crunch-Relativierung

Cyberpunk 2077: CEO entschuldigt sich für Crunch-Relativierung

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Die Lobby von CD Projekt in Warschau (Foto: CD Projekt)
Die Lobby von CD Projekt in Warschau (Foto: CD Projekt)

„Alles nicht so dramatisch“? Der Vorstands-Chef von CD Projekt relativiert die Crunch-Phasen in der Cyberpunk 2077-Entwicklung – und entschuldigt sich tags darauf.

Lassen sich Großproduktionen wie Red Dead Redemption 2, The Last of Us 2 oder eben Cyberpunk 2077 ohne ‚Crunch‘ entwickeln? Also ohne wochen-, teils monatelange Überstunden und Wochenend-Einsätze, gerade in der Schluss-Phase eines Spiele-Projekts?

Trotz bester Vorsätze und öffentlicher Beteuerungen ist dies dem Warschauer Studio CD Projekt Red nicht gelungen: Im September 2020 musste das Management einräumen, dass auf der Zielgeraden eine Sechs-Tage-Woche eingeführt wird. Anders ließe sich Cyberpunk 2077 nicht pünktlich und in der gewünschten Qualität sicherstellen. Immerhin würde die Mehrarbeit vollumfänglich entlohnt, zudem würde ein Teil des Gewinns an die Mitarbeiter ausgeschüttet.

Doch alle Bemühungen haben nicht gereicht, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie: In dieser Woche musste Cyberpunk 2077 um weitere drei Wochen verschoben werden – diesmal auf den 10. Dezember 2020.

Die Maßnahme hat natürlich unmittelbare Auswirkung auf die Zahlen des Mutterkonzerns CD Projekt S. A. (GOG, The Witcher 3, Gwent). Mit über 1.100 Mitarbeitern und einer Marktkapitalisierung von derzeit 7,5 Milliarden Euro gehört das Unternehmen neben Ubisoft zu den größten Spieleherstellern Europas.

Im Rahmen einer kurzfristig einberufenen Telefonkonferenz mit Investoren und Analysten wurde Vorstands-Chef Adam Kiciński auf das Thema Crunch angesprochen: „Actually, it’s not that bad – and never was.“ („Eigentlich ist das nicht so dramatisch – und war es auch noch nie“). Natürlich seien die Medien auf das Thema aufgesprungen – und einige Kollegen hätten „hart gecruncht“. Ein großer Teil des Teams sei aber zu keiner Zeit von Crunch betroffen gewesen, da ihre Arbeiten bereits erledigt worden wären.

Konkret beträfe die Mehrarbeit insbesondere die Qualitätssicherung sowie Programmierer. Das Team sei glücklich über die zusätzlichen drei Wochen, insofern gäbe es keine Beeinträchtigungen mit Blick auf Crunch.

Nach Informationen von Bloomberg-Autor Jason Schreiber habe Adam Kiciński am heutigen Nachmittag eine E-Mail an die Belegschaft gesendet, in der er sich für just diese Aussagen entschuldigt. Wörtlich heißt es: „Ich wollte zum Crunch gar nichts sagen, hab’s aber doch getan – und das in einer erniedrigenden und verletzenden Art und Weise. (…) Ich habe nichts zu meiner Verteidigung vorzubringen. Was ich gesagt habe, war nicht nur unglücklich formuliert, sondern völlig falsch.“

Er sei stolz darauf, welche Leidenschaft das Team jeden Tag in das Spiel einbringe.

In den sozialen Medien werden sowohl die Termin-Verschiebung als auch die Crunch-Vorwürfe gegenüber CD Projekt Red kontrovers diskutiert – auch prominente Influencer haben sich in die Debatte eingeschaltet. Cyberpunk 2077-Spieldesigner Andrezej Zawadski zitierte via Twitter gar aus Morddrohungen gegenüber den Entwicklern vor dem Hintergrund der Verschiebung.

Cyberpunk 2077 erscheint am 10. Dezember für PlayStation 4, Xbox One, PC und Google Stadia – kostenlose Upgrades für PlayStation 5 und Xbox Series X folgen im kommenden Jahr.