Start Wirtschaft Alles auf Rot: Woche der Wahrheit für Saturn

Alles auf Rot: Woche der Wahrheit für Saturn

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Längst Geschichte: der Saturn-Standort in Fürth wurde im Frühjahr 2023 geschlossen (Foto: GamesWirtschaft / Fröhlich)
Längst Geschichte: der Saturn-Standort in Fürth wurde im Frühjahr 2023 geschlossen (Foto: GamesWirtschaft / Fröhlich)

Die Zusammenlegung der Bonus-Programme am Mittwoch schafft Fakten: MediaMarkt verdrängt die Schwester-Marke Saturn – vor Ort und im Netz.


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Gemeinsamer Online-Shop, gemeinsamer Einkauf, gemeinsame Werbung („Let’s go!“), wechselseitige Service-Leistungen, identisches Sortiment und einheitliche Preise: Die Grenzen zwischen den Elektronikmarkt-Riesen MediaMarkt und Saturn sind in den vergangenen Jahren immer mehr verschwommen – zunächst unmerklich, spätestens seit Anfang 2023 ganz gezielt und ohne vordergründige Konkurrenz, wie sie über Jahrzehnte praktiziert wurde.

Mittlerweile hat die gemeinsame Konzernmutter Ceconomy erkennbare Mühe, einigermaßen plausibel einen Unterschied zwischen beiden Marken zu benennen.

De facto gibt es diesen Unterschied nicht mehr. Offenkundigstes Signal: Eine Saturn-Filiale nach der anderen wird zum MediaMarkt umgebaut. Das Firmenportrait auf der offiziellen Saturn-Website spricht von „rund 140 Standorten“ in Deutschland – Stand Juni 2025 sind es nach GamesWirtschaft-Zählung kaum mehr als die Hälfte, nämlich 70. Tendenz: stark sinkend. Zuletzt wurden mehrere Filialen in NRW umlackiert, darunter Neuss, Hilden, Weiden, Oberhausen und Aachen.

Selbst das historische Saturn-Stammhaus am Kölner Hansaring ist seit kurzem ein MediaMarkt – und bereits seit dem Herbst 2024 auch der bis dato „größte Elektrofachmarkt der Welt“ in der Hamburger Mönckebergstraße. Im gleichen Maße, wie das Saturn-Filialnetz schrumpft, steigt die Zahl der MediaMarkt-Standorte – nämlich auf über 300 im ganzen Bundesgebiet.

Die Düsseldorfer Ceconomy AG selbst legt nach wie vor großen Wert darauf, dass Saturn ein „essentieller Bestandteil“ des Portfolios bleibe – in welchem Umfang und mit welchem Ziel: unklar. Schließlich ist das markante Saturn-Logo längst aus Dutzenden Fußgängerzonen und Einkaufszentren verschwunden – einige Bundesländer sind inzwischen komplett ent-saturnt.

Alles auf Rot: Woche der Wahrheit für Saturn

In dieser Woche erfolgt nun der nächste Schritt auf einem offenkundigen, wenngleich offiziell noch hart dementierten Weg, an dessen Ende die gezielte Abwicklung der Marke Saturn steht.

Denn am Mittwoch (11. Juni) werden die beiden Bonus-Programme MyMediaMarkt und MySaturn zusammengelegt. Das Unternehmen verkauft die Maßnahme unter dem Motto „Aus 2 wird 1malig“ – und möglicherweise gilt dies auch für die konzernweite Markenstrategie.

Schon Ende 2024 – lange vor seiner Ernennung zum Bundes-Digitalminister – hatte der damalige CEO Karsten Wildberger in Podcasts mit Blick auf die Abgrenzung keine Bestandsgarantie für die Marke Saturn abgeben wollen. Zwar sei Saturn traditionell etwas stärker mit dem Thema Gaming verbunden – doch dass dies auf Dauer nicht als Alleinstellungsmerkmal reicht, war auch Wildberger klar. Zumal Saturn nur noch in Deutschland am Leben erhalten wird – in allen anderen europäischen Ländern kommt ausschließlich die ‚rote‘ Konzern-Schwester zum Einsatz.

Sprich: Wenn Ceconomy investiert, dann in MediaMarkt – und nur in MediaMarkt. In der Branche geht man daher davon aus, dass das Schicksal von Saturn längst besiegelt ist – und dass es nur noch einer offiziellen Bestätigung bedarf, die möglicherweise schon in diese Woche im Rahmen der Fusion beider Loyality-Systeme erfolgt.

Es wäre das Ende einer Marke, die mit Slogans wie „Geiz ist geil“ und Testimonials wie Tech-Nick (verkörpert von Antoine Monot Jr.) deutsche Einzelhandels-Geschichte geschrieben hat.


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