Bayerische Games-Entwickler können ab 1. Januar Anträge für Darlehen von maximal einer halben Million Euro stellen. Die EU hat dem Antrag des Wirtschaftsministeriums zugestimmt.
[no_toc]Kredite im Volumen von höchstens 200.000 Euro innerhalb von drei Jahren durfte der Filmförderfonds Bayern (FFF Bayern) bislang an einzelne Unternehmen auszahlen. Mit derartigen Obergrenzen will die EU verhindern, dass sich Subventionen womöglich wettbewerbsverzerrend auswirken. Wurde diese Maximalsumme nicht überschritten, war sie seitens der EU-Wettbewerbshüter nicht genehmigungspflichtig – Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang von einer „De-Minimis-Regelung“.
Doch der Freistaat Bayern will Spiele-Projekte künftig in deutlich größerem Umfang unter dem Etikett der „Kulturförderung“ unterstützen – und die EU-Kommission hat dafür Anfang September grünes Licht gegeben. Ab 1. Januar 2018 steigt das maximale Fördervolumen von 200.000 Euro auf 500.000 Euro. Auch künftig handelt es sich nicht um Geschenke, sondern um „bedingt rückzahlbare Darlehen“, sprich: Falls ein Spieleprojekt Gewinn abwirft, muss die Kreditsumme anteilig an den Staat zurückgezahlt werden. Dieser Fall ist bislang allerdings selten eingetreten.
Wichtig dabei: Der neue Maximalbetrag von einer halben Million gilt nur für die sogenannte Produktionsförderung, also für die eigentliche Spiele-Entwicklung. Für die Erarbeitung eines Konzepts fließt ein maximaler Zuschuss von 20.000 Euro, für den Prototypen beträgt der maximale Darlehensbetrag 80.000 Euro – in Ausnahmefällen auch 120.000 Euro. Förder-Anträge, die bis 10. Oktober 2017 eingehen und im November entschieden werden, fallen noch unter die alte Regelung. Für alle künftigen Projekte ab 2018 gilt die neue Richtlinie.
FFF Bayern: Games-Förderung steigt auf 1,9 Millionen Euro
Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU), deren Ministerium sich für die Aufstockung eingesetzt hat, sieht im positiven Bescheid aus Brüssel eine Stärkung der bayerischen Studios im internationalen Wettbewerb. FFF-Geschäftsführer Klaus Schäfer bezeichnet die neue Richtlinie als „Meilenstein in der bayerischen Games-Förderung“.
Innerhalb der deutschen Games-Förder-Landschaft ist das Paket zweifellos ein gewaltiges Pfund – zumal auch das erneut erhöhte Gesamtvolumen von jährlich 1,9 Millionen Euro deutschlandweit als einmalig gilt.
Schon jetzt sind die Bayern deutscher Rekordmeister im Verteilen von Games-Fördergeldern: Die exklusive GamesWirtschaft-Auswertung zeigt, dass sechs der zehn größten Spiele-Förderungen der vergangenen Jahre dem FFF Bayern zuzurechnen sind. Die Zuwendungen bewegten sich jeweils zwischen 160.000 und 200.000 Euro. Der bisherige Höchstbetrag wurde nur einem einzigen Spiel zuteil: dem im März 2017 veröffentlichten Unterwasser-Strategiespiel „Subsiege“ von Icebird Studios.
Games-Förderung: FFF Bayern führt Kulturtest ab 2018 ein
Ähnlich wie im Falle des BIU-Steuermodells sieht die neue Richtlinie einen sogenannten „Kulturtest“ vor, wie er auch in anderen europäischen Ländern vorgeschrieben ist.
Konkret muss das Projekt eine Reihe von Kriterien erfüllen, die aber keine unüberwindbare Hürde darstellen dürften. So kann es unter anderem genügen, wenn das Spiel auch in deutscher Sprache erscheint und einen Bezug zu Deutschland oder Europa enthält. Wichtig ist allerdings, dass das Spiel auch tatsächlich vorwiegend in Bayern entwickelt wird – oder von Entwicklern, die „anderweitig mit der bayerischen Kultur vertraut“ sind, beispielsweise durch einen „entsprechenden Aufenthalt in Bayern oder Deutschland“.
Trotz der aufgestockten Mittel: Bavaria’s next „Playerunknown’s Battlegrounds“ wird mit der neuen Richtlinie auch künftig nicht entstehen. Denn wie bisher fördert der FFF Bayern ausschließlich Spiele, die maximal eine USK-16-Altersfreigabe erwarten lassen. Das schließt Spiele aus, die sich explizit an ein erwachsenes Publikum richten. „Kulturell wertvoll“ sind aus Sicht der Bayern also nur Spiele für Kinder und Jugendliche.