Der Markt hat sich auf Anhieb in die Steam Machine verkuckt – auch deshalb, weil Valve die Leichtigkeit ins Gaming zurückbringen könnte.
Verehrter GamesWirtschaft-Leser,
verehrte GamesWirtschaft-Leserin,
als ich Mitte Oktober vom Flughafen Wien in den Arbeits-Urlaub abhob, wurde der Check-In via Self-Bag-Drop-Off abgewickelt, wie er mittlerweile an vielen Airports üblich ist. Bordkarten-QR-Code vom Smartphone abscannen, ausgedrucktes Etikett ans Gepäck flanschen und Koffer zwecks Wiegen und Weitertransport aufs Förderband wuchten – fertig.
Der komplette Vorgang war in handgestoppten fünf Minuten erledigt.
Anders beim Rückflug von den Kanaren: Endlose Schlangen bildeten sich an den Gepäckschaltern, wo das Flughafen-Personal nach 45 Minuten des Anstehens exakt die gleiche Tätigkeit wie meinereiner in Wien durchführte – Bordkarte scannen, Anhänger ausdrucken, um den Griff des Koffers winden. Ausgang B32, thanks and enjoy your flight.
Es fühlte sich an, als habe man zwecks Abholung von Kontoauszügen wieder beim Sparkassen-Beamten vorstellig werden müssen. Eine Zeit, die sich ungefähr niemand zurückwünscht.
Analog zum wachsenden Marktanteil der Selbst-Scanner-Kassen in Super- und Baumärkten ist davon auszugehen, dass die Zeit gegen die ‚persönliche‘ Schalter-Betreuung bem Check-In läuft – und zwar buchstäblich: Die schnellere, einfachere und bequemere Variante gewinnt. Immer. Weshalb auch nicht irrsinnig viel dafür spricht, dass das „Hammwer in der Farbe und in Ihrer Größe nicht da – müsst ich bestellen“-Offline-Shopping-Erlebnis zeitnah wieder Marktanteile aufbaut.
Oder wie es Embracer-Boss Phil Rogers in dieser Woche formulierte: Change is the only constant.

Das gilt endlich auch wieder für den etwas eingerosteten Konsolen-Markt – wo sich Valve, Betreiber der marktführenden PC-Vertriebsplattform Steam, als gleichermaßen ernstzunehmender wie ehrgeiziger Mitspieler im Hardware-Segment profiliert. Aus dem Nichts hat das US-Unternehmen in dieser Woche einen bunten Strauß an neuen Produkten vorgestellt, darunter ein Gamepad, das vermutlich nicht allzu viele Design-Preise abräumen wird.
Erkennbar am meisten elektrisiert wurde das Netz von der Steam Machine – ein knuffiger schwarzer Würfel, kaum größer als eine Computer-Lautsprecher-Box, der als Wohnzimmer-Konsole konzipiert ist, sich aber genauso als unkomplizierter Spiele-PC eignen soll.
Es hat nur wenige Minuten gedauert, bis sich das Netz in das Gerät schock-verliebt hatte. Seitdem firmiert der Würfel unter Gabecube – in Anlehnung an Nintendos legendären Gamecube und reminiszierend auf den Vornamen von Valve-Boss Gabe Newell.
Das charmante Ankündigungs-Video präsentiert die Vorzüge mit einer Apple-kompatiblen Fluffigkeit und Selbstverständlichkeit, die gar nicht erst Zweifel aufkommen lässt, ob und warum man das Ding überhaupt braucht. Sondern vielmehr die Frage aufwirft, ob der Würfel am besten unter oder neben dem Fernseher platziert wird. Oder doch ins Bücherregal? Und welche Front-Abdeckung würde wohl harmonieren?
Die Steam Maschine verspricht eine Plug & Play-User-Experience wie beim Self-Bag-Drop-Off: anstöpseln, einloggen, Abflug. Ohne sich Gedanken um die optimale Auswahl und Abstimmung einzelner PC-Komponenten zu machen. Und wo – anders als auf PlayStation, Xbox und Switch 2 – auch kein kostenpflichtiger Abo-Dienst nötig sein wird, um Online-Multiplayer-Modi zu nutzen. Big win.
Einen konkreten Termin gibt es noch nicht – und erst recht keinen Listenpreis. Die Bandbreite der Schätzungen reicht von bis – irgendjemand wird im Nachgang schon richtig liegen.
Wo auch immer sich die Steam Machine preislich einsortiert: In einem festzementierten Markt ist der kompakte Zauber-Würfel schon jetzt genau die Art Stoßlüftung, die den Muff vertreibt und zumindest temporär für eine frische Brise sorgt. Und mit etwas Glück sogar die Microsoft-Ingenieure dazu ermuntert, mit Blick auf die nächste Hardware-Iteration mal wieder ein bisschen mehr out of the Xbox zu denken.
Wie gesagt: Change is the only constant. Jetzt fehlt nur noch ein ernstzunehmender Mitbewerber, der ein spürbares Gegengewicht zum Quasi-Monopolisten Steam entwickelt.
Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen
Petra Fröhlich
Chefredakteurin GamesWirtschaft
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